Eve und der letzte Englaender
schlafen. Traumlos, gedankenlos.
Dom
„ Dom, dir ist schon klar, dass wir morgen dieses Promokonzert in Berlin spielen?“
Ich nickte nur. Tom sah mich skeptisch an, schaute dann kurz zu James, der sich einen weiteren Tequila genehmigte und mir in einem Zustand jenseits von allem zuprostete.
„ Na gut, dann auf! Ich werde mich so lange um den hier kümmern“, grummelte Tom und zeigte auf James, der jetzt anfing lauthals und total falsch „I Will Always Love You“ zu singen.
Tom war heute Abend wirklich nicht zu beneiden gewesen, er musste abwechselnd mein und James' Rumgeheule ertragen und dabei auch noch dafür sorgen, dass wir diesen Gig einigermaßen peinlichkeitsfrei über die Bühne brachten. Sicherlich dachten die Menschen aus unserer Heimatstadt jetzt, wir wären völlig abgehoben – James hatte es sich nämlich natürlich nicht nehmen lassen, zum Abschluss das komplette Set zu verwüsten. Schließlich hatte er sich ein ganz klein bisschen anzüglich auf dem Boden gewunden und lauthals Olivias Namen geplärrt – zum Glück hatte der Bühnentechniker da die Mikros schon ausgestellt. Ich für meinen Teil hatte mein Drumkit schon während des Intros so getreten, dass ich jeden Moment damit rechnete, dass es auseinander brechen müsste. Ich machte drei Kreuze, dass die BBC das Konzert vom Vortag aufgezeichnet hatte! Rockstar-Diven? Wir doch nicht!
„ Bis morgen Abend bin ich auf jeden Fall da“, versprach ich, sah Tom dankbar an und rauschte aus der Tür.
Eve
Irgendein unangenehmes Geräusch riss mich aus dem Schlaf. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass jemand gegen die Wohnungstür hämmerte und meinen Namen rief.
„ Eve, mach auf. Eve!“
Das konnte nur Rosa sein, soviel war klar. Ich setzte mich auf die Bettkante und merkte, wie sich immer noch alles drehte. Mit Mühe und Not raffte ich mich auf und trottete zur Tür.
„ Was ist denn mit dir passiert?“
Rosa sah mich fragend an.
„ Ich bin geflüchtet.“
„ Schon wieder?“
„ Ja, verdammt! Schon wieder!“
Ich zuckte mit den Schultern und sackte in mich zusammen.
„ Hey, Süße, was ist denn?“
Rosa zog mich in eine Umarmung und ich ließ mich von ihr zurück zum Bett schleppen.
„ Hat er sich’s doch anders überlegt?“
„ Nein, das nicht gerade…“
Ich stockte, bevor ich Rosa die ganze Geschichte mit Dom erzählte.
„ Und was ist das Problem? Du magst ihn doch, oder?“
„ Ja, verdammt! Mehr als nach so kurzer Zeit sein kann! Ich habe Angst, dass wir uns das nur einreden, verstehst du?“
„ Nein, verstehe ich nicht.“ Rosa fing an zu lachen.
„ Was denkst du denn, was Liebe ist, wenn nicht Einbildung?“
Ich lächelte in mich hinein. Ja, da hatte sie recht: Liebe war vielleicht immer nur das, was wir in unseren Gedanken daraus machten.
„ Weißt du, Liebes, du kannst nicht immer alles kontrollieren. Wenn du dich vor allem versteckst und wegläufst, dann werden dir die wirklich wichtigen Dinge ewig verborgen bleiben. Freunde, Liebe, Glück, Schmerz. Schaue sie dir genau an, spiele mit ihnen und steck’ sie dir für schlechte Zeiten in die Tasche.“
Rosa sprach mal wieder in Rätseln, aber ich hörte ihr möglichst aufmerksam zu, auch wenn ich vor meinem inneren Auge immer nur Dom sah. Ich wollte ihm so vieles sagen, jetzt.
„ Rosa?“
„ Hm.“
„ Was soll ich jetzt machen?“
Sie sah mich nur mit großen Augen an und lachte laut auf.
„ Seh' ich aus wie dein verdammter Guru oder was?! Das musst du schon selbst entscheiden.“
Dom
„ George, ich habe dir schon gesagt, was ich vorhabe. Ich fahre zu ihr. Es ist mir egal, wie du das findest, hörst du. EGAL!“
Schnaufend beendete ich das Gespräch, nur um eine Millisekunde später wieder mein verdammtes Drumsolo aus meinem Handy scheppern zu hören.
„ Du musst wissen, was du tust, Dominic“, lachte George mir entgegen.
Ich starrte fassungslos in der Abflughalle umher und war gerade dabei, George eine saftige Antwort in den Hörer zu schreien, als ich bemerkte, dass er einfach aufgelegt hatte. Was für eine Unverschämtheit! Endlich entdeckte ich ein Hinweisschild für mein Gate und machte mich eilig auf den Weg. Wenn ich jetzt wegen ihm meinen Flieger verpasste, konnte er wirklich was erleben! Es reichte ja schon, dass er mich in dieses ganze Schlamassel hinein befördert hatte, jetzt musste er mich nicht noch weitere gute Ratschläge aufs Auge drücken. Mein Handy
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