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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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gesagt. Das kommt von den überheblichen Plänen. Ich gebe zu, sie war ganz hübsch und sie hat eine gute Stimme gehabt, aber auf so etwas kann man kein Leben aufbauen.“
    „Sie hat in einer Band gespielt“, helfe ich ihr weiter.
    „Band … na ja. Sie war siebzehn und hat ihre Schneiderlehre abgebrochen wegen der dummen Band. Dabei war die Band ein Witz. Ein Mechaniker und ein Student haben mit ihr gespielt. Sie hat geglaubt ganz groß rauszukommen. Beinahe wären sie auch einmal im Fernsehen gewesen, aber vorher ist etwas passiert.“
    „Was?“
    „Keine Ahnung, jedenfalls hat sich die Band aufgelöst. Sie hat dann bei einer anderen Gruppe mitgetan, als Sängerin, das war so eine Gruppe, die auf Zeltfesten und Bällen und in Discos gespielt hat.“
    „Sie wissen nicht, warum sich die erste Band aufgelöst hat?“, hake ich nach. Ich denke an die Fotos, an Evelyn, die den Keyboardspieler anstrahlt. War das der Mechaniker oder der Student?
    „Ich glaube, einer hatte einen Unfall. Mit der nächsten Gruppe ist sie durch halb Europa getingelt. Wie hat sie sich vorgestellt, dass das weitergehen soll? Jedenfalls hat sie einen arbeitslosen Kellner kennengelernt, der wollte ein eigenes Lokal aufmachen und hat ihr versprochen, dass sie dort singen wird, er hat ihr alles versprochen, und dann ist sie mit neunzehn mit einem Kind dagestanden und der Kellner war weg. Sie ist immer wieder auf die falschen Männer reingefallen.“ Der Satz kommt ohne Mitleid, eher mit Genugtuung. Ich sehe die Cousine an. Ich glaube nicht, dass sie jemals hübsch gewesen ist, dass sie jemals Grund zu hochfliegenden Träumen hatte.
    „Dann hatte sie sogar einen Jugoslawen. Von dem ist die Tochter, Céline. Er hat wenigstens fleißig gearbeitet, aber dann ist in Jugoslawien jemand aus der Verwandtschaft gestorben, kann sein, der Vater, und er ist zurückgegangen. Sie ist mitgegangen, aber sie hat sich dort nicht zurechtgefunden, wie man sich vorstellen kann.“ Schwer zu sagen, ob das jetzt ein Vorwurf gegen Evelyn oder gegen das frühere Jugoslawien und die dortigen Lebensverhältnisse ist.
    „Sie haben sie in Ihrem Haus wohnen lassen“, sage ich.
    „Sie hat mir doch irgendwie leidgetan, wäre ja delogiert worden, weil sie sich um nichts mehr gekümmert hat und die Kinder auch nicht mehr da waren. Das Haus war leer. Ich gebe zu, es ist kein Palast, aber es hat eine Heizung und ein Dach. Sonst wäre sie auf der Straße gelandet.“
    „Dafür hat sie bei Ihnen einmal in der Woche geputzt“, erinnert sie Vesna.
    „Glauben Sie, dass der Prinzessin ein wenig Putzen geschadet hat? Hat ohnehin viel zu wenig Bewegung gemacht. Zum Schluss war sie richtig fett.“
    „Hat sie … irgendetwas über ihr Leben in letzter Zeit erzählt?“, frage ich.
    Die Frau schüttelt ihre falschen blonden Locken. „Ich habe sie auch nicht danach gefragt. Ich arbeite in einer Spedition. Von sieben bis drei. Weil sie nicht so früh hat aufstehen können, bin ich jeden Donnerstag um zehn in die Wohnung gelaufen, hab ihr aufgesperrt und sie dann allein gelassen. Nach der Arbeit bin ich dann wieder in die Wohnung. Geputzt hat sie nicht gut, aber eines muss man ihr lassen: Ehrlich war sie. Gestohlen hat sie nicht, so wie ihr Sohn.“
    Vesna will schon ansetzen, ich komme ihr zuvor: „Der stiehlt?“, frage ich möglichst harmlos.
    „Der hat schon einiges an Vorstrafen. Auch wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung. Er ist ein Herumtreiber. Er hat mir die Heizung gerichtet und dann hat er alles Mögliche mitgehen lassen.“
    „Er sagt, Sie haben nicht bezahlt“, fährt Vesna dazwischen. Im Vergleich zur Cousine scheint ihr Roger richtig lieb zu sein.
    „Lügner!“, kreischt Doris Hampel. „So ein unverschämter Lügner!“ Dann sieht sie uns mit einem misstrauischen Blick an: „Woher wissen Sie das überhaupt?“
    „Was wird mit dem Haus passieren?“, lenke ich ab.
    „Ich kann es nicht brauchen. Wollen Sie es kaufen? Die Lage ist großartig, und wenn man ein bisschen …“
    Das hätte mir gerade noch gefehlt.
    „Wir könnten es mieten. Was kostet Monat?“, sagt Vesna.
    Wie bitte? Was bitte?
    Die Cousine versucht abzuschätzen, wie viel sie aus uns rausholen kann. „Siebenhundert für den Monat und für diesen angefangenen Monat fünfhundert.“
    „Ich brauche es nur diesen Monat. Und vielleicht nächsten“, erwidert Vesna. „Zweihundert für diesen Monat und dann sehen wir weiter.“ Sie wird doch nicht dort einziehen wollen, für den Fall,

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