Eve - Das brennende Leben
zuckte auf sehr menschliche Weise mit den Schultern. »Wieso erschaffen? Wer sagt, dass er nicht gewachsen ist?«
Bevor Drem eine Antwort darauf einfiel, fügte die Frau hinzu: »Geh jetzt. Triff deine Entscheidungen. Versuche, die richtigen zu treffen. Es wird mehr geben, als du glaubst.«
Drem drehte sich um und ging langsam davon.
Durch die Luft erklang ihre leise Stimme: »Eines Tages, wenn du jemals den richtigen Pfad findest, sprich noch einmal mit mir. Und ich werde dir das geben, was du verlangst, damit du tun kannst, was wirklich getan werden muss.«
Nachdem sie es zu ihrem Cruiser geschafft hatten und auf dem Heimflug waren, erhielt Drem von einem anonymen Absender, der nicht zurückverfolgt werden konnte, ein kleines, verschlüsseltes Datenpaket, das nur durch seine Bio-ID entschlüsselt werden konnte. Das Paket enthielt einige geheime Stationsgrundrisse, kurze Informationen über verschiedene Schlüsselfiguren auf dieser Station und eine abgekürzte Liste der hochrangigen Einwohner.
Dadurch erfuhr er zwei Dinge.
Zunächst, dass diese Frau – egal, wie verrückt sie war – wirklich Zugriff auf eine wahre Fundgrube an Informationen besaß. Einige davon würden für ihn zugänglich sein, wenn er es brauchte.
Zum Zweiten war auf dieser Liste – auf dieser kleinen, toten Liste aus Buchstaben, Bytes und Diagrammen – ein Name, der unterstrichen worden war. Der Name eines Kapselpiloten, der sein unantastbares Leben in Sicherheit, mit Geld und mit Macht lebte.
Der Name des Mannes, der Drems Kolonie zerstört hatte.
11. Kapitel
Als die beiden Frauen ihr Shuttle verließen, begrüßte sie draußen warme Luft. Die Hitze waberte über dem glühend heißen Boden und ließ alles viel näher erscheinen. Ralea schirmte ihr Gesicht mit der Hand gegen die Sonne ab. Dabei legte sie instinktiv ihre Finger um einige Gebäude, die sich am Horizont befanden. Es war, als ob diese genau vor ihr standen – bis sie versuchte, sie zu berühren.
Alles war so natürlich, als ob sie im Zeitalter der Fruchtbarmachung gelandet wären. Neben dem Asphalt der Landebahn lagen Felder, auf denen Arbeiter die Ernte einbrachten. Ihre schweißbedeckten Körper glitzerten. Hügel waren zu sehen, die nur darauf warteten, dass mit Sandalen bekleidete Füße sie überquerten. Alles war golden, alles war hell.
Die Reise hierher hatte nicht lange gedauert. Sie hatten genug Zeit gehabt, zu packen und ihren Rückzug so vorzubereiten, dass das Auge des Gesetzes ihnen nicht folgen konnte. Für Ralea war das eine nette Abwechslung von den kürzlich erfahrenen Schrecken des Gallente-Wahnsinns. Wenn sie neu erschaffen werden musste, dann nur von innen heraus; mehr noch, es musste aus dem Geist heraus geschehen: eine wahre innere Veränderung, die nicht in der Maschinerie des Fleisches begründet war, sondern in der Funktion der Seele.
Sie befanden sich mit einer Gruppe anderer Teilnehmer in einem religiösen Zufluchtsort auf Amarr-Gebiet. Alle hatten, aus welchem Grund auch immer, genug von den Werten und dem Rhythmus ihres alten Lebens. Deshalb hatten sie sich auf einen langen Aufenthalt eingerichtet. Der Planet befand sich nah genug am Zentrum des Imperiums, um vor Angriffen sicher zu sein. Doch er war auch weit genug weg, dass die endlosen Kämpfe und Sticheleien der königlichen Erben die ortsansässige Kultur noch nicht vergiftet hatte. Sie würden sich hier in Studien des Glaubens vertiefen und für ihren Lebensunterhalt auf den goldenen Feldern arbeiten.
Die Gruppe war noch nicht lange gelaufen, als sie auf dem Weg vom obersten Geistlichen empfangen wurde. Es handelte sich um einen älteren Mann mit freundlichem Äußeren und vielen Falten. Er trug eine braun-goldene Robe aus leichtem Stoff und Sandalen, die so aussahen, als würde er seit kurz nach seiner Geburt in ihnen laufen.
»Willkommen, alle zusammen«, sagte er. »Mein Name ist Sandan. Bitte nehmt eure Taschen und folgt mir.« Ralea und Heci gehorchten, wie die meisten anderen auch. Ein Mann allerdings murmelte: »Ich weiß ja nicht, was das hier für’n Ort ist. Um uns herum nur gottverdammte Sklaven, und wir müssen unser eigenes Gepäck durch die Gegend schleifen. Ich krieg noch ’nen Herzinfarkt.« Der Mann zerrte zwei Koffer mit Hilfsmotoren hinter sich her, die unter dem Gewicht, das sie trugen, quietschten und zitterten. Seine Haare waren feuerrot und glänzten in der gleißenden Sonne.
»Schade. Er sah eigentlich ganz gut aus«, flüsterte Heci Ralea zu, die vor
Weitere Kostenlose Bücher