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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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allerletzten Moment nach oben fassen, das Ding packen und es daran hindern, mir den Kopf abzutrennen.
    Ich weiß, dass es meine einzige Chance ist und ich unmöglich beides festhalten kann – meinen Behelfsfallschirm und diesen sonderbaren Vorsprung, und so schließe ich die Augen und lasse los.
    Meine Jacke wird auf der Stelle vom Luftstrom erfasst, während ich in der Dunkelheit umhertaste und all meine Hoffnung in diesen merkwürdigen, spitzigen Vorsprung setze, den ich nicht einmal sehen kann.
    Ich schlinge mit todesmutigem Griff die Finger darum, wodurch meine Handflächen sofort tief aufgeschürft werden, während mich mein Gewicht längs gegen den Fels schleudert und nach unten zieht.
    Hinunter.
    Und immer weiter hinunter.
    So schnell und weit hinunter, dass ich nur hoffen kann, dass es bald ein Ende hat. Ich weiß, wenn ich loslasse, bin ich augenblicklich wieder da, wo ich war – im freien Fall durch schwarzen, leeren Raum, nur diesmal ohne meinen Rucksack und ohne irgendwelche Utensilien, die mir helfen könnten. Ich tue, was ich kann, um mir solche Gedanken aus
dem Kopf zu schlagen, als mein Körper plötzlich ruckartig anhält und ich vom Ende dieses seltsamen Dings baumele.
    Mitten in der Luft hänge ich fest und strampele hektisch mit den Beinen, ehe ich das Ding fester umklammern, mich neu positionieren und mich mithilfe meiner wunden, aufgeschürften Knie daran hochziehen kann.
    Zuerst geht es nur langsam. Sehr, sehr langsam. Es erinnert mich an damals, als ich in meinem ersten Jahr an der Highschool ein Seil hinaufklettern musste. Damals, als ich nur eine gewöhnliche Sterbliche unter vielen war und keinerlei athletisches Talent besaß. Jeder Zentimeter fühlt sich an wie eine Lektion darin, unerträgliche Schmerzen zu überwinden, um meinen Glauben in etwas zu setzen, das ich nicht einmal sehen kann. Mein Fortschritt lässt sich in Zentimetern messen, nicht in Metern, bis ich endlich nahe genug am oberen Ende bin, dass ich mit einem winzigen Lichtschein belohnt werde – gerade genug, um mir zu enthüllen, was genau mich gerettet hat.
    Es ist eine Wurzel.
    Eine lange, dünne Baum wurzel.
    Eine lange, dünne Baumwurzel, die zu jenem einen Baum gehört – dem Baum, nach dem ich gesucht habe. Das weiß ich instinktiv.
    Der Baum des Lebens hat mich gerettet.

ZWEIUNDDREISSIG
    S owie ich oben angelangt bin – nachdem ich mich über die Kante gehievt und dort keuchend auf der Erde gelegen habe –, springe ich auf und jage davon wie der Wind.
    Ich ignoriere den stechenden Schmerz, der durch meine geschundenen Beine und Füße rast, ich biete jegliche unsterbliche Kraft auf, die ich besitze, damit sie mir hilft, mir mit flottem Tempo den Weg entlang der Wurzel zu bahnen. Manchmal stolpere, manchmal falle ich, doch immer wieder stehe ich auf und kämpfe mich weiter voran, da ich unbedingt dort ankommen muss, ehe es zu spät ist. Ich liege so weit zurück, dass ich mir keinen Zeitverlust leisten kann.
    Inzwischen muss ich ohne die Unterstützung meiner Taschenlampe auskommen, die vermutlich nach wie vor mitsamt meinem Rucksack im freien Fall den Abgrund hinabstürzt. Ich bahne mir den Weg durch den Nebel, bis der Boden weniger unberechenbar und leichter zu begehen wird, bis es schließlich nur noch darum geht, den Anstieg zu bewältigen. Und so schleppe ich mich voran und versuche, meinen Körper an die immer größere Höhe anzupassen.
    Eine Höhe, die in einem Maße ansteigt, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe.
    Eine Höhe, die mich schwindelig macht und außer Atem geraten lässt und die mit Sicherheit ein Sauerstoffgerät erfordern würde, wenn ich auf der Erdebene wäre.

    Und noch ehe ich irgendetwas erkennen kann, bin ich schon ganz nah.
    Man merkt es daran, wie der dunkle Himmel zu glitzern und zu glänzen beginnt.
    Man merkt es daran, wie der Nebel vibriert und pulsiert.
    Und daran, wie sich ein ganzes Farbspektrum entfaltet – ein Regenbogen aus Blau-, Pink-, Orange- sowie intensiv strahlenden Violetttönen – alle gesprenkelt von herrlichen Silber- und Goldtupfern.
    Ich eile die massive Wurzel entlang, registriere, wie sie sich aufwirft und wächst. Sie wird höher und breiter und verschlingt sich mit anderen Wurzeln, bis sie zu einem komplexen System wird, das – soweit ich sehen kann – meilenweit entlangmäandert, bis es an einem wuchtigen Baumstamm endet, den ich nur vage in der Ferne ausmachen kann.
    Ich halte einen Moment lang inne, von dem Anblick, der vor mir erstrahlt, ebenso

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