Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
Vom Netzwerk:
irgendwie eine Verbundenheit zum Autor, und man fühlt sich weniger allein und sonderbar.»
    Rouge hielt seinen Blick einen Moment lang fest, dann streckte sie die Hand aus und strich ihm kurz über die Wange. «Du bist auch so ein Poet, nicht?»
    Es war freundlich gemeint, aber er fühlte sich trotzdem ein wenig brüskiert. «Na ja», sagte er. «Schon möglich.»
    «Wir fahren heute nach Odessa. In die OZ I-Zentrale .»
    Finn setzte sich auf. «Vor ein paar Tagen hat mir Renko erzählt, ein paar von euch Quants hätten die Katakomben regelrecht geplündert. Versandhauskataloge und so was.»
    Sie kicherte. «Kann gut sein. Warum fragst du?»
    Er versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber das war nahezu unmöglich. Er hätte ebenso gut versuchen können, altdeutsche Sütterlinschrift zu entziffern. «Reine Neugier», antwortete er. «Woran genau arbeitest du eigentlich derzeit am Institut?»
    «Genau?», sagte sie und lachte. «Du willst genau wissen, was diese Quant am Institut macht? Hast du nicht mal gesagt, Sci-Tech sei dein Horrorfach gewesen?»
    In der Tat. Er hatte in Sci-Tech kaum aufgepasst. «Gut, dann nicht genau. Nur ungefähr genau.»
    Es klingelte an der Tür.
    «Da hast du ja noch mal Glück gehabt», sagte er und lächelte. «Das ist JoeJoe. Und irgendwo hier müssen meine Boxershorts sein.»
    «Du bist derjenige, der noch mal Glück gehabt hat», sagte sie, hob ein Paar Boxershorts vom Boden auf, warf sie ihm zu und ging zur Tür.
    «Zieh du dir auch lieber was über.» Er zeigte auf seinen Bademantel, der neben der Tür hing.
    «Wieso denn?», fragte sie.
    Sie hatte eigentlich recht. JoeJoe der Hausmeister-BER-M V-Rub 1 war nur eine Maschine. Kein Grund, sich um die Kleiderordnung Gedanken zu machen, wenn man ein Gerät bediente. Dennoch, die neueste Serie von Androiden war schon fast unheimlich menschenähnlich. Finnkonnte es einfach nicht über sich bringen, sie wie irgendeine alte Waschmaschine zu behandeln. Daher hielt er in Gegenwart des Roboters ein gewisses Maß an Schicklichkeit und in diesem Fall wenigstens Boxershorts für angebracht. Ganz anders Rouge: Ihr waren derlei Bedenken völlig fremd. Eine Maschine ist eine Maschine ist eine Maschine. Tja, was sollte man von einem Quant auch anderes erwarten?
    Rouge öffnete die Tür. «Guten Morgen, JoeJoe», sagte sie in der gleichmäßigen, klaren Stimme, die die meisten Menschen benutzen, wenn sie mit Robotern oder Kindern sprachen. «Danke, dass du gekommen bist.»
    JoeJoe war ein robuster Bursche um die fünfunddreißig mit Vollbart, zwei Meter zwanzig groß, bekleidet mit einem rot-schwarz karierten Hemd, Overall und Stiefeln. Er erinnerte Finn an die Holzfäller in der kanadischen Forester-Kolonie Sternwood Forest, die er jedes Jahr zusammen mit Mannu und seinem Vater besucht hatte. Die Forester lebten hauptsächlich von der Holzwirtschaft. Sie stellten Papier her, druckten Bücher auf Bestellung, bauten Holzmöbel. Finn war besonders von den Holzfällern fasziniert gewesen, die in der Kolonie lebten, und von dem Gegensatz zwischen ihrer sanft-freundlichen Art und ihrer offensichtlich enormen Körperkraft.
    «Hallöchen, Rouge Marie Moreau», sagte JoeJoe.
    Er sprach ein wenig abgehackt und bewegte sich leicht ruckartig. Um die Taille trug er einen breiten Werkzeuggürtel, der mit blinkenden Knöpfen besetzt war. Man hatte ihn bewusst so gebaut, damit man ihn nicht irrtümlich für einen Menschen hielt.
    Rouge wandte JoeJoe den Rücken zu, um die Tür zu schließen.
    «Donnerwetter», sagte JoeJoe und schaute auf ihren fast nackten Hintern, «was sehen wir heute hübsch aus!» Sie wandte sich wieder um, und seine Augen wanderten hinauf zu ihren Brüsten, die fast aus dem Büstenhalter quollen. «In der Tat!», fügte er hinzu.
    Rouge kicherte. «Danke schön.»
    Finn trat hinzu und räusperte sich. «Äh   … guten Morgen, JoeJoe.»
    «Oh», sagte JoeJoe und schaute Finn an. «Hallöchen, Finn Nordstrom.» Einen Moment lang betrachtete er die nackte Brust des jungen Mannes. «Donnerwetter», sagte er dann, «was sehen wir heute hübsch aus.»
     
    Finn sprintete die Promenade entlang zur Swiftshuttle-Station, die zwanzig Minuten zu Fuß entfernt lag. Ehe er den Rubik verlassen hatte, hatte er ein Robotaxi bestellt, das einzige schnelle Transitverkehrsmittel, das in dem BAD PAD erlaubt war, aber bislang war noch keines bei ihm angekommen. Es wimmelte auf dem Greenway von PAs, die zur Arbeit, zur Hochschule oder zur

Weitere Kostenlose Bücher