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Everlasting

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Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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gesagt hat, dass Alex mich nicht mag, und Jona hat ihr erzählt, dass ich ihn missverstanden habe und dass Alex mich doch mag. Au Mann. Das Ganze macht mich schwindelig!›» Finn lachte jetzt. «Und dann schreibt sie: ‹Ich hab es mir überlegt, dass ich Alex vielleicht selber fragen sollte, ob er mich mag. Aber jetzt bin ich mir ein bisschen unsicher, ob ich ihn überhaupt mag, weil mir Ben vielleicht doch besser gefällt. Und Jona ist, ehrlich gesagt, auch irgendwie gut, aber hinter dem ist Jill schon her, wenn er auch selbst eigentlich auf Johanna steht.›»
    Rouge schüttelte den Kopf. «Meine Güte. Wieso wurde das Tagebuch überhaupt aufbewahrt? Die Nachwelt kommt doch eigentlich auch ganz gut ohne es aus.»
    «Aber es ist doch lustig!» Er sah zu ihr hoch. «Du lachst ja gar nicht.»
    Rouge zuckte die Achseln.
    «Sriwanichpoom hat angedeutet, es könnte noch mehr davon geben», sagte Finn. «Vielleicht steht da ja irgendwas drin, was die Nachwelt gebrauchen kann.»
    «Tee ist fertig!», rief Jaydeep.
    Finn sah durch die offene Tür, dass auch seine PA D-Mitbewohner Severin Boxberg und Yolanda Abbas dabei waren, ihr Frühstück zu machen. Es war die einzige Mahlzeit am Tag, die die PAs selbst zubereiteten. Für das Mittag- und Abendessen sorgten Robo-Kochs.
    «Auch einen Tee?», fragte Rouge Finn. Er nickte, und sie verschwand in die Küche.
    Sriwanichpoom. Was wusste der Direktor der Europäischen Bibliothek über das Bodden-Tagebuch eigentlich wirklich? War Finn der Einzige, der dieses Dokument las?Und falls es mehr als ein Dokument gab, wieso durfte Finn dann nicht alle auf einmal sehen, um sich einen Gesamteindruck zu verschaffen? Die «Schritt für Schritt»-Regel des Triple G war ja schön und gut, aber ganz sicher war der Name von E irgendwo in den anderen Dokumenten zu finden. Warum also so viel Arbeitszeit darauf verwenden, nach Hinweisen zu suchen, die in den anderen Dokumenten womöglich mühelos zu finden waren? Ob Doc-Doc ihn auf die Probe stellte?
    «Ist das deine Vermutung?», fragte Rouge, als sie mit zwei Tees zurückkam. «Dass es mehr als bloß ein Tagebuch gibt?»
    «Vielleicht. Ja. Und der Rest ist hoffentlich dann
the real McCoy

    «Real McCoy?»
    Finn grinste und lehnte sich im Bett zurück. «Nordamerikanisch, spätes neunzehntes Jahrhundert, möglicherweise schottischen Ursprungs, bedeutet so viel wie das Echte. Das, worauf wir alle warten.»
    «Merci»
, sagte Rouge und stellte Finns Tee neben einem Stapel Bücher auf dem Nachttisch ab. Neugierig nahm sie das oberste Buch in die Hand. «Wozu brauchst du eigentlich so ein Buch? Du könntest doch alles einfach auf deinem BB lesen? Bücher stauben doch bloß.»
    «Liest du Bücher auf deinem BB?», fragte er, obwohl er schon wusste, was sie sagen würde. «Romane beispielsweise?»
    «Romane?», sagte sie belustigt und schüttelte den Kopf.
    «Aber wenn du einen Roman direkt vor der Nase hättest, würdest du ihn vielleicht auch mal in die Hand nehmen. Wie du das gerade gemacht hast.» Er lächelte sie an. «Und vielleicht würdest du ihn sogar aufschlagen. Und lesen.»
    Sie starrte ihn an.
    «Es ist schwer zu erklären», sagte er und suchte nach den richtigen Worten. Er nahm ihr das Buch aus der Hand und hielt es so, als würde er es wiegen. «Wenn dir dieser Leser erklärt, dass er das Gewicht eines Buches in der Hand mag, seine Schwere, kannst du etwas damit anfangen?»
    Von Rouge kam nur ein Schulterzucken.
    Finn fuhr mit den Fingern über den Einband. «Oder, dass er mag, wie es sich anfühlt?»
    Sie schwieg.
    Er legte das Buch hin und griff nach einem anderen. Auf dem weißen vergilbten Einband waren erotische Figuren, Ornamente und ein Labyrinth eingeprägt. «Das hier heißt
Das Wasserzeichen der Poesie
.» Seine Fingerspitzen strichen über den Einband, dann reichte er Rouge das Buch. «Mach’s auch mal.»
    Sie fuhr halbherzig mit den Fingern darüber. «Interessant. Aber du liest doch bestimmt kein Buch, nur weil es einen hübschen Einband hat.»
    «Stimmt», sagte er. «Dieser Leser muss zugeben, dass er sich oft gefragt hat, warum er Bücher liest, warum er es nicht erwarten kann, zur nächsten Seite umzublättern. Es scheint nur eine einzige Erklärung dafür zu geben – das heißt neben der des reinen Lesevergnügens   –, und zwar, dass dieser Leser, wenn er Geschichten liest, das Gefühl hat, dass er nicht allein ist, dass seine Gedanken und Gefühle schon vor ihm gedacht und gefühlt wurden. Es entsteht

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