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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ihn, sehe, wie er sich im Schlaf bewegt und Anstalten macht, sich umzudrehen. Ich packe ihn am Bein und schüttele es ein-, zweimal heftig, während ich immer wieder rufe: »Damen, wach auf! Sie ist da !«
    Ich sage es, als verhieße allein ihr Anblick etwas Großes – als hätte ich soeben den Weihnachtsmann mit einem Schlitten voller Geschenke und einer Truppe fliegender Rentiere erspäht.
    Damen schießt in die Höhe, wischt sich rasch mit einer Hand die Augen, ehe er nach mir greift. Eine Verzögerung, durch die er mich verfehlt und die Chance verpasst, mich zu sich zurückzuziehen, während ich mich aufrappele und auf die Alte zugehe. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich zu ihr sagen soll, aber ich habe schon zu lange im Regen gewartet, um mir die Gelegenheit entgehen zu lassen.
    »Du …«, beginnt sie, während sie langsam den Arm hebt, doch ich unterbreche sie auf der Stelle. Sie braucht jetzt
nicht wieder ihren Singsang abzuspulen, nicht, nachdem ich alles schon gehört habe und es wirklich nicht noch einmal hören muss.
    »Was das angeht …« Ich stelle mich vor sie, sorgsam darauf bedacht, einen Puffer von ein, zwei Metern zwischen uns zu lassen, obwohl sie in ihrem fortgeschrittenen Alter sicher schlechte Karten hätte, wenn sie mich ernsthaft angreifen wollte. »Ich habe das Lied gehört und mir den Text eingeprägt, und glauben Sie mir, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber meinen Sie, wir könnten auf Englisch kommunizieren? Oder zumindest in der Form von Englisch, an die ich gewöhnt bin, der Form, die einen Sinn ergibt?«
    Ich lasse den Blick über sie schweifen, studiere die silbernen Haarsträhnen, die irritierenden Augen, die Haut, die so dünn und durchscheinend wirkt, als könnte sie jeden Moment reißen. Ich suche nach einer Reaktion, irgendeinem Anzeichen dafür, dass sie sich durch meine Worte beleidigt fühlt, aber ich entdecke keine andere Reaktion als einen Blick aus wässrigen Augen, der sich auf Damen richtet, als er den Platz an meiner Seite einnimmt. Die Schultern gestrafft, die Beine angespannt und die Füße locker aufgestellt, ist er bereit, sofort loszuspringen und mich gegen diese seltsame Hundertjährige zu verteidigen, falls es nötig werden sollte.
    Ein Gedanke, der mir oberflächlich betrachtet derart albern erscheint, dass ich vor Lachen losprusten könnte, wenn das Ganze nicht so ernst wäre.
    Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, zumindest soweit das in dem knietiefen Matsch möglich ist, und denke daran, dass bei einer meiner letzten Begegnungen mit der alten Frau auf einmal Misa und Marco hinter ihr hervorkamen, doch heute sind sie nicht da.

    Momentan gibt es nur Damen, die verrückte Alte und mich. Und soweit ich es beurteilen kann, überrascht es sie nicht im Geringsten, dass wir beide hier gewartet haben.
    Ich will gerade wieder etwas sagen, damit wir weiterkommen und ich das bekomme, weswegen ich hier bin – damit ich mein Gewissen von dem quälenden Zweifel befreien kann, dass Damen schließlich doch Recht behalten könnte und dies alles eine Art grausamer kosmischer Witz ist – dass ich in übelster Art verschaukelt werde –, dass keiner von uns vorher gelebt hat –, als sie mich ansieht und sagt: »Adelina.«
    Das ist es. Sie sagt einfach: » Adelina .« Dann senkt sie die Lider und verneigt sich leicht, die Handflächen fest auf die Brust gedrückt, ihre Bewegung auf mich gerichtet, als wäre sie die Betende und ich eine verehrte Gottheit.
    »Ähm, also, die Sache ist die«, beginne ich, unsicher, wie ich auf eine solch peinliche Geste reagieren soll, die ich zu übergehen suche, indem ich so tue, als wäre sie nicht geschehen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Mein Name ist Ever, und das ist Damen …« Damen wirft mir einen Blick absoluten Entsetzens zu, da er nicht mit hineingezogen werden wollte. Also sehe ich ihn stirnrunzelnd an und nehme mir noch die Zeit, dies mit einem kurzen Augenrollen zu garnieren, bevor ich mich wieder der alten Frau zuwende. »Wie Sie ja bereits wissen«, sage ich mit einem erneuten Seitenblick auf Damen, um ihn daran zu erinnern, dass seine Identität ihr gegenüber wohl kaum ein Geheimnis ist. Ja, sie scheint alles über ihn zu wissen oder vielmehr zumindest seinen vollständigen Namen. »Und ich habe keine Ahnung, wer diese Adelina ist oder was sie mit mir zu tun haben könnte, also könnten Sie mich vielleicht aufklären, was Sie meinen?«

    »Ich bin Lotos«, sagt sie mit Flüsterstimme, während sich ihr

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