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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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weitergeben würde?
    Finn erinnerte sich an den Tag, als er elf gewesen und Lulu noch nicht ganz ein Jahr alt. Er und Mannu hatten auf Finns Bett mit ihr gespielt, diesem kleinen, sabbernden Wonneproppen. Sie saß aufrecht, was sie seit einiger Zeit allein konnte, und lachte über die Grimassen, die ihre Brüder für sie schnitten, als sie etwas hinter den beiden Jungen bemerkte, danach griff und dabei umkippte. Sie rappelte sich mit ihren pummeligen Ärmchen und Händchen gleich wieder hoch auf die Knie und fing zum Erstaunen ihrer Brüder zu krabbeln an. Sie bewegte sich schnurstracks auf den Teddy zu, packte ihn und ließ ihn nicht mehr los. Finn fasste das als Zeichen dafür auf, dass der Teddy von nun an ihr gehörte. Wie sie den Teddy umarmt hatte, und wie sie lauter begeisterte Babylaute ausstieß und gluckste und –
    Finn spürte Trauer in sich aufsteigen. Sie saß tief in seiner Brust, kämpfte sich nach oben, kroch in den Hals, und dann füllte sie seine Augen mit Tränen.
    Er war entsetzt. Er weinte! Seit er ein Kind war, hatte er nicht mehr geweint. Wie konnte er –
    Er setzte sich auf. Er musste sich auf irgendetwas anderes konzentrieren.
    Das Tagebuch war fertig übersetzt. Um drei hatte er einen Termin bei Dr.   Dr.   Sriwanichpoom. In Greifswald. Er würde mit dem Fahrrad zur Swuttle-Station fahren – nein. An einem regnerischen Tag wie diesem war ein Robotaxidie bessere Wahl. Er würde seinen braunen wasserdichten Anzug anziehen und die braunen Schuhe. Dazu einen Hut.
    Er atmete tief ein und aus.
    Draußen regnete es, typisch für Berlin. Das störte ihn nicht. Er hatte nichts anderes erwartet, als er hierherzog. Das Wetter zu steuern war mühsam und teuer, und schließlich war es auch nicht nötig, Berlin in ein sonniges Ferienparadies zu verwandeln.
    Okay. Jetzt fühlte er sich wieder ruhiger. Er hatte sich im Griff.
    Rouge hatte inzwischen fertig geduscht. Finn hörte das
Wuusch-wuusch-wuusch
des Sani-Trockners, doch fast augenblicklich folgte ein schrilles
Piep-piep-piep
. O nein! Das Ding spielte schon wieder verrückt. Finn schickte eine Reparaturanforderung an JoeJoe, den Hausmeister des Rubik.
Plink!
, weg war sie, und Finn widmete sich wieder dem Tagebuch. Er vermutete, dass sein Termin mit Doc-Doc mit dem Bodden-Fund zu tun hatte. Sriwanichpoom wäre bestimmt angetan, wenn Finn ihm seine Entdeckung mitteilte, dass E Berlinerin war. Gab es eine Fortsetzung des Tagebuchs? Er hoffte es. Irgendwie war ihm E mit ihrem Geplapper ans Herz gewachsen.
    Finn blickte auf. Rouge stand barfuß und nur mit einem knappen Tanga und einem kaum vorhandenen Büstenhalter bekleidet im Durchgang zur Küche. Hinter ihr stand ihr Quant-Kollegen und gelegentlicher Bettgenosse Jaydeep Makhijani. Er hantierte mit irgendwelchen Küchenutensilien.
    «Träumst du schon wieder?», fragte sie Finn.
    «Nein. Ganz und gar nicht.»
    «Da stimmt was nicht mit dem   –»
    «Ja. Das Quietschen. JoeJoe kommt gleich und kümmert sich darum.» Er lächelte sie an.
    «Was ist passiert? Du bist so gut drauf.»
    Jetzt grinste er. «Ein Durchbruch. E ist wahrscheinlich aus Berlin.»
    «E?»
    «Das Mädchen.»
    «Welches Mädchen?»
    Finn schüttelte den Kopf. Hörte sie denn nie zu, wenn er von seiner Arbeit erzählte? «Das Tagebuch!»
    «Ach so, ja», sagte sie, als es ihr wieder einfiel. «Die große Unbekannte. Noch immer keinen Namen?»
    «Nein. Aber wir haben einen Hinweis auf einen Jungen aus ihrer Schule.»
    Rouge machte einen Schritt in sein Zimmer hinein und lehnte sich gegen die Wand. «Was ist das eigentlich für eine, diese E?»
    Rouges Interesse überraschte Finn. «Jung», sagte er. «Meistens geht es bei ihr um irgendwelchen Mädchenkram. Banales Zeug. Aber für die Kinderabteilung des Archivs für die toten Sprachen könnte es eine nette Bereicherung sein. Sie redet furchtbar viel über Jungs. Möchtest du mal hören? Es ist lustig   … . Hier ist ein Eintrag von Anfang September 2003.   Darf ich?»
    Sie nickte.
    «‹Heute Morgen habe ich Jona in der Schule gesehen, und der hat mir gesagt, dass Alex mich nicht mag.›» Finn hatte seine Stimme eine Oktave angehoben, um wie ein Mädchen zu klingen. «‹Im Sportunterricht habe ich Joya gesagt, dass Jona mir erzählt hat, dass Alex mich nicht mag. In Französisch hat mir Johanna dann erzählt, dass Ben ihr erzählt hat, dass Alex mich doch mag. Und dannbeim Mittagessen hat Joya mir erzählt, dass sie Jona erzählt hat, dass ich Alex mag, aber dass er, Jona,

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