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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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treffen, Kaugummiblasen für uns machen würdest.»
    Finn lachte. «Ja. Ich erinnere mich.»
    «Kannst du’s?»
    «Was?»
    «Blasen machen.»
    «Oh, ich fürchte nein», sagte er.
    Sie sah enttäuscht aus.
    «Ich kann’s aber versuchen», fügte er eifrig hinzu.
    Sie überlegte kurz. «Ja. Vielleicht bringt mich das zum Lachen.»
    Finn hätte alles dafür gegeben, sie zum Lachen zu bringen. «Es wäre mir ein Vergnügen – mit einem von denen?», fragte er und zeigte auf die Schachtel mit den Kaugummis.
    Ihre Stimme war plötzlich ganz dünn. «Meinetwegen. Okay. Nimm einen.»
    Finn griff mit Daumen und Zeigefinger in die kleine Schachtel und tastete ein bisschen darin herum, um eines der beiden Stücke Kaugummi zu fassen zu kriegen, was für eine Männerhand nicht einfach war. Schließlich gelang es ihm. Er drehte sich mit einem Lächeln zu Eliana um   … und sah erschrocken, dass ihr Gesicht tränenüberströmt war.
    «Tut mir leid», sagte sie. «Tut mir leid.» Sie warf den Kopf hin und her. «Verzeih mir. Ich wollte nicht weinen. Tut mir leid.»
    Finn hatte keine Ahnung, was passiert war. Hoffentlich hatte er nichts falsch gemacht. Sie bewegte den Kopf so heftig hin und her, dass ihr das Haar aus der Spange am Hinterkopf rutschte. Er hätte es gern wieder zurückgesteckt, aber er traute sich nicht.
    «Ich weiß nicht, welches Stück», sagte sie und schluchzte nun haltlos. «Ich weiß nicht, welches.»
    Er war ratlos. «Soll ich lieber das andere Stück nehmen?», fragte er vorsichtig. «Nicht das hier?»
    Ihre Schultern bebten jetzt. «Nein. Ich weiß es nicht.» Sie versuchte, sich die Tränen abzuwischen, aber sie wollten einfach nicht aufhören zu fließen. «Ich weiß es nicht mehr.»
    Finn legte die Schachtel und den Kaugummi zurück auf den Schreibtisch und dirigierte Eliana zu Madelines Bett, damit sie sich setzen konnte.
    So saßen sie Seite an Seite. Sie duftete heute nach Kokosnuss, stellte er fest, nicht nach Everlasting. Ihr Shampoo?
    Eliana blickte kurz zu ihm hoch, sah dann aber weg. «Ich habe etwas Schreckliches getan», gestand sie. «Etwas richtig Schreckliches.»
    Er sah sie fragend an.
    «Vor ein oder zwei Monaten», sagte sie, «war ich allein zu Hause. Krank. Ich hatte eine Erkältung. Und   … und ich hatte plötzlich so unheimlich Lust auf etwas Süßes, einen richtigen Heißhunger darauf.» Sie holte tief Luft und seufzte. «Ich hab die ganze Wohnung abgesucht und konnte nichts finden.» Sie sah ihn an und schniefte. «Meine Mutter war mal wieder auf Diät.» Sie verdrehte die Augen, und für einen Moment dachte er, sie würde vielleicht lachen, aber sie tat es nicht. «Und da habe ich mirdann ein Stück von Madelines Kaugummis genommen. Von
deinem
Kaugummi. Ich hätt’s nicht tun sollen. Aber ich hab’s getan.» Sie stand auf, holte ein Taschentuch raus, und setzte sich wieder. «Es war so hart. Das Stück Kaugummi, meine ich. Ich hätte mir fast einen Zahn daran ausgebrochen.» Sie kicherte kurz. «Aber dann habe ich ein schlechtes Gewissen gekriegt, also habe ich mich angezogen und bin runter und habe eine neue Packung gekauft. Und ich habe ein neues Stück in Madelines Schachtel gelegt.» Sie fing wieder an zu weinen. «Aber ich hab’s ihr nicht erzählt. Sie hat immer gedacht, beide Kaugummis wären noch von
dir
.» Sie putzte sich geräuschvoll die Nase. «Deshalb weiß ich nicht, welches Stück du nun kauen sollst, welches wirklich
deins
ist.»
    Es war still im Raum.
    «Tja», sagte Finn schließlich, «dann muss ich wohl
beide
Stücke kauen. Eins davon muss ja von mir sein. Oder?»
    Es war erstaunlich, wie plötzlich der Schmerz aus Elianas Gesicht verschwand. «Richtig!», sagte sie. «Wieso bin ich nicht selbst drauf gekommen? Ja klar!» Sie lachte und weinte zugleich. Sie holte ein weiteres Taschentuch hervor und wischte sich damit die Augen. «Ja klar. Nimm einfach   –»
    Es klopfte an der Tür, und ein Kopf schaute herein.
    «Papa», sagte Eliana.
    «Ich habe Stimmen gehört», sagte der Mann.
    Eliana trat zu ihrem Vater. «Ich habe Finn Madelines Zimmer gezeigt.» Sie schnäuzte sich. «Da hat’s mich irgendwie überwältigt.»
    Finn wusste nicht, ob er dem Mann die Hand geben sollte oder nicht. Da Herr Lorenz ihm seine eigene nicht entgegenstreckte, war es anscheinend unnötig.
    Rudi Lorenz war ein gutaussehender Mann mit Augen, die ebenso blau waren, wie Elianas schwarz. Finn wusste, dass er freundlich und intelligent war. Das hatte er aus Elianas

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