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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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Orchestereinsatz wartet. Eine Sekunde später ließ das Alpenglühen die Berggipfel in einem intensiven Rosa erstrahlen. Und auf einmal schneite es, sachte zuerst, in zarten Flöckchen, die federleicht herabschwebten. Bald wurden sie dicker, fielen immer schneller und dichter, bis schließlich ein richtiger Schneesturm tobte. Finn beobachtete das wirbelnde Schauspiel ein paar Minuten lang, dann legte er das Buch oben auf Elianas Tagebuch, zog die Decke enger um sich und schloss die Augen   …
     
    Als Finn erwachte, hatte sich der Schneesturm gelegt, und die Berglandschaft schimmerte samtig blau. Bäume und Büsche hatten unter der weißen Last gespenstische, klumpige Formen angenommen. Von draußen war das Schaben einer Schneeschaufel zu hören: Hennig, der Hoteldiener-BA Y-Elm -Schl32, räumte eine Schneise frei.
    Finn hob eine Hand, um das Licht zu aktivieren, doch dann fiel ihm ein, dass er seinen BB nicht auf das Service-Netzwerk des Hotels hatte einstellen können. Also schaltete er die Leselampe manuell mit der Fernbedienung an.
    Er schlug Elianas Tagebuch auf.
    Eine Woche nachdem er Level 1 von «Projekt Zeit» beendet hatte, hatte er ein neues Tagebuch auf seinem Schreibtisch vorgefunden. Dr.   Dr.   Rirkrit Sriwanichpoom informierte ihn darüber, dass ein Probelauf für Level 2 spätestens um Neujahr herum geplant war, sie aber zuvor noch die Daten einarbeiten mussten, die sie aus seinen und Rouges Erfahrungen auf Level 1 gewonnen hatten. Er solle bis dahin doch bitte weiter an dem Bodden-Fund arbeiten. Finn fand das alles einigermaßen merkwürdig, aber schließlich hatte er noch nie Spiele getestet und wusste nicht, wie ein Auswertungsverfahren ablief. Und selbstverständlich war er liebend gern bereit, weiter an Elianas Tagebuch zu arbeiten.
    Das zweite Tagebuch war tatsächlich in Leder gebunden, genau wie das Mädchen gehofft hatte, ein edles, aber leicht abgegriffenes, burgunderrotes Kalbsleder mit einer Lederlasche als Verschluss. Es war ein Geschenk von ihrem Vater, elegant und schlicht, ganz anders als das erste mädchenhaft verspielte Buch. Das Papier war von bester Qualität, säurefrei und schwer, und es war deutlich zu erkennen, dass das Mädchen gern darauf schrieb. Ihre Handschrift hatte mehr Charakter bekommen, wirkte erwachsenerund weniger unsicher. Und als sie ab Mitte Dezember 2003 anfing, ihre Einträge mit «Eliana» zu unterzeichnen, hatte Finn den Eindruck, dass sie eine vernünftige junge Dame geworden war, denn ihre Unterschrift war überraschend einfach und ohne übertriebene Schnörkel. Bis auf wenige Ausnahmen hatte sich Eliana sogar die Smileys und Herzchen abgewöhnt.
    Ehe Finn sich an die Übersetzung gemacht hatte, hatte er das Tagebuch dreimal gelesen und nach Hinweisen auf den Nachnamen und die Herkunft des Mädchens gesucht, war aber leider auf nichts gestoßen, das zur Lösung des Rätsels beitragen konnte, noch nicht mal auf die Vornamen der Eltern.
    Finn hatte gehofft, dass Renko in offiziellen Registern einen Eintrag für Elianas Geburtstag entdecken würde, den 22.   Mai 1990.   Der Name «Eliana» war nicht ganz ungewöhnlich, aber doch für die damalige Zeit selten genug, um auch ohne Familiennamen für einen bestimmten Tag in einer bestimmten Stadt einen Eintrag finden zu können. Doch seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Beim Großen Feuersturm waren zu viele Archive vernichtet worden. Finn hatte sogar versucht, über den Namen einer Klassenkameradin von Elianas Schwester weiterzukommen: eine gewisse Vivi Lindenberg, die Madeline schikanierte. Leider blieb die Suche ergebnislos, aber der entsprechende Tagebucheintrag war Finn besonders lieb, und wenn ihn jemand gefragt hätte, an welcher Stelle er das erste Mal eine innere Verbundenheit mit dem Mädchen empfunden hatte, dann hätte er diese Passage genannt.
     
    Mittwoch, 17.   September 2003
    Vorhin bin ich in Madelines Zimmer gegangen, um meinen Tintenkiller zurückzuholen, weil der weg war. Sie nimmt ihn sich immer, und nie bringt sie ihn zurück, und das geht mir echt auf den Geist, also bin ich einfach rein in ihr Zimmer, ohne anzuklopfen, und da lag sie auf dem Bett und weinte. Ich war total baff. Madeline weint sonst nie. Madeline ist die Fröhliche, die Hübsche, die Lustige, die jeder mag. Sogar ich mag sie ja meistens! Und sie tat mir so leid. Ich meine, sie ist schließlich meine Schwester und so. Und dann hat sie mir erzählt, dass die fette Vivi Lindenberg, ein Mädchen in der Schule, sie in

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