Everlasting
war … berauschend? Nein, das klang so abgedroschen. Geheimnisvoll? Entzückend? Prickelnd? Ja, das alles, aber noch mehr. Es war … Moment! Das Labor hatte ihm ein B B-Memo mit der Beschreibung des Parfüms geschickt. «Everlasting beginnt mit einer frischen Zitrusnote», stand da, «gefolgt von einer Herznote aus rosigen Veilchen- und Zyklamenaromen. Jasmin verleiht dem Duftseine satte blumige Nuance. Weich und sanft endet es auf einer Note aus holzigem Zedernduft und moosiger Ambra mit einem nachhaltigen Anflug von Moschus.» Nein, diese Beschreibung wurde ihm nicht wirklich gerecht. Vielleicht sollte er es versprühen, um so seinen vollen Geruch wahrzunehmen und es besser beschreiben zu können?
Finn nahm den Flakon, drückte mit dem Daumen auf den Pumpknopf …
pfffftt
machte der Zerstäuber und sprühte ihm eine Wolke Everlasting mitten ins Gesicht.
Hatchi!
7 Das Spiel
Finn war mit Dr. Dr. Rirkrit Sriwanichpoom zum Nachmittagstee in der Katakombo-Kantine verabredet. Hostess Henriette GFW-loe22 nahm ihn in Empfang, eine zierliche Brünette in einer pastellfarben geblümten Damastschürze. Sie geleitete Finn ins Französische Speise-Séparée Nr. 5 und wies ihm einen Platz am Tisch zu.
Finn war zum ersten Mal in einem der Séparées im Eisberg. So saß er da, etwas angespannt, rutschte auf dem Stuhl herum und wartete auf den Direktor. Der Raum war sonnendurchflutet und mit hübschem Mobiliar im Landhausstil ausgestattet. Es machte
plink!
, und eine Speisekarte mit dem Angebot an Süßspeisen und Erfrischungen kam auf seinem BB an. Die Liste war riesig und umfasste alles von Madeleines, über Meringues bis hin zu Mousses.
«Oder hätten Sie lieber Tartelettes oder Tartes, Monsieur?», fragte Henriette, die seine Unschlüssigkeit spürte. «Wenn Sie nach unten scrollen, sehen Sie, dass wir auch Petits Fours servieren, Pasteten und Parfaits, ebenso wie Sorbets und
glace
.» Sie sprach mit einem charmanten, wenngleich etwas roboterhaft abgehackten Akzent.
«Vielleicht sollten wir mit der Bestellung auf den Direktor warten», sagte Finn.
«Ich bitte Sie», mischte sich eine Männerstimme ein. «Sie können selbstverständlich bestellen.»
Finn wandte sich um. Doc-Doc saß ihm gegenüber am Tisch, tadellos in einen weißen Seidenanzug gekleidet, vor sich eine dampfende Teekanne und eine Etagère mit einer großen Auswahl an kleinen süßen Köstlichkeiten. Natürlich war es nicht der Direktor persönlich, sondern vielmehr sein Hologramm und noch dazu eines mit einem recht schlechten, grobkörnigen Bild. Finn stand auf, um seinem Vorgesetzten die Hand zu schütteln.
«Nein, nein», rügte Sriwanichpoom. «Bitte, bleiben Sie sitzen. Wenn Sie sich zu viel bewegen, flackert das Bild nur noch mehr. Bleiben Sie bitte so ruhig wie möglich.»
Finn nahm wieder Platz.
«Entschuldigen Sie das Holocasting», sagte der Direktor. «Wir mussten überraschend zu einer Besprechung auf den Subkontinent.»
Finn rang sich ein verständnisvolles Lächeln ab.
«Und leider klappt irgendwas hier heute nicht mit der Technik. Also wirklich! Es wird höchste Zeit, dass sie die Teleportation kommerzialisieren. Na ja. Bis dahin müssen wir uns mit so was hier abfinden.» Er beugte sich vor. «Hm. Sie sehen so blass aus. Liegt das an Ihnen oder an der Übertragung?» Er wandte sich jemandem zu, der sich irgendwo links außerhalb des Bildes befand. «Seien Sie doch so nett und überprüfen Sie die Farben hier. Der Gesprächspartner dieses Direktors sieht gespenstisch aus.»
Und in dem Moment wusste Finn endlich, an wen ihn der Bibliotheksdirektor erinnerte: an Maxim Capri, den Jungen am Strand von Fire Island, der sein nasses Handtuch immer schnappen lies, der dumme Junge, der ihn und Mannu in das Spiel
Death Triumphs
gehackt hatte.
«Haben Sie schon was gefunden?», unterbrach Dr. Dr. Sriwanichpoom seine Gedanken.
«Noch nicht, Sir.» Finn überflog
le menu
so schnell er konnte. Er würde einen Zimt-Zing trinken, und ein –
«Einen Zimt-Zing für den jungen Mann», sagte Sriwanichpoom zu Finns Hostess Henriette. Er wandte sich Finn zu. «Richtig?»
Finn wurde rot. Diese Gedankenleserei war wirklich beunruhigend.
«Keine Angst», sagte Sriwanichpoom, «das war keine Gedankenleserei.»
Finns Augen weiteten sich.
«Manche haben’s», sagte der Direktor, «und manche nicht. Den Durchblick.» Er lachte, zog dabei die Lippen zurück und bleckte die Zähne wie ein wieherndes Pferd. Finn fiel auf, wie
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