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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ihren Händen, die anderen sahen sich um. Die Feuer warfen Schatten und zuckendes Licht über die Umgebung. Schließlich nahmen sie eine Frau wahr, die auf der anderen Seite der Grube saß – wie alle anderen, denen sie begegnet waren, in ein dunkles Gewand gekleidet. Die Haut ihrer Hände war wie Leder. Man sah ihnen an, dass sie gewöhnt waren zu arbeiten. Ihr Gesicht war ungeschminkt und voll tiefer Falten. Drem schätzte, dass sie trotzdem nicht wesentlich älter war als er.
    Was Drem stutzig machte, waren ihre Augen. Sie schienen in dem gedämpften Licht zu glühen. Er hatte in die Augen von Menschen geschaut, die unsagbares Leid durchlitten hatten. Ihr Geist hatte so furchtbare Zerstörung erlebt, dass er die Wand des Verstandes durchbrach und auf die andere Seite rannte. Er selbst war dem sehr nahe gewesen, aber in ihm befand sich immer noch genug Kampfeswille, um sich wieder auf den Weg zurück zu begeben.
    Im Ausdruck dieser Augen lag kein Widerstand. Drem sah in ihnen nur vollkommene und gelassene Hingabe – und die wahnsinnige Macht, die dadurch entstand.
    »Werft die Hure hinaus«, sagte sie.
    Das Team schwieg. Verena hob den Kopf und starrte die Frau ungläubig an. »Wie bitte?«
    Hona sagte: »Drei von euch können bleiben, aber die Frau
gehört nicht zwischen diese Wände.« An Verena gewandt fügte sie hinzu: »Ich kannte einmal jemanden in deiner Lage. Sie hat ganz andere Entscheidungen getroffen. Vielleicht solltest du in Zukunft darüber nachdenken.«
    Drem, der vor Entrüstung und Nervosität zitterte, sagte: »Wenn sie geht …«
    »Dann wird der Rest von euch bleiben. Spar dir die großen Auftritte für diejenigen, die sich davon beeindrucken lassen«, sagte Hona absolut ruhig.
    Drem schämte sich wegen der Erleichterung, die er bei diesen Worten verspürte. Er hasste die Frau für das, was sie zu Verena gesagt hatte, aber er war wirklich nicht sicher, ob er es über sich gebracht hätte, aus Protest zu gehen.
    Verena stand auf. »Ist schon gut. Ich gehe.«
    Yaman protestierte: »Hey, hör mal, du bist doch nicht den ganzen Weg hierher …«
    »Es ist in Ordnung!«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Ich bin müde und erschöpft. Ich will aus dem Gebiet der Angels raus. Irgendeine alte Hexe aus einem alten Märchen wird so oder so nichts ändern.« Sie legte eine Hand auf Drems Schulter, murmelte » Scheiß auf sie« – er war ziemlich sicher, dass nur er das gehört hatte – und ging hinaus.
    Der Rest saß schweigend da. Ihre Überraschung schlug langsam in Ärger um.
    »Ich weiß, was du willst«, sagte Hona zu Drem. »Und sag dem wütenden jungen Mann neben dir, dass er, wenn er das tut, was er vorhat, diesen Ort durch ganz andere Ausgänge verlassen wird.«
    »Verdammt, ich mache doch gar nichts«, sagte Yaman. Doch er zog ganz unauffällig eine Hand aus der Tasche.
    Hona schaute sie an. »Einer von euch ist ein Verräter, zwei sind Mörder und alle sind Lügner. Ihr gebt wirklich eine traurige Ansammlung ab.«

    Yaman sagte: »Du Scheißhexe hast uns doch hergerufen.«
    Hona sah erst ihn an und dann Drem, der betete, dass sie ihn nicht verraten würde. Das Team dachte immer noch, sie wären auf ihren Befehl hier und nicht, weil er einer Information nachjagte, die er gar nicht mal haben durfte.
    Nach einer Weile sagte sie zu Drem: »Du und ich, wir müssen uns unter vier Augen unterhalten.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Freunde hier allein lassen möchte«, sagte Drem in der Hoffnung, dass er seine Karten richtig ausspielte.
    »Wir kommen schon klar«, sagte Ortag. »Geh und hör dir an, was sie zu sagen hat. Dann kommst du wieder zurück und wir hauen von diesem irren, vermaledeiten Felsen ab.«
    Drem nickte und bedankte sich schweigend. Dann stand er auf, ging den Mittelgang hinunter in die Grube, durchquerte sie und stieg auf der anderen Seite zu Hona hinauf. Aus der Nähe sah sie noch verbrauchter aus. Es war, als ob eine gealterte Seele in einen jungen Körper verpflanzt worden war, der mit dieser Weisheit nicht umgehen konnte. Diese starren Augen sorgten aber dafür, dass er wachsam blieb.
    »Komm mit mir«, sagte sie und ging in die Dunkelheit davon. Er folgte ihr.
    Als sie außer Hörweite waren, sagte Drem mit leiser Stimme: »Ich möchte …«
    »Ich weiß, was du möchtest, junger Mann. Ich bin mir nur nicht sicher, ob du es auch bekommen solltest.«
    Drem war nicht sicher, was er darauf erwidern sollte. »Du … weißt, was mir widerfahren ist, nehme ich an.«
    Sie

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