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Everlasting

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Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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Sie war ein Kind. Aber ein hinreißendes. Er würde diese Augen so gern in Erinnerung behalten. Ihre feuchte Dunkelheit, umrahmt von diesen dichten goldenen Wimpern.
    «Wie ist deine E-Mail -Adresse?», fragte sie.
    «Eliana», sagte er. «Ich melde mich. Keine Sorge.» Er wandte sich zur Tür, und einen Moment lang drehte sich ihm wieder alles. Er legte zu Sicherheit einen Arm um Rouge, und gemeinsam verließen sie das Zimmer.
    Sie gingen den Flur entlang, aber Finn hörte noch die Stimmen der Mädchen. «Hast du nicht gesagt, dass sie nicht seine Freundin sei?», sagte eine von den Drei Js.
    «Das hat er jedenfalls gesagt», erwiderte Eliana.
     
    Auf dem Weg zum Kurfürstendamm, wo sie ein Taxi nehmen wollten, das sie zum Bahnhof Zoo, ihrem Schließfach und ihrer Kleidung für die Rückreise bringen würde, legten Finn und Rouge einen Zwischenstopp in einem Supermarkt ein, um sich in der Gefrierkostabteilung abzukühlen. Was für eine Wohltat, sich tief über gefrorene Erbsen und Möhren zu beugen. Erfrischt traten sie ihre Reise an, zurück nach Hause, in den Januar 2265.

15   Finn lernt schreiben
    Finn fand es in den Tiefen des Eisbergs, in den Katakomben, Untergeschoss 5.   Es stand in einem fast vergessenen Raum mit unkatalogisierten Sachbüchern aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, die sich mit dem Herstellen von Büchern befassten. Die Regale waren gefüllt mit Leitfäden zur Drucktechnik und zur Kunst der Farbmischung, mit Handbüchern zu Layout und Typographie und mit Schriftmusterbüchern. Finn stieß auf Präsentationsordner mit unzähligen Mustern unterschiedlichster Papiere, mit verschiedenen Färbungen, Oberflächen und Dicken. Daneben lagerten Mappen mit seidigen Lesezeichen und Kapitalbändern. Es gab Ringbücher mit Vorsatzpapieren in vielen Farbschattierungen und bunten Kartons. Schwere stoffbezogene Schachteln, die sich kunstvoll ausklappen ließen, zeigten Baumwoll- und Leinenmuster mit den vielfältigsten Strukturen und Farbtönen. Was für Schätze! Finn fühlte sich wie ein Kind im Spielzeugladen.
    Er hatte die Regale schon etliche Stunden durchforstet, als er das Buch schließlich entdeckte, eingezwängt zwischen «Geese Werkdruckpapiere gelblichweiß» und «SpiekermannFontBook»: eine Erstausgabe von «Write Now» aus dem Jahre 1991 – oder zumindest das, was von ihr übrig war. Die Klebebindung des 275   Jahre alten Arbeitshefteswar aus dem Leim gegangen, die Seiten lose, manche zerrissen, verblasst und angeschimmelt. Aber sie waren lesbar.
    Hätte man ihn nach dem Grund gefragt, warum er jetzt das Schreiben lernen wollte, hätte er keinen nennen können. Es war ihm ein Rätsel, er wusste nur, er musste es tun. Es drängte ihn richtig, endlich loszulegen. Als Erstes musste ein Schreibgerät her. Er könnte einen Kugelschreiber oder Bleistift aus der Werkzeugkiste seiner Mutter nehmen. Aber dann fiel ihm der Füllfederhalter seines Urahn ein, der mit den Platinsternen und der Feder aus 1 4-karätigem Weißgold, und er wusste sofort, dass das sein Schreibgerät werden würde. Aber er würde Tinte brauchen. Und Papier.
    Die Autorinnen des Übungsbuches empfahlen dem Leser, die vorgegebenen Buchstaben auf Transparentpapier durchzupausen. Wenn der Lernende das gut konnte, sollte er die Buchstaben, Wörter und Sätze selbständig in die linierten Zeilen unter den Beispielen eintragen. Aber in dem halbzerfallenen Übungsbuch konnte er weder Buchstaben nachmalen noch auf den Seiten schreiben. Unter dem Druck der Schreibfeder würde es zerbröseln.
    Sollte er sich eine Art Tru-Copy machen lassen, in die er hineinschreiben konnte? Das Labor würde den Auftrag zweifellos Dr.   Dr.   Sriwanichpoom zur Genehmigung vorlegen. Aber dieses Hobby wollte Finn lieber für sich behalten. Vielleicht könnte er Renko bitten, die Seiten auf einem seiner speziellen Bibliotheksgeräte zu scannen. Aber wie sollte er ihm das begründen? Seine Zeitreise-Ausflüge musste er nach wie vor geheim halten. Würde Renko die Halbwahrheit durchschauen und Fragen stellen?
    Schließlich schickte Finn an Raoul Aaronson in SternwoodForest eine Bestellung für Tinte, Transparentpapier, liniertes Papier zum Üben und unliniertes, weißes 8 0-Gramm -Papier für eventuelle Papierscans.
    Finn würde schreiben lernen!
     
    Während Finn auf die Papier- und Tintenlieferung wartete, arbeitete er beharrlich weiter an Elianas gestreiftem Tagebuch, der Dokumentation ihres Lebens vom 25.   April 2004 bis zum 9.   Juni 2005.   Zu

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