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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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hat? Dass auch Evelyn Maier ermordet worden ist? Habe ich etwas entdeckt, das ich nicht hätte sehen sollen? Was? Und wieso hat man mich dann leben lassen? Oder hat man geglaubt, dass ich tot bin? Ich hab einen harten Schädel. Wenn er bloß nicht so brummen würde. Wie lange war ich bewusstlos? Sekunden? Minuten? Stunden? Ich will schlucken, spucke einen Strohhalm aus. Der Hals ist wie aus Sandpapier. – Ganz leise. Ich muss ganz leise sein. Hier drinnen ist keiner mehr. Und der da draußen soll nicht wissen, dass ich schon wieder bei mir bin. Ich hocke mich langsam hin, im Kopf Düsenjets, die nicht landen können. Ich hasse es, wenn es so finster ist. Finsternis macht mir Angst. Es gibt Konkreteres, vor dem du dich fürchten solltest, Mira.
    Ich taste nach meinem Mobiltelefon. Ich will wissen, wie spät es ist. Und ich muss Vesna eine SMS schicken. Und der Polizei. Kann man der Polizei SMS schicken? Ich bleibe jedenfalls hier drinnen, finster oder nicht, und Vesna und die Polizei werden kommen und klären, ob draußen wer lauert. Und was, wenn der zu mir hereinkommt? Nachschauen kommt, ob ich am Leben bin? Düsenjets im Kopf, bitte landen!
    Wo ist mein Mobiltelefon? In der Jackentasche ist es nicht. In den Hosentaschen ist es auch nicht. Mein Autoschlüssel, der ist da. Wenigstens der. Aber wie komme ich zum Auto? Ich hatte eine Taschenlampe. Wo ist die? Ich taste so lautlos wie möglich den Strohboden ab, rutsche auf den Knien vorwärts, greife etwas Weiches, kann im letzten Moment verhindern, dass ich aufschreie. Beruhige dich, Mira. Das ist ein staubiger alter Stofffetzen. Ich befehle mir, ihn vorsichtig anzufassen. Wer weiß, was darunter liegt. Was, wenn es sich nicht um Stoff, sondern um eine halb verweste Tierleiche handelt? Ich atme auf. Es ist nichts weiter als ein spinnwebenüberzogenes Tuch. Wie schnell man sich an den Griff in Spinnweben gewöhnt. Mein Mobiltelefon scheint verschwunden zu sein, meine Taschenlampe auch. Evelyns Mobiltelefon ist auch verschwunden. Nicht dass ich meines als „Liebling“ bezeichnen würde, momentan jedoch wäre es mir ein sehr willkommener Begleiter. Ich lausche nach draußen. Ganz selten ein vorbeifahrendes Auto. Ein Käuzchen ruft. Ansonsten Stille. Wie lange soll ich hier drinnen bleiben? Bis es Morgen wird? Das halte ich nicht aus. Ich werde rausgehen. Ich muss hier drin irgendetwas finden, das man zur Not als Waffe verwenden kann. Aber ich erinnere mich nur an den Arbeitstisch. Im gleißenden Licht, bevor es um mich Nacht geworden ist. Ich taste weiter und stoße auf etwas aus Eisen, spitz, eine Zinke, noch eine Zinke, noch eine. Eine Mistgabel. Das sollte als Bewaffnung reichen. Ich stehe ganz vorsichtig auf, der Kopf ist auf Ballongröße gewachsen, eine einzige Beule, er kann mich ganz leicht umhauen, ist zu schwer für meinen Hals, meinen Körper. Ich muss mich konzentrieren, um die Balance zu halten. Ich umfasse den Stiel der Mistgabel, stütze mich darauf, hole so leise und so tief wie möglich Luft, tappe ganz langsam, Schritt für Schritt, zur Tür. Halte die Luft an. Drücke vorsichtig dagegen. Sie gibt nicht nach. Man hat mich eingesperrt. Oder habe ich nur nicht genug Kraft, die Tür zu öffnen? Ich drücke fester. Nichts. Will man mich festhalten und verhungern lassen? Hier kann wochenlang keiner vorbeikommen. Unsinn. Wenn ich schreie, hört mich zumindest die Nachbarin. Und sie ist zu neugierig, um nicht nachzusehen, was da los ist. Außerdem wird auch diese Tür nur durch einen einfachen Riegel verschlossen. Ich muss bloß einen schmalen Gegenstand zwischen Tür und Holzwand nach oben schieben und den Riegel aus seiner Verankerung heben. Ich seufze. Wo finde ich einen solchen Gegenstand hier, im Finstern? Die Fotos. Die Fotos sind auch verschwunden. Hatte es jemand auf sie abgesehen? Nachdenken, Mira. Ich habe den Karton vor dem Schuppen abgestellt. Womit bringe ich den Riegel nach oben? Ich taste mich zurück zum Arbeitstisch. Greife auf etwas, das sich anfühlt wie eine CD, nur massiver. Und – au! – außen herum ist die Scheibe messerscharf. Ich habe mich geschnitten. Egal. Das ist eine großartige Waffe, wenn es hart auf hart geht. Ich brauche den alten Fetzen. Ich habe das Gefühl, jetzt etwas besser zu sehen, gehe zu dem schemenhaften Relief, greife hin, kann einen Aufschrei nicht ganz unterdrücken. Das ist nicht das Tuch, das ist ein Tier. Mit glattem kurzem Fell. Es bewegt sich nicht. Also ist es tot. Ich kneife die Augen zusammen, es ist

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