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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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dem anderen hin und her, legt sie unter eine Lampe.
    „Miserable Qualität“, murmelt er.
    Als ob es darum ginge. Ich will sie schon wieder einsammeln, da sagt er: „Das ist ein Maybach.“
    Noch nie gehört. „Ein was?“
    „Ich bin mir ganz sicher. Ich sehe es an einigen Details. Maybach, eines der teuersten Autos, die existieren, wird erst seit kürzerer Zeit wieder in Kleinserie gefertigt. Die historischen Maybach stammen aus den Vierzigerjahren. Auch irgendwelche Nazi-Bonzen haben einen Maybach gefahren, glaube ich.“
    „Und warum kennst du dich da so gut aus?“, will ich wissen.
    „Ich hab dem Angerer, einem wirklichen Topfotografen, bei einem Fotoband assistieren dürfen. Wir haben tagelang nichts getan, als einen Maybach zu fotografieren.“
    „Und wem hat der Maybach gehört?“ Mir klopft das Herz.
    „Einem deutschen Industriellen. Ein Freund von ihm hat das Buch gesponsert.“
    „War der vielleicht in Österreich unterwegs?“
    „Unwahrscheinlich. Wir sind nach Düsseldorf gefahren, um zu fotografieren.“
    Ich seufze. „Und wie viele Maybach, schätzt du, gibt es in Österreich?“
    „Nicht mehr als eine Handvoll. Das Auto kostet neu mehr als fünfhunderttausend Euro. Und jedes Extra geht zusätzlich ins Geld.“
    Dann müsste sich doch herausfinden lassen, wer da mit seinem Luxusschlitten vor dem desolaten Haus gestanden ist. Und in welcher Beziehung er zu Evelyn Maier stand. Die Sozialhilfeempfängerin und der Millionär. „Verschwinde!“, hat sie geschrien.
    Ich versuche im Internet einen Händler zu finden, der Maybach verkauft. Die Seiten, auf die ich komme, haben aber großteils mit Autonachbildungen zu tun. Spielzeugautos, Miniaturautos für Freaks. Oder es handelt sich um Einträge von Leuten, die über Superreiche herziehen, die sich ein solches Auto kaufen, während andere vor die Hunde gehen. Dann endlich entdecke ich einen Mercedeshändler, der angibt, auch Maybach besorgen zu können. Dass man sich so etwas nicht auf Lager legt, kann ich mir denken. Ich rufe dort an, tue erst gar nicht so, als wollte ich einen Maybach kaufen – keine Ahnung, was das für Leute sind –, und bitte, mit dem Chef sprechen zu können. Ich werde verbunden. Der Autohändler lacht freundlich, als ich ihn vorsichtig frage, ob er denn wisse, wer in Österreich einen Maybach fahre. „Wer so ein Auto hat, dem ist Diskretion ganz wichtig. Es ist kein Protzschlitten, er fällt nicht so auf wie zum Beispiel ein Ferrari, aber er ist etwas ganz Besonderes. Den kaufen Leute, die echte Perfektion genießen wollen.“
    Und die das nötige Kleingeld haben. „Haben Sie schon einen verkauft?“, will ich wissen.
    „Zwei. Einer davon ging aber nach Russland. Der neue Besitzer hat bar bezahlt.“
    „Und der andere?“
    „Sorry, Frau Redakteurin, kein Kommentar.“
    „Wissen Sie, wie viele Maybach es in Österreich gibt?“
    „Drei, soviel ich weiß. – Warum sind Sie daran so interessiert? Eine Story über die Superreichen?“
    „Sie werden es nicht glauben, es geht um eine Sozialhilfeempfängerin.“
    „Klingt mehr nach einem Märchen, das Sie mir auftischen wollen“, meint er.
    „Die enden doch alle glücklich.“
    „Ja, weil sie aufhören, bevor das eigentliche Leben beginnt.“
    Am Abend kommt Oskar aus Frankfurt zurück. Ich bin rechtzeitig heimgefahren, um etwas Besonderes für ihn zu kochen. Gefüllte Ente. Seit Kurzem gibt es in der Nähe der Redaktion ein Geflügelgeschäft, das biologisch gezüchtetes Geflügel aus dem Semmering-Gebiet verkauft. Ich habe die Ente, wie ich es einst von Billy gelernt habe, hohl ausgelöst. Der Körper soll ganz bleiben. Von Unterkeulen und Flügeln abgesehen, werden alle Knochen von innen entfernt. Dazu fährt man mit einer Hand vorsichtig in die Ente und ertastet die Rippenenden, sie lassen sich mit kräftigen Fingern relativ leicht vom Fleisch trennen. Dann nehme ich mein kleines, aber sehr scharfes Gemüsemesser und fange an, Rippe für Rippe am Brustbein entlang mit dem Messer vom Fleisch zu lösen. Gismo beäugt mich neugierig. Als ich fluche, weil ich das Schlüsselbein nicht richtig erwischt und ein Loch durch die Haut der Ente gestochen habe, maunzt sie, als wollte sie mir sagen: „Das Tier kann man doch auch viel einfacher fressen.“
    Nach einer halben Stunde aber stehe ich stolz vor dem entbeinten Entenkörper. Er ist in sich zusammengefallen, wirkt eher wie ein Sack aus Haut und Fleisch. Die Fülle wird seine Statur wieder beleben.
    Ich habe einige

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