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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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überzogen, in den man die zusammenlaufenden Linien des Amarr-Abzeichens geschnitzt hatte.
    Als die Gruppe näher kam, öffneten sich die hohen, alten Türen langsam und knarrend. Der Geistliche blieb am Eingang stehen, die Gruppe folgte seinem Beispiel. Jetzt, da sie näher bei ihm stand, konnte Ralea ihn besser sehen. Seine Stirn war mit einer kleinen Zierde versehen: Auf jeder Seite führten zwei schräge, parallele Linien nach oben. Darüber schwebte in der Mitte ein kleiner Punkt. Es sah so aus, als ob ein vierarmiger Mann seine Arme gen Himmel hob. Die Zierde verlieh ihm einen Ausdruck andauernder, wohlwollender Überraschung. Die Falten um seine Augen und sein Lächeln unterstrichen diesen Ausdruck noch.
    »Willkommen im Haus der Heiligen Schriften«, sagte er zu ihnen. »Ich freue mich, euch hierzuhaben.«
    Er wies auf einen Sklaven, der zu seiner Rechten stand und ebenfalls in eine braune Robe gekleidet war, die sonst keine Abzeichen aufwies. »Jorek und ich werden euch herumführen, während wir auf euer Gepäck warten. Euch allen wurde jeweils ein Gemach zugewiesen. Ihr werdet bemerken, dass die Zimmer zwar groß, aber karg eingerichtet sind. Wir empfehlen, dass ihr sie nicht zu sehr dekoriert. Die Bindungen an dieses Leben sind mannigfaltig und dauerhaft. Je mehr ihr euch während eures Aufenthaltes hier davon distanziert, desto glücklicher werdet ihr sein. Ihr werdet hier ein einfaches Leben führen. Die Sonne,
die Jahreszeiten und die Ernte sind einfach. Doch ihr werdet hier genug finden, um euch während jeder wachen Stunde zu beschäftigen. Was ihr erntet, wird wahrscheinlich beweisen, was ihr in eurer Freizeit um euch herum haben möchtet.«
    Er ging in das kühle Innere des Konvents; die Gruppe folgte ihm. Und Jorek, der Sklave, ging hinter allen her.
    Das Innere wirkte dunkel, so wie ein Raum immer dunkel wirkt, wenn man aus der hellen Sonne hereinkommt. Ralea staunte, wie einladend und angenehm es dennoch war. Geschickt verteilte Fenster ließen ein paar Sonnenstrahlen herein, die eine Unzahl von Bannern, Ikonen und religiösen Objekten beleuchteten, die sich alle im Hauptraum befanden. Der Anblick erinnerte Ralea an ein Museum, aber die Gegenstände waren nicht ausgestellt. Es gab hier keine Glasvitrinen oder abgesperrte Wände. Sie hatte Mühe, ihre erste Überraschung zu verbergen, als einer der Akolythen – sie wusste nicht, ob er frei oder Sklave war – zu einem Steinregal ging, auf dem ein rissiges, ledergebundenes Buch lag, dieses aufhob und lässig seine Seiten durchblätterte. Überall waren kleine Menschengruppen zu sehen. Einige waren in leise Diskussionen vertieft, andere trugen Bücher oder sogar Relikte und ein paar trugen zerlegte Farmwerkzeuge.
    »Wir legen hier keinen großen Wert auf Förmlichkeiten«, sagte der Geistliche. »Wir sind Gott verpflichtet und verlassen uns aufeinander. Das, was von Menschen erschaffen wurde, wird auch von Menschen benutzt.«
    Sie bezogen ihre Quartiere und atmeten erleichtert auf.
    Am frühen Abend gab es Abendessen. Die Unterhaltung war leise, aber angenehm. Die neuen Einwohner waren alle bis zu einem bestimmten Grad wohlhabend, aber jeder Versuch, die Unterhaltung direkt auf materielle Erfahrungen zu lenken, verlief durch stoisches Schweigen der Akolythen im Sande. Ralea
und Heci saßen neben Ash und Neko und unterhielten sich miteinander. Ash gab einige Geschichten über seine Sportkarriere zum Besten.
    »Es wird eins gegen eins gespielt und du berührst niemals deinen Gegner. Du sitzt auf einem Podium oder Ähnlichem – kommt auf die Arena an – und setzt einen Helm auf, der sich mehr oder weniger direkt mit deinem Gehirn verbindet.«
    »Autsch«, sagte Heci und zog eine Grimasse.
    »So schlimm ist es gar nicht. Es bringt dich nur … an einen anderen Ort. Das ist so ähnlich wie Meditation, du kommst an einen höheren Ort, wo du das, was um dich herum existiert, nicht ständig hinterfragen musst. Du akzeptierst es und reagierst. Wenn dein Gegner den Ort ebenfalls betritt, nimmst du deine Angriffsposition ein und kämpfst darum, den anderen wegzustoßen.«
    »Ich dachte, ihr stellt euch Tiere und Raumschiffe vor«, sagte Neko. »So wie Puppenspieler.«
    »Ja, das war der Durchbruch für den Sport und hat ihn so beliebt gemacht«, sagte Ash. Dann fügte er aufgeregt hinzu: »Aber auf unserem Level ist das nicht so. Der tatsächliche Kampf findet so tief in deinem Kopf statt, dass so etwas Konkretes gar nicht mehr existiert. Das ist wie …

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