Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
gibt, um ihn zu retten, und das war, ihn hierherzuholen, ins Sommerland.«
»Was bedeutet hat, dass es bei unserem Bestreben, hierherzukommen, nicht mehr um uns ging, sondern um ihn. Unser einziges Ziel war, ihm zu helfen.« Romy lächelt. »Und es hat funktioniert.«
»Genau wie Ava es uns immer vorhergesagt hat«, ergänzt Rayne und sieht Ava bewundernd an. »Genau wie sie immer sagt …« Sie unterbricht sich und zeigt auf Ava. »Tja, wahrscheinlich solltest du es selber sagen, es ist ja schließlich dein Satz und so.«
Ava lacht und zaust Rayne kurz die Haare. »Es kommt alles auf deine Absichten an. Wenn du dich ausschließlich auf ein Problem konzentrierst, bekommst du nur mehr von
dem Problem. Aber wenn du dich darauf konzentrierst, hilfreich zu sein, dann wird deine Energie auf die Hilfe gerichtet statt auf das Problem. Dass die Zwillinge also bisher nicht ins Sommerland zurückkehren konnten, lag daran, dass sie sich allzu sehr auf sich selbst und auf das Problem, hierherzugelangen, konzentriert haben. Doch diesmal ging es ihnen einzig und allein um Jude, und schon waren sie im Handumdrehen hier. Wann immer du nach einer Lösung suchst, hast du positive Gefühle – und wann immer du ein Problem fixierst, hast du negative Gefühle, die einen, wie du weißt, nie ans Ziel bringen. Wenn du aber erst einmal die Konzentration von dir selbst und deinen Wünschen abziehst und sie stattdessen darauf richtest, wie etwas, was du dir wünschst, auch jemand anders nützen könnte, tja, dann wird es dir wie von selbst gelingen«, sagt sie mit sanfter, süßer Stimme. »Das ist der Schlüssel zu jedem Erfolg. «
Rayne zuckt lächelnd die Achseln und schüttelt den Kopf. »Wer hätte das gedacht?«, meint sie.
Ja, wer hätte das gedacht? Lächelnd werfe ich Ava einen Blick zu, und ich weiß instinktiv, dass sie meine Wahl gutheißt. Dann richte ich meine Aufmerksamkeit auf Jude, der dank der wunderbaren heilenden Magie des Sommerlands wieder so stark und süß und sexy wie immer ist.
Er sieht nicht so aus, als hätte ihm Haven gerade erst sämtliche Knochen im Leib zertrümmert.
Als hätte ich ihm das Herz gebrochen.
Genau der Typ, den als Freund zu haben sich jedes Mädchen glücklich schätzen dürfte.
Genau der Typ, den seit Langem zu kennen ich mich glücklich schätzen darf.
Ich schließe die Augen und manifestiere mir meinen
eigenen Nachtstern, hänge ihn hoch an den Himmel über dem Sommerland, genau über Judes Kopf. Ich weiß, dass Wünsche nicht immer so in Erfüllung gehen, wie wir möchten, aber wenn man daran glaubt und seinen Geist offen hält, dann bestehen gute Aussichten darauf, dass sie in irgendeiner Form wahr werden. Denn obwohl ich es damals nicht begriffen habe, ist das genau das, was mein Nachtstern für mich getan hat.
Indem er mich ins Schattenland geschickt hat, hat er mir geholfen, die Antwort zu finden, die ich gebraucht habe.
Und ehe sie alle weiterziehen, ehe mein Stern verblassen kann, hole ich tief Luft und wünsche mir etwas für Jude.
Wünsche ihm, dass er offen und voller Hoffnung bleibt und weiter daran glaubt, dass es irgendwo ein Mädchen gibt, das wesentlich besser zu ihm passt, als ich es je könnte.
Wünsche ihm, dass er die Eine findet, die er so liebt wie sie ihn.
Wünsche ihm, dass er das findet, was ich bei Damen gefunden habe.
Und ich verlasse ihn mit diesem Wunsch. Lasse meinen Stern hoch am Himmel leuchten, so lange es geht. Sehe zu, wie sie in die eine Richtung davongehen, während Damen und ich die andere einschlagen und Hand in Hand, still und zufrieden, auf den Pavillon zuschlendern.
»Bist du dir sicher?«, fragt er, als wir direkt davor stehen, denn er hat eindeutig gemischte Gefühle in Bezug auf diesen erneuten Versuch.
Doch ich nicke nur und ziehe ihn hinein. Ich bin mir mehr als sicher. Ja, ich kann es kaum erwarten.
Es steckt so viel in diesem Südstaatenleben, das wir noch ergründen müssen, und nach dem, was ich im Schattenland gesehen habe, gab es unbestritten auch etliche richtig schöne
Passagen, die ich unbedingt noch einmal nachvollziehen möchte.
Ich stehe vor dem Bildschirm und reiche ihm lächelnd die Fernbedienung. »Spul einfach zum guten Teil vor, nachdem du mir meine Freiheit verschafft, mein Vertrauen gewonnen und mich nach Europa mitgenommen hast …«
NEUNUNDZWANZIG
A ls wir das Sommerland wieder verlassen, habe ich keine Ahnung, wie viel Zeit verstrichen ist.
Da im Sommerland eine Art ewiges diesiges Tageslicht herrscht und
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