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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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und Eliana ihn mit großen, runden Augen anschauten. «Wenn man mit so einem Füllfederhalter schreibt, muss man besonders vorsichtig sein», bemerkte er betont munter.
    «Völlig richtig», pflichtete ihm Herr Lorenz bei. «Ähm   … Sie brauchen auch gar nicht so fest zu drücken. Die Feder ist ziemlich empfindlich.»
    «Verzeihung», sagte er. O-oh. Wie peinlich.
    «He, Leute», sagte Eliana zu den Jungen. «Ich habe ein bisschen Hunger. Wollen wir was essen?» Sie drehte sich zu Finn um. «Bis gleich.»
    Finn schrieb seinen Namen zu Ende und musterte sein Werk prüfend. Die Buchstaben begannen auf der Linie, wanderten dann aber nach oben, als stiegen sie eine Treppe hinauf. Es war nicht perfekt, aber es würde genügen. Und was war nun mit seiner Adresse? Er beschloss, die auf Fire Island anzugeben. Er setzte an, drückte aber zu fest, und etwas Tinte lief aus. Und dann gerieten ihm die Wörter «Ocean Bay Park» viel zu groß, sodass er den Rest zusammenquetschen musste. Aber schließlich bekam er alles auf eine Linie: Ocean Bay Park on Fire Island, Brookhaven, New York.
    Als er endlich fertig war, halleluja, schob er die Kappe wieder auf den Füllfederhalter.
    Finn schwitzte aus allen Poren. Sogar seine Handrücken schwitzten! War es die Hitze, die Situation, oder vielleicht der gefürchtete Zeitlag?
    «Sie scheinen ein Bücherfreund zu sein», sagte Herr Lorenz.
    «O ja!»
    «Dann lassen Sie mich Ihnen ein paar zeigen. Das lenkt mich vielleicht ab.»
    «Bitte, ich möchte Sie keinesfalls stören», beteuerte Finn sofort.
    «Nicht doch. Ich tu das gern.» Herr Lorenz ging von Regal zu Regal, zog hier und da ein Buch heraus und legte es auf seinen Schreibtisch. «Ich bin nämlich Typograph. Ich entwerfe Fonts und Schrifttypen. Sie würden staunen, wie viele verschiedene Schriftarten es gibt. Den meisten Menschen ist das aber ziemlich schnuppe, sie verschwenden keinen Gedanken an Typographie.» Er lächelte. «Typographen werden nämlich selten in die Talkshows eingeladen.»
    Finn nickte, auch wenn er nicht genau wusste, was eine Talkshow war.
    Herr Lorenz öffnete ein Buch, dann ein anderes und zeigte auf die Schrifttypen. Er bat Finn, laut zu lesen, um zu demonstrieren, wie unterschiedlich sich die Schriften lesen ließen. «Das hier könnte Sie interessieren», sagte Herr Lorenz. Er zog eine Schublade auf und nahm einige Arbeitshefte heraus. Er öffnete eins davon und blätterte es rasch durch. «Ein Übungsheft für die deutsche Schrift. Für Drittklässler. Sie nennt sich ‹Vereinfachte Ausgangsschrift›.» Er sah Finn vielsagend an. «So schreibt Eliana, nicht wahr?»
    Finn wurde am ganzen Körper heiß. Hat er richtig gehört? Das klang ja, als wüsste Herr Lorenz, dass er Elianas Tagebücher gelesen hatte. Aber wie war das möglich? Doch der Moment war schnell wieder vorbei, denn schon schlug der Mann ein anderes Heft auf, das den Titel «D’Nealian Handwriting» trug. «Viele amerikanische Kinder lernen nach dieser Methode schreiben. Sie doch auch, oder?»
    Finn lächelte gequält zurück und nickte.
    «Aber mir ist die hier am liebsten», sagte Herr Lorenz.«
Basic Italic
und
Cursive Italic
. Sie hat ihren Ursprung im Europa des 15.   Jahrhunderts. Erst vor kurzem wurde sie wiederentdeckt und wird heute in den USA an einigen Grundschulen gelehrt.» Er schlug das Buch auf. Es hieß
Write Now
. «Die Handschrift ist schlicht. Elegant. Und sehr gut lesbar.» Er gab es Finn. «Wollen Sie mal reinschauen?»
    Der Mann ahnte, dass Finn nicht schreiben konnte, das war offensichtlich. Er hielt ihn ganz bestimmt für einen Dummkopf.
    Finn blätterte das Buch durch. Die
Cursive
Italic
-Schreib schrift hatte keine Schlaufen und war dadurch leicht zu lesen. Schlaufen, das wusste er aus Erfahrung, bereiteten Paläographen die meisten Kopfschmerzen. «Ja», sagte Finn. «Sie ist sehr gut lesbar.»
    Der Mann nickte. «Ich bin sicher, Sie bekommen das Heft irgendwo. In einer Buchhandlung. Einem Antiquariat. Oder online. Oder in einer Biblio   –»
    Die Tür ging auf. Es war Angelika Lorenz. «Rudi», sagte sie. «Gesine fährt jetzt. Sie nimmt meine Mutter mit.»
    Oma Uschi?
, dachte Finn.
    Herr Lorenz nickte seiner Frau zu und wandte sich dann wieder zu Finn. «Familie», sagte er. «Fortsetzung folgt.»
    Als Rudi aus dem Zimmer ging, schenkte Angelika Finn ein blasses Lächeln. Von allen in der Familie wirkte sie am verzweifeltsten. «Es war lieb von Ihnen, zu kommen», sagte sie. «Ich habe Sie zuerst gar

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