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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sie anders war. Sie konnte nicht nur keine Kinder bekommen, sondern ihr war auch unbegreiflich, warum alle um sie herum alterten, während sie immer gleich blieb. Eine Erkenntnis, die sie schon bald dazu zwang, das zu tun, was alle Unsterblichen irgendwann tun müssen, wenn die diskreten Fragen immer neugieriger und drängender werden, bis sie schließlich in hysterischen Verdächtigungen und irrationalen Ängsten gipfeln – und so packte sie irgendwann im Schutz der Nacht ein paar
Habseligkeiten und lief davon, um nie zurückzukehren, zumindest etliche Jahrhunderte lang nicht.
    Sie zog umher. Heiratete noch mehrmals und blieb mit jedem Ehemann an einem Ort, so lange sie konnte, bis die stets wiederkehrende Notwendigkeit zu fliehen so unerträglich wurde, dass es für sie emotional einfacher war, allein zu leben. Allmählich begann sie ihre Unsterblichkeit zu hassen und suchte nach Wegen, sie rückgängig zu machen, da sie in die normale Ordnung der Dinge zurückkehren und wie jeder andere leben wollte.
    Sie reiste. Zuerst nach Indien und dann nach Tibet, wo sie bei Mystikern, Schamanen, Gurus und etlichen anderen spirituellen Lehrern und Forschern studierte, die ihr zeigten, wie man Körper und Seele reinigt, ihr jedoch nicht dabei helfen konnten, die Wahl rückgängig zu machen, die sie vor vielen Jahren getroffen hatte, als sie noch zu jung war, um die Konsequenzen abzuschätzen. Die Ironie ihrer Studien bestand darin, dass es ihr unwissentlich gelungen war, ihre Chakren so sehr zu stärken, dass sie völlig unverwundbar geworden war, immun ausgerechnet gegenüber dem einen, nach dem sie sich vor allem anderen sehnte – der Erlösung, die nur der Tod bringen kann.
    Zuletzt war sie in ihren Studien so weit fortgeschritten, dass sie eine bekannte Wunderheilerin wurde, deren Dienste enorm gefragt waren. Lotos, der Name, unter dem man sie kennt, geht auf ihre Fähigkeit zurück, diese herrliche Blüte aus ihren Handflächen heraus erblühen zu lassen, einfach indem sie die Augen schließt und es sich wünscht. Und das konnte sie nicht nur im Sommerland, sondern auch auf der Erdebene.
    Obwohl sie entschlossen war, sich in ein einsames Junggesellinnenleben zurückzuziehen, hatte das Schicksal andere
Pläne mit ihr, und so dauerte es nicht lange, bis sie jemanden kennen lernte und sich verliebte. Richtig verliebte. Die wahre Liebe fand. Die Art von Liebe, die sie trotz mehrerer vorheriger Ehemänner noch nie erlebt hatte.
    Die Art von Liebe, durch die sie genug Vertrauen aufbaute, dass sie die Wahrheit über ihre Existenz beichtete und ihren Liebsten überreden wollte, Roman aufzusuchen und auch vom Elixier zu trinken, um wie sie zu werden, damit sie nie den Schmerz erleben müssten, einander zu verlieren.
    Doch er weigerte sich. Wollte alt werden. Und als der Tag schließlich kam, an dem sie an seinem Sterbebett kniete und an dem schlichten goldenen Ring drehte, den er ihr an den Finger gesteckt hatte, da versprach er, alles in seiner
    Macht Stehende zu tun, um nicht wiedergeboren zu werden. Um nicht auf die Erdebene zurückzukehren. Er versprach ihr, lieber darauf zu warten, dass sie einen Weg fände, ihre Unsterblichkeit rückgängig zu machen, damit sie eines Tages im Jenseits zu ihm stoßen könne.
    Er ließ sie allein zurück, und sie wurde älter und immer älter. Schließlich verfiel ihr Körper so sehr, dass sie darum betete, ihr Herz werde sich aufgrund der reinen Erschöpfung irgendwann weigern, sie atmen zu lassen, und einfach zu schlagen aufhören, damit sie sich wieder zu ihrem Liebsten gesellen könnte – doch sie lebte immer weiter.
    Sie setzte ihre Studien fort, suchte unermüdlich nach einem Ausweg, bis sie schließlich die Lösung fand, allerdings erst, als sie selbst schon zu alt war, um die Reise auf sich zu nehmen.
    Trotzdem gab sie nicht auf. Den lang gehegten Wunsch nach einem Wiedersehen endlich in Reichweite, verbrachte sie das letzte Jahrhundert damit, die restlichen Waisen aufzuspüren,
ihnen reinen Wein darüber einzuschenken, was sie in Erfahrung gebracht hatte, in der Hoffnung, einen von ihnen dazu überreden zu können, die Reise anzutreten – und die Chance auf ein neues Leben zurückzuholen.
    Ein Leben, wie es sein sollte.
    Ihnen alle eine Art Neubeginn zu ermöglichen – eine zweite Chance, bei der sie unter Einbeziehung allen Wissens neu entscheiden könnten, ob sie so weitermachen wollten wie bisher. Im Gegensatz zu der Zeit, als sie noch zu jung und zu verängstigt waren, um die

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