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Everlasting

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Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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«Unglaublich!»
    Er war schon einmal hier gewesen, im Jahr 2256.   Aber das Charlottenburg des Jahres 2003 hatte nichts mit dem Charlottenburg zu tun, das er kannte. In seiner Zeit war Charlottenburg ein gigantisches Industriegebiet, zehn Quadratkilometer groß, mit Hunderten von Fabriken, darunter die wohl größte Transportfahrzeugfabrik auf dem europäischen Kontinent, SprintX, deren Areal er besichtigt hatte. Gern erinnerte er sich an die Ausstellung klassischer Motorwagen im Fahrzeugmuseum auf der KF Z-Straße . Das Gebäude, in dem sich das Museum befand, hatte Dark Winter überstanden und stand unter Denkmalschutz.
    Finn beobachtete ein Pärchen, das sich ihnen näherte. Beide hielten ein kegelförmiges Gebäck mit einer halbfesten kugeligen Masse darauf in der Hand. Die eine Kugel war gelblich, die andere grün, und beide leckten daran.
    «Was meinst du, was das ist?», fragte Rouge. «Joghurt? Quark? Mousse?»
    «Dieser Historiker meint, es könnte sich um Eiscreme handeln. Die hat man früher so gegessen. Wir können sie ja fragen.»
    «Finn!», sagte Rouge, «fang kein Gespräch an. Noch nicht. Lass uns da lang gehen.»
    Sie wichen einer Baustelle aus und stießen auf eine Straße, die nach rechts abzweigte. Auf einem Schild stand: Goethestraße.
    «Na endlich», sagte Finn. «Ein vertrauter Name.»
    «Goethestraße?», fragte Rouge und kniff fragend die Augen zusammen.
    Finn schnaubte. «Wir müssen wirklich was für deine Allgemeinbildung tun, Einstein. Goethe war der deutsche Shakespeare.»
    «Shakespeare?», fragte sie.
    Finn rollte mit den Augen.
    Rouge lachte kurz. «Finn, diese Freundin nimmt dich auf den Arm. Aber ehrlich, Shakespeare ist im Augenblick nicht wichtig. Wir müssen gleich umkehren. Wir haben nur noch ein paar Minuten.»
    «Oh, sieh mal!», entgegnete er und ging die Straße hinunter.
    «Finn, wir sollen in der Fußgängerzone bleiben!», rief Rouge ihm nach.
    Finn blieb vor einer Säule stehen, sie war drei Meter hoch und voll beklebt mit Bildern und Texten. Er drehte sich zu Rouge um, die ihm gefolgt war. «Eine Litfaßsäule. Damit wurde für Produkte und Dienstleistungen geworben. Auf dem Einband eines alten deutschen Kinderbuches, das unsere Eltern besaßen, war so eine abgebildet. Das Buch hieß
Emil und die Detektive
.» Er erinnerte sich an die schöne, sonore Stimme seiner Mutter. Als Mannu und er noch klein gewesen waren, hatte ihre Mutter ihnen immer vorgelesen. Sie hatten beide bei ihr auf dem Schoß gesessen und zugehört. Und wie sie vorlas! Jede Figur hatte eine eigene Stimme mit eigenem Timbre und Tonfall, mit eigener Intensität, und –
    «Finn?»
    Finn schaute auf.
    «Diese Spielerin besteht darauf, dass wir zur Fußgängerzone zurückkehren.» Ihre Stimme war freundlich, aber bestimmt. «Wir müssen.»
    «Nur einen Moment noch», sagte er, «bitte.» Er betrachtete die Säule erneut und fuhr dann mit den Fingern über das Bild von fünf Männern. Er las den dazugehörigen Text laut vor: «Deep Purple. Live in Concert.Columbiahalle. 20.   August.» Ein Stück des Papierbogens war abgerissen, und darunter kam ein weiteres Plakat zum Vorschein: «Robbie Williams. Live in der Wuhl–.» Er fuhr herum und sah Rouge an. «Unglaublich. Diesem Historiker ist Robbie Williams geläufig. Eliana, das Mädchen mit dem Tagebuch, ist zu einem Robbie-Williams-Konzert gegangen!» Finn riss ein Stück Papier ab, um das Plakat darunter freizulegen. «Da! Siehst du?» Da stand es: 8.   Juli, Wuhlheide. «Diese Detailgenauigkeit!», rief er. «Einfach großartig!»
    Rouge zog ihn am Arm. «Komm jetzt. Bitte!»
    Zurück in der Fußgängerzone bemerkten sie eine Art Theke mit Schüsseln hinter einer Scheibe, die voll mit der bunten halb festen Masse waren, die sie vorher gesehen hatten. eis stand auf einem Schild.
    «Du hast recht! Es ist Eiscreme», sagte Rouge. «Wollen wir mal probieren?»
    «Ja», sagte Finn, dem das Wasser im Munde zusammenlief. Wie ausgeklügelt das Spiel doch war, dass sogar beim Anblick von Eiscreme Speichelfluss in Gang gesetzt wurde.
    «Prego?»
, sagte der Mann hinter der Theke. Er war klein und rundlich und hatte schwarzes Haar.
    Finn hatte schon seit vielen Jahren nicht mehr bei einem lebenden Menschen Essen bestellt – zuletzt als kleiner Junge auf Fire Island. Inzwischen waren selbst dort die Verkäufer und Kellner voll automatisiert.
    «Werter Herr», sagte Finn, um Höflichkeit bemüht. «Wir wären ausgesprochen dankbar für eine Portion

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