Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
richtig guten Grund zum Weiterleben. Wir haben einander für immer. Wir können das Leben führen, von dem wir immer geträumt haben. Und außerdem ist die ganze Sache mit dem Sterben sowieso ziemlich fraglich, da ich überhaupt nicht mehr sterben kann. Damals, als Haven mich getötet hat, bin ich über mein schwaches Chakra hinausgewachsen. Ich habe meine Schwäche überwunden, die richtige Entscheidung getroffen, und deswegen bin ich unter die Lebenden zurückgekehrt. Jetzt kann mich niemand mehr umbringen.« Ich zucke die Achseln, da ich weiß, dass es sonderbar klingt, aber schließlich ist sonderbar in dieser Umgebung relativ. »Ich bin eine echte Unsterbliche. Lebe für immer. Ich bleibe da, und es wäre mir wirklich lieber, wenn auch Damen dableiben würde.«
»Und du?« Sie wendet sich an Damen, von allem, was ich soeben gesagt habe, vollkommen ungerührt. »Stimmst du dem zu? Empfindest du genauso wie sie?«
Er funkelt sie stirnrunzelnd an und knirscht mit den Zähnen, ehe er ein unmissverständliches »Natürlich!« hervorstößt.
Dann drückt er meine Hand, begierig darauf zu verschwinden.
Obwohl auch ich unbedingt wegwill, bin ich jetzt trotzdem neugierig geworden und will wissen, worauf sie hinauswill. Vielleicht ahne ich ja bereits, was sie meint. »Dieser Ausweg, von dem du sprichst, ist der für uns oder für dich ?« Ich kneife die Augen zusammen, als ich an ihre Worte von damals denke, als sie mich gebeten hat, sie zu erlösen, auch wenn sie nie deutlich gesagt hat, wovon.
Ist sie gefangen?
Eine Gefangene des Schattenlands, wenn auch ohne den Glaskäfig?
Die Antwort kommt in Form ihres gewohnten Rätsels. »Er ist für dich, für mich, für uns alle. Als ich endlich die Wahrheit erfahren habe, war ich schon zu alt und zu gebrechlich, um die Reise anzutreten. Aber jetzt bist du hier. Nur dafür zurückgekehrt. Ich sehe es an deinen Augen und an dem Licht, das dich umgibt. Du bist es. Du bist die Einzige. Das Schicksal von vielen liegt in deinen Händen.«
»Also … willst du damit sagen, dass meine Reise noch nicht einmal annähernd beendet ist? Dass du noch eine ganze Menge mehr von mir erwartest?« Ich sinne im Stillen darüber nach, wie ich das finde, wobei ich eigentlich stark dazu neige, total dagegen zu sein.
Sie nickt und fixiert mich weiter mit ihren wässrigen Augen. »Du bist so nahe dran. Es ist am besten, wenn du von da aus weitermachst, wo du jetzt stehst. Wenn es um die Bestimmung geht, führt jeder Schritt zum nächsten.«
»Oh, sicher«, sagt Damen in einem Tonfall, der mich verblüfft, da er noch schroffer ist, als ich erwartet hätte. Doch man muss Lotos zugutehalten, dass sie nicht darauf reagiert und auch nicht zusammenzuckt, sondern einfach nur ruhig
stehen bleibt und ihn mit ihrer gewohnten Gelassenheit betrachtet. »Sicher, wir kümmern uns sofort darum.« Er schüttelt den Kopf. »Tut mir leid, Lotos, aber da musst du uns schon ein bisschen mehr Anhaltspunkte geben. Ever und ich haben eine Menge durchgemacht, und als wir heil aus dem Ganzen herauskamen, haben wir sogar das bekommen, was wir am meisten wollten – die eine Sache, die wir gebraucht haben, um unser Leben vollständig zu machen. Und jetzt bildest du dir ein, du könntest uns ein weiteres mysteriöses Rätsel aufgeben und uns aus der Hochstimmung über unseren Sieg reißen und erneut in Schwierigkeiten stürzen – Schwierigkeiten, die du ganz allein geschaffen hast?« Er funkelt sie an. »Überleg doch mal.«
»Im Ernst«, füge ich hinzu, von seinen Einwänden ermutigt. »Warum sollten wir das auch nur in Erwägung ziehen? Warum suchst du dir nicht jemand anders, einen der anderen Unsterblichen vielleicht? Haben wir nicht schon genug durchgemacht?«
Anstatt meine Frage zu beantworten, neigt sie den Kopf in Damens Richtung und sagt: »Damen, war wirklich ich es, die die Schwierigkeiten erschaffen hat? Oder warst es du ?«
Damen fängt ihren Blick auf, presst jedoch die Lippen aufeinander und schweigt stur. Als klar wird, dass er nicht vorhat, sie einer Antwort zu würdigen, stupse ich ihn an und frage: »Wovon redet sie denn da? Gibt es etwas, das du mir nicht erzählt hast?«
Er scharrt mit den Füßen, schiebt es hinaus, solange er kann, bevor er schließlich tief Luft holt. »Sie behauptet, eine der Waisen zu sein. Behauptet, ich hätte sie vor über sechshundert Jahren vor der Pest bewahrt, indem ich ihr das Elixier eingeflößt habe.«
Ich stutze, und meine Augen wollen fast aus den
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