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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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Eintrags   …
     
    Jedenfalls, ganz gleich, was die sich mit Everlasting gedacht haben, ich bin froh, dass mein Tagebuch nicht mehr nach Vinyl riecht, seit ich es mit dem Parfüm besprüht habe. Jetzt riecht es nach der Ewigkeit. Wer weiß? Vielleicht sind meine Gedanken ja wirklich everlasting.
     
    Schon fast unheimlich, dachte Finn. Als hätte E geahnt, dass ihr Tagebuch sie überdauern würde. Als hätte sie gewusst, das ihre Worte noch Jahrhunderte nach ihrem Tod weiterleben würden. Phantastisch. Falls sich herausstellte, dass sie tatsächlich eine bedeutende Persönlichkeit war, vielleicht eine Schriftstellerin – und ihre Prosa ließ tatsächlich eine gewisse lyrische Qualität erkennen   –, dann würde das Tagebuch enormes Aufsehen erregen. Dr.   Dr.   Rirkrit Sriwanichpoom würde –
    Biiiep! Biiiep!
Finns B B-Sirene riss ihn aus seinen Gedanken. Er schaute hoch und sah gerade noch, wie ein leeres Robotaxi auf ihn zugerast kam. Nur eine Sekunde vor dem unvermeidlichen Zusammenstoß sprang er aus dem Weg. Das Vehikel zischte weiter die Straße herunter, als wäre nichts geschehen.
    Aufgewühlt nahm Finn Platz auf einer Bank. War sein Kollisionssensor defekt? Das Taxi hätte natürlich anhalten müssen, aber zuvor hätte ihn sein Sensor vor der drohenden Gefahr warnen müssen. Finn sendete sofort einen Fehlerbericht an die B B-Zentrale . Die Swuttle-Station lag jetzt direkt vor ihm, auf der anderen Seite des Boulevard des Museums. Er würde es – auch ohne Kollisionssensor – heilbis zur Station und schließlich zur Europäischen Bibliothek schaffen.
    Auf der Allee herrschte reger Verkehr. Finn sah nach links, nach rechts und wieder nach links, ehe er sie überquerte, wie er das als Kind gelernt hatte. Alle Kinder hatten Verkehrsunterricht, weil sie erst ab sechs Jahren BBtauglich waren und frühestens mit acht lernten, den Navigator und den Kollisionssensor zu bedienen.
    Gerade als Finn sich auf der unteren Ebene des Swuttles in eine Einzelkabine setzte, meldete sich die B B-Zentrale mit einer Antwort auf seinen Fehlerbericht: «Unbekanntes Virus! Typ: Ohrwurm. Quelle: Hausmeister JoeJoe BER-M V-Rub 1.   Maßnahme: Sofortiges Herunterfahren. Nächste Klinik aufsuchen.»
    Ein Virus? Auch das noch. Ziemlich verärgert sicherte Finn seine Datei, schickte seinen Bericht und eine Kopie der englischsprachigen Übersetzung an Sriwanichpoom und war gerade dabei, seinen BB runterzufahren, als der ganz plötzlich durchdrehte. Geschlagene vierzig Minuten lang, bis er in der B B-Klinik des Eisbergs ankam, machte der Ohrwurm Loopings durch seine Gedanken und hämmerte ihm unaufhörlich ein und dieselbe Endlosschleife ins Gehirn: «Donnerwetter-was-sehen-wir-heute-hübsch-aus-donnerwetter-was-sehen-wir-heute-hübsch-aus.»
     
    Finn hatte Kopfschmerzen. Das war ganz normal nach einem chirurgischen B B-Eingriff . Aber nach fünf Minuten mit Masseurin Mildred-GFW-loe11 im Gesundheitsstudio der Bibliothek fühlte er sich zwar nicht ganz wie neu, aber doch wieder so weit hergestellt, dass er mit seiner Arbeit fortfahren konnte. Mehr konnte man nicht erwarten. Zwischenfälle mit B B-Ohrwürmern verliefen oft traumatisch.
    Sobald sein BB wieder hochgefahren war, erhielt Finn eine Meldung vom Tru-Copy-Labor, dass seine letzte Bestellung ausgeführt und an ihn versandt worden war. Als er sein Büro betrat, wartete sie dort auf ihn: eine Tru-Copy von Everlasting samt Verpackung aus dem Jahre 2003.   Während der Arbeit an der Übersetzung des Tagebuchs hatte er sie völlig vergessen.
    Der Flakon war schlicht, aber elegant, breit und mit einem kurzen Hals, und enthielt hundert Milliliter Parfüm. Vorne stand der Name des Produkts, Everlasting, in einer anmutig fließenden Kursivschrift, die glänzenden Buchstaben leicht erhaben. Unter dem Namen lag eine gekippte Acht, das Symbol für Unendlichkeit. Das Parfüm selber hatte die Farbe von Cognac.
    Schön, dachte Finn. Einfach schön.
    Er streckte die Hand aus, um den Flakon zu öffnen, und sah erstaunt, dass seine Finger zitterten. Er legte die Finger um den silbernen Deckel und zog. Ein leises
Plopp
ertönte. In den Flakonhals eingelassen war ein Zerstäuber, von dem ein dünnes Röhrchen nach unten in das Parfüm führte.
    Finn hielt die Nase an den Zerstäuber. Der Duft war   … wie konnte man ihn beschreiben? Er glaubte nicht, dass er dafür Worte finden konnte. Er hatte es noch nicht mal versprüht und stand schon unter seinem Bann, so köstlich war das Bukett. Es

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