Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer
sagt: »Ich würde dir gern helfen, wirklich, aber so was ist mir ein bisschen zu hoch. Vielleicht solltest du dich mit Romy und Rayne beraten, die scheinen ja zu wissen, was sie tun.«
»Aber tun sie das wirklich?« Ich blinzele und weiß nicht recht, worauf ich damit hinauswill. Eigentlich denke ich einfach nur laut, als ich sage: »Die Sache ist nämlich die, ich habe doch auf sie gehört. Ich habe getan, was sie gesagt haben. Ich meine, zugegeben, das Athame hat ihnen nicht gefallen, sie haben behauptet, ich hätte es ganz verkehrt gemacht, und wollten, dass ich es einschmelze. Aber trotzdem, selbst als ich mich geweigert habe, haben sie es damit einfach gut sein lassen. Sie haben nicht ein einziges Mal gesagt, dass ich es nicht noch mal benutzen soll oder dass ich einen ganz neuen Satz Werkzeuge verwenden müsste, um den Zauber rückgängig zu machen. Irgendwie haben sie glatt versäumt, mir das mitzuteilen.«
Unsere Blicke begegnen sich, und wir fragen uns beide dasselbe. Warum sollten sie das tun? War das Absicht? Finden sie mich wirklich so schrecklich? Wobei Jude diesen Gedanken sehr viel schneller abtut als ich. Aber er kennt auch unsere gemeinsame Vergangenheit nicht. Eine so komplizierte, brisante Vergangenheit, dass ich dergleichen nicht ausschließen kann.
»Hör zu, sie stehen Damen extrem nahe. Sie lieben ihn
ungefähr genauso sehr, wie sie mich hassen. Im Ernst.« Ich nicke und weiß, dass das keine Übertreibung ist. Es ist vollkommen und absolut wahr. »Und ungeachtet der Tatsache, dass sie angeblich gute Hexen sind, würde ich ihnen das durchaus zutrauen. Vielleicht denken sie, sie erteilen mir eine Lektion, oder vielleicht versuchen sie sogar, mich und Damen voneinander fernzuhalten. Ich meine, wer weiß, was sie ausgeheckt haben? Und selbst wenn’s keine Absicht war, selbst wenn sie es ganz einfach nicht besser gewusst haben, ich kann ihnen auf keinen Fall damit kommen. Wenn sie es nämlich wirklich mit Absicht gemacht haben, dann erzählen sie es Damen, und der darf unter gar keinen Umständen davon erfahren - so darf ich ihn nicht verletzen. Und wenn nicht , na ja, dann ist das nur ein Schuss mehr in ihrem Arsenal von Dingen, mit denen sie mich lächerlich machen können.«
Jude beugt sich mit entschlossner Miene zu mir vor. »Ever, ich verstehe dein Dilemma, wirklich. Aber findest du nicht, dass du in letzter Zeit ein kleines bisschen paranoid wirkst?«
Ich kneife die Augen zusammen und frage mich, ob er auch nur ein Wort von dem mitbekommen hat, was ich gerade gesagt habe.
»Ich meine, erst beschuldigst du mich, ein Abtrünniger zu sein, wobei ich übrigens immer noch nicht weiß, was zum Teufel das ist, außer dass es irgendwas mit Roman zu tun hat. Der, zumindest deiner Schilderung nach, nicht nur diese Schar von Bösewichtern anführt, sondern den du zufällig sowohl nicht ausstehen kannst als auch megascharf auf ihn bist, dank irgendeines misslungenen Bindezaubers. Und auch wenn du es nicht mit Sicherheit weißt, ist es durchaus möglich, oder zumindest nach deiner Denkweise,
dass Romy und Rayne dich fertigmachen wollen und deshalb bei ihren Instruktionen absichtlich entscheidende Informationen weggelassen haben, damit du auf eine Art und Weise Mist bauen kannst, die dich und Damen voneinander fernhält. Und da wir gerade von Damen reden, du bist außerdem überzeugt, dass er dir dieses Durcheinander niemals verzeihen wird, das du da angerichtet hast … und …« Er schüttelt den Kopf. »Verstehst du, was ich sagen will?«
Ich runzele die Stirn, die Arme vor der Brust verschränkt, und weigere mich, irgendetwas davon anzuerkennen. Außerdem ist es nicht so einfach, das reicht alles viel tiefer.
»Ever, bitte, ich will dir ja helfen, das solltest du mittlerweile wissen. Aber ich bin auch wild entschlossen, das Richtige zu tun. Du musst damit zu Damen gehen, er wird es ganz bestimmt verstehen und …«
»Ich hab’s dir doch schon erklärt«, falle ich ihm ins Wort. »Er traut Magie nicht, und er hat mich bereits davor gewarnt, sie anzuwenden. Ich kann es nicht ertragen, wenn er erfährt, dass ich nicht auf ihn gehört habe und wie tief ich gesunken bin.«
Judes Stimme ist ein Seufzen, als er erwidert: »Ah, aber du hast kein Problem damit, dass ich es weiß, stimmt’s?« Er bedenkt mich mit einem halben Lächeln, das nicht ganz bis zu seinen Augen reicht.
Ich atme tief durch und sehe ihn an, entschlossen, so direkt und offen zu sein, wie ich kann. »Glaub mir, wohl fühle
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