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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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das irgendwo im Kartell aufbewahrt wurde. Jemand dort draußen hielt den Schlüssel in Händen, der – so hoffte er – ihm half, eine dunkle Tür in seinem Geist für immer zu verschließen.
    Aber er war ein Außenseiter ohne Ruf oder Ansehen, möglicherweise ein Spion einer der vielen Organisationen. Er konnte seine wahre Identität nicht preisgeben und hatte weder genug Geld noch ein Druckmittel, um das, was er suchte, aus den schweigenden Mündern herauszubekommen. Einige der Leute, mit denen er sprach, sagten ihm offen, dass er zu begehrlich aussah, um ihm zu vertrauen. Andere hatten ihn zu seiner Überraschung bereits als Agenten der Schwestern erkannt, was ihm Unbehagen bereitete. Dadurch waren sie ihm gegenüber zwar zur Dankbarkeit verpflichtet, aber scheinbar noch nicht genug.
    Nach seiner Rückkehr von dieser blutigen Mission wartete eine anonyme Nachricht in seinem Quartier auf ihn. Sie dankte ihm für seine Bemühungen – allein das war unglaublich, da bisher noch nicht einmal das Oberkommando der Angels den Abschlussbericht über die Mission erhalten hatte – und bat ihn, eine bestimmte Adresse aufzusuchen. Man gab ihm bewusst zwei volle Tage Zeit bis zu dem Treffen. Er wusste das zu schätzen, denn er brauchte mehr Zeit, um herunterzufahren.
    Drem verließ sein Quartier, ließ die Grenzen der Angel-Station hinter sich und begab sich hinauf in die vornehmeren Wohnbereiche. Unterwegs musste er verschiedene Sicherheitskontrollen passieren. Jede war noch strenger als die vorherige. Einmal wurde Drem sogar von einem angespannt aussehenden
Mann auf virale Substanzen durchsucht. Dieser machte nicht einmal den Versuch, die Waffen, die er trug, zu verbergen. Die Wachen an den Kontrollpunkten sprachen nicht viel, aber Drem hatte das merkwürdige Gefühl, dass sie gewusst hatten, wer er war, noch bevor er an ihren Sperren ankam.
    Zu seiner Überraschung wurde er nicht in einen fensterlosen Raum gebracht, sondern man geleitete ihn durch den Block der Wachen, dann mehrere Flure entlang und schließlich durch eine Öffnung in einen großen, sonnigen Park, in dem kleine Menschengruppen langsam über Gras spazieren gingen. In der Ferne standen Bäume. Außerdem konnte er mindestens drei große Teiche sehen.
    Die Wache zeigte auf einen Tisch am anderen Ende. Dort saß ein grauhaariger, weißgekleideter Mann geduldig und schaute auf die Bäume. Drem setzte seinen Weg fort und erwartete, dass die Wache ihm folgte, aber diese ging wieder auf ihren Posten.
    Als Drem sich dem Mann in Weiß näherte, schaute er sich um. Er erkannte niemand anders hier. In einiger Entfernung befand sich eine Person, die Captain Kiel Rhan merkwürdig ähnlich sah. Sie hatte dieselbe steife Haltung und war ebenso geradlinig gebaut, aber weitere Einzelheiten konnte er nicht erkennen.
    Der Mann in Weiß lächelte Drem an und erhob sich, als dieser sich näherte. »Es ist mir ein Vergnügen, unseren neuesten Helden kennenzulernen«, sagte er und streckte seine Hand aus. Drem wurde ganz verlegen. Er ergriff die Hand, schüttelte sie und setzte sich auf den Platz, der ihm am Tisch angeboten wurde.
    Die Luft an diesem Ort erschien Drem wunderbar frisch. Die Hälfte seiner Zeit verbrachte er in den überfüllten Gemeinschaftsräumen der Angels, die andere Hälfte steckte er in dem gefilterten Innenraum seines Schutzanzugs. Er atmete tief
durch und stellte sich vor, dass er die Luft eines Waldplaneten atmete. Die Sonne ging unter, und ihre Strahlen reflektierten in der Ferne von Hoverfahrzeugen wie Regentropfen im roten Sommer.
    »Männer wie Sie machen mich stolz darauf, dass unsere Organisation mit den Schwestern zusammenarbeitet. Ihre Bemühungen sind keinesfalls unbemerkt geblieben.«
    »Es ist meine Pflicht und mir eine Ehre, Sir.« Drem fragte sich, wie sehr die kriminellen Elemente der Angels mit ihrer Führung verstrickt waren. Er hatte den Verdacht, dass nur sehr wenige Menschen das wussten, beziehungsweise dass diejenigen, die es herausfanden, nicht mehr lange zu leben hatten.
    »Abgesehen davon ist es äußerst ungewöhnlich, dass ein Agent der Schwestern versucht, mit unserem Kader Verbindung aufzunehmen«, sagte der Mann. »Auch, wenn er es anonym versucht.«
    »Ich nehme an, dass ich in Geheimniskrämerei nicht sehr gut bin«, sagte Drem ein wenig niedergeschlagen.
    »Och, das würde ich nicht sagen. Sie leben immer noch«, sagte der Mann mit einem ironischen Grinsen, das den Ernst der Situation nicht vollkommen verbergen konnte.

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