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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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Ausbildungsstätte unterwegs waren, und alle wollten raus aus dem Regen und rein in ein Taxi.
    Das Märkische Viertel war zwar trendy und quirlig, aber leider nicht sehr gut ausgestattet. Es war die Gegend Berlins mit der stärksten Fluktuation. Die jungen Leute, die hier wohnten, kamen und gingen, nur wenige ließen sich hier dauerhaft nieder, daher war das General Global Government nicht daran interessiert, viel Geld in das Viertel und dessen Instandhaltung zu investieren. Der Mangel an Robotaxis, Finns kaputter Sani-Trockner – das waren Indizien für das Desinteresse der kommunalen Verwaltung.
    Finn war spät dran. JoeJoe hatte plötzlich eine Störunggehabt und immer wieder denselben Satz wiederholt – «Donnerwetter, was sehen wir heute hübsch aus. Donnerwetter, was sehen wir heute hübsch aus»   –, bis Finn ihn schließlich abgeschaltet, an die Hand genommen und zum Robo-Reparaturzentrum um die Ecke geführt hatte. Und jetzt würde er das SwiftShuttleX verpassen, wenn er sich nicht beeilte. Schnell schaute er sich um und stellte fest, dass sämtliche Share-a-Bikes bereits in Benutzung waren. Er programmierte seinen B B-Navigator , ihn auf der schnellsten Fußgängerroute zur Swuttle-Station zu bringen.
    Finn wurde durch die Landschaftsschau des Museums der Europäischen Kulturen geführt. Er hastete an dem malerischen englischen Garten mit seinen sattgrünen Rasen, dem von einer Halbkuppel überwölbten Pavillon, an Obstbäumen, einer Sonnenuhr und Eibenhecken vorbei. Nachdem er den streng geordneten Garten von Versailles passiert hatte, bog er schließlich nach links in die Sammlung deutscher Gartenzwerge ein, wo historische Exemplare ein Nickerchen machten oder geruhsam ihre Pfeife rauchten; einige weniger historische, bei denen es sich in Wahrheit um Scherzartikel handelte, wie Finn wusste, frönten Wein, Weib und Gesang. Endlich sprang er auf das unterirdische Schnelllaufband, das ihn bis ganz in die Nähe der SwiftShuttle-Station brachte.
    Auf dem ganzen Weg dachte Finn über die Übersetzung des Tagebuchs nach und nahm kleine Korrekturen daran vor. Er wollte sie Doc-Doc zusenden, ehe sie sich um drei zum Tee trafen. Er bearbeitete gerade einen Eintrag, geschrieben kurz nachdem E die Flasche Everlasting geschenkt bekommen hatte. Darin hatte sie über die Unendlichkeit philosophiert. Finn mochte diese nachdenkliche Seite des Mädchens.
     
    Mittwoch, 28.   Mai 2003
    Letzte Woche haben wir in Deutsch über Werbung gesprochen und darüber, wie wir ohne es zu merken durch clevere Slogans und Produktnamen dazu verführt werden, Sachen zu kaufen. Ich musste an Everlasting denken und habe mich gefragt, was die Werbeleute sich wohl bei dem Wort gedacht haben und warum sie meinen, das Parfüm damit an die Frau bringen zu können. Robert hat gesagt, der Name sei kitschig und klischeehaft und soll das Gefühl vermitteln, dass der Duft unvergänglich wäre und dass wenn eine Frau ihn trägt, sie größere Chancen hat, die ewige Liebe zu finden. Aber die ewige Liebe, meinte er, sei Bullshit. Typisch Robert, nur an das Naheliegende zu denken. Ich schreib jetzt mal auf, wofür Everlasting meiner Meinung nach stehen soll: für die Idee, dass die Frau, die diesen Duft trägt, in ihrem Kern ein Mensch wird, der jenseits der Grenzen von Raum und Zeit existiert. Und dass sie immerzu, unbegrenzt und auf ewig ganz viele Möglichkeiten im Leben haben wird.
    Okay. Ich gebe zu, es wäre schön, die ewige Liebe zu finden. Noch besser wäre das ewige Leben. Wäre es nicht beruhigend, unsterblich zu sein? Mir gefällt der Gedanke, dass alle, die ich gern habe, wie Mama (außer wenn ich wütend auf sie bin) und Papa (trotz seiner Strenge – ab und zu) und Madeline (obwohl ich sie manchmal am liebsten in den Du-weißt-schon treten möchte) und Robert (auch wenn er so ein Besserwisser ist), immer weiter und weiter und für immer und immer und bis in alle Ewigkeit da sein werden, wie die Sterne.
    Ich habe Robert gefragt, was er darüber denkt, und er sagte, dass das mit der Unendlichkeit sehr kompliziert ist (ach nee!), und ich könnte ja mal ein Referat darüber schreiben, wenn ich in der 11.   Klasse bin, falls ich Philosophie als Wahlfach nehme. Thanks, Mr.   Know-it-all!
     
    Finn lachte in sich hinein. Das Mädchen hatte Humor. Das gefiel ihm.
    Finn konnte jetzt einige hundert Meter vor sich die Swuttle-Station sehen. Er würde das Express-Swuttle wohl doch noch erwischen. Nur noch ein paar Zeilen bis zum Ende des

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