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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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jedes Leben geht ins nächste über.
    Und sowie ich das akzeptiere, es als Tatsache annehme, beginnt ein zarter Frühlingsregen zu fallen. Ich springe auf, lächele, lache und werfe den Kopf in den Nacken. Dann sperre ich den Mund so weit auf, wie es geht, bis sich eine kleine Pfütze auf meiner Zunge gesammelt hat. Unter den Zehen spüre ich, wie der Sand verschwindet und an seiner Stelle eine herrliche Wiese voller Blumen entsteht. Ich spüre,
wie meine Haut heilt und sich regeneriert, während eine der beiden Sonnen Funken schlägt, ausbrennt und verglüht und die andere einen wohlwollenden, lebenserhaltenden Schein annimmt.
    Ich breite weit die Arme aus und wirbele über das Feld, hüpfe, springe und tanze in dem Regen, der nun – nachdem er mich geheilt hat – in ein leichtes, schimmerndes Nieseln übergegangen ist.
    Ich hab’s geschafft! , freue ich mich triumphierend. Ich hab gewonnen! Ich hab den Fluss überlistet – mich an das erinnert, was am wichtigsten ist – natürlich mit ein bisschen Hilfe von meinen Freunden!
    Freunde.
    Ich halte inne und atme nur noch ruckartig und viel zu schnell, während ich mich überall umsehe. Meine Freude löst sich in dem Moment in Luft auf, als ich zwei Wahrheiten begreife, die ich bislang übersehen habe:
    – Ich bin nicht wie meine Freunde. Mein Körper ist unsterblich, meine Seele nicht.
    – Damen ist nicht da. Was bedeutet, dass er vergessen hat. Die Erinnerungen nicht festhalten konnte. Sich vom Fluss hat überlisten lassen.
    Und nachdem er die Unsterblichkeit der Seele gegen körperliche Unsterblichkeit eingetauscht hat, gibt es nur noch einen Ort, wo er sein kann.
    Im Schattenland.

VIERUNDZWANZIG
    O bwohl ich schon mal dort gewesen bin, sogar mindestens drei Mal, habe ich keine Ahnung, wie ich hinfinden soll. Keine Ahnung, wo es tatsächlich ist oder wie man es auf einer Landkarte findet.
    Mein erster Besuch lief über das Erlebnis, das Damen in Gedanken mit mir geteilt hat. Der zweite war, als ich Roman telepathisch den Ort gezeigt habe, an den Drinas Seele gezogen ist. Und der dritte war, als Haven mich getötet hat und ich eine gefühlte Ewigkeit lang, die aber in Wirklichkeit wohl nur ein paar Minuten gedauert hat, in diesen schauerlichen Abgrund gestürzt bin.
    So funktioniert das Schattenland.
    Doch ich habe die Reise noch nie zu Fuß angetreten. Schließlich habe ich mich ja nie aufgemacht, um seine materielle Erscheinungsform aufzusuchen.
    Und so greife ich in der Hoffnung auf Antworten auf alles zurück, was ich gelernt habe, auf die Dinge, die Ava mich gelehrt hat. Und statt es meinem Verstand zu gestatten, mit Fragen und Gedanken Sturm zu laufen, die nur zu Panik und Unsicherheit führen, ohne je zu einem hilfreichen Resultat zu gelangen, konzentriere ich mich lieber auf die innere Stille. Ich vertraue darauf, dass sie mich leiten und lenken wird.
    Entschlossen, meinem Bauchgefühl zu folgen, meinem Herzen, meiner Intuition, der im Inneren verborgenen
Wahrheit, bahne ich mir meinen eigenen Weg, geleitet allein von meinen Instinkten, doch als mir die Strecke allmählich zu lang wird, beschließe ich, das Ganze ein bisschen zu beschleunigen, und manifestiere mir eine Begleiterin.
    Ich reite meine Stute, so weit sie zu gehen bereit ist, dann rutsche ich von ihrem Rücken, als sie kurz vor der Grenze stehen bleibt, der Stelle, wo das Gras in Matsch übergeht, wo die Bäume alle abgebrannt und kahl sind und der Regen unablässig herunterprasselt. Es ist genau so, wie ich es gedacht habe, diese schreckliche Gegend ist tatsächlich das Yin des Sommerlands – sein Schattenselbst – sein Gegenstück, das eine klare Abgrenzung zwischen beiden Welten darstellt – eine hell, eine dunkel – und in mir keinen Zweifel daran lässt, dass dies der Eingang zum Schattenland ist.
    Ich klopfe meiner Stute aufs Hinterteil, dränge sie, sich grünere Weiden zu suchen, und sehe mich um, in der Hoffnung, Lotos oder vielleicht sogar eine Art Führer zu finden, aber schließlich begreife ich, dass ich ganz allein bin, und trotte in den Matsch hinein. Trotte durch ewige Weiten einer bedrückenden, kahlen, tristen, verlassenen und patschnassen Landschaft, während ich mich frage, ob je ein Punkt kommen wird, an dem sie zu etwas anderem wird und nicht mehr so aussieht. Dieser Punkt tritt allerdings viel früher ein als erwartet, da ich plötzlich auf eine so drastisch andere Szenerie stoße, dass ich mir die Augen wische und ein paar Mal blinzele, um mich zu vergewissern,

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