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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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zerdrückt, als ich es herausziehe.

    Sie lächelt mich an. »Erinnerst du dich noch daran, was ich gesagt habe, als ich es dir gegeben habe?«
    Ich denke angestrengt nach. »Du hast gesagt: ›Alles, von dem du glaubst, du brauchst es, ist hier drin. Du entscheidest selbst, was das bedeutet.‹ Oder so ähnlich.«
    Sie nickt. Grinst. Ich starre auf die großen Lücken zwischen ihren Zähnen, als sie weiterspricht. »Und, angesichts dieser Erinnerung, was ist dann das, was du am meisten ersehnst – mehr als alles andere? Genau jetzt, in diesem Moment, was wünschst du dir?«
    Ich zögere. Starre auf eine kleine Grasfläche zu meinen Füßen. Spüre Damens Blick schwer auf mir lasten, spüre, wie er sich fragt, warum ich es nicht sage, warum ich es aufschiebe.
    Das Gleiche frage ich mich auch.
    Ich frage mich, warum das Wort nicht kommen will – warum es zu einem solchen Kampf ausartet, obwohl es doch das Eine und Einzige ist, wonach wir die ganze Zeit gesucht haben.
    Ich hebe den Blick, um Lotos in die Augen zu sehen, und ringe darum, die Worte herauszubringen. Meine Stimme klingt hölzern, matt und emotionslos, als ich sage: »Das Gegengift. Ich – oder vielmehr wir haben jetzt das Rezept, aber wir müssen die Zutaten noch auftreiben, die richtigen Mondphasen abwarten und so weiter.« Ich verstumme. Mein Herz hämmert wie wild, mein Magen verkrampft sich, und meine Finger zucken hektisch, als Lotos zwischen Damen und mir hin und her schaut.
    »So ist es.« Sie nickt, als wäre die Sache damit erledigt. Als wir ihre Geste mit skeptischen Blicken quittieren, fügt sie hinzu: »Bitte. Schau hinein. Du wirst sehen, dass es alles enthält, was ihr für euer Gegengift braucht. Einschließlich
eines sehr seltenen Krauts, das auf der Erdebene kaum zu finden sein wird. Und ja, sämtliche Mondphasen wurden beachtet.«
    Offenbar will sie es dabei belassen, denn sie macht Anstalten davonzuschlurfen. Sie bleibt erst stehen, als ich sie zurückrufe. »Das ist doch ein Witz, oder?« Ich lasse das Beutelchen hin und her baumeln und weiß, dass es einfach unmöglich ist, dass es sämtliche Gegenstände enthalten soll, die Roman in seiner langen Liste genannt hat. Es ist zu klein. Für die Sachen auf einer solchen Liste bräuchte man eine vollgestopfte Reisetasche oder zwei.
    Lotos bleibt stehen, hält die Hände zu einem spitzen Dach gefaltet vor die Brust und sagt: »Warum leerst du es nicht aus und siehst es dir an?«
    Stirnrunzelnd knie ich mich ins Gras, ziehe die Bänder auf und kippe das Täschchen um. Ich schnappe unwillkürlich nach Luft, als ein Sammelsurium von Kräutern, Kristallen und kleinen, mit Flüssigkeiten gefüllten Fläschchen herauspurzelt. Ich habe keine Ahnung, woher sie alle kommen sollen – der Beutel enthält weitaus mehr Dinge, als aller Logik nach in ihn hineinpassen können.
    »Es ist alles da. Alles, was ihr braucht. Folgt einfach Romans Anweisungen, und das Leben, von dem ihr träumt, gehört euch.« Sie hält inne und sieht mich an. »Oder?«
    Ich schlucke. Ringe um Atem. Starre auf die vor mir ausgebreitete Beute herab – eine großzügige Menge schwer aufzutreibender Zutaten, die ich seit Langem suche –, die Antwort auf all unsere Probleme liegt hier zum Greifen nahe vor uns.
    Und obwohl ich begeistert, ja überglücklich sein müsste, gehen mir immer wieder ihre Worte im Kopf herum. Ich
kann mich einfach nicht von dem Zweifel freimachen, den sie mit ihrem »Oder?« in mir geweckt hat.
    »Stimmt was nicht?« Ihr wässriger Blick wandert über mich. »Hast du es dir anders überlegt? Hättest du lieber etwas anderes?«
    »Ever …« Damen kniet sich neben mich und bedrängt mich, ihn anzusehen, ihm irgendeine Erklärung zu geben.
    Doch ich kann nicht.
    Wie soll ich es ihm erklären, wenn ich es selbst nicht einmal begreife?
    Er würde nur wütend werden.
    Würde es nicht begreifen.
    Und zumindest oberflächlich betrachtet kann ich ihm das nicht einmal übelnehmen.
    Dabei geht es so viel tiefer. Es reicht bis zu meiner Reise zurück – meiner Bestimmung –, dem Grund dafür, warum ich immer wiedergeboren werde.
    Und auf einmal weiß ich es. Auf einmal bin ich restlos davon überzeugt, dass das Gegengift zu trinken nur eine weitere Ablenkung wäre – es ist nicht die Antwort, die wir wirklich gesucht haben.
    Letztlich würde es überhaupt nichts lösen.
    Jedenfalls nicht das, was mehr als alles andere gelöst werden muss.
    Natürlich wird es uns erlauben, so zusammen zu sein, wie wir es

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