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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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seinen Körper nie zuvor richtig gesehen, und als ich ihn nun anschaute, seine breite Brust, die gut geformten Schultern und die Bauchmuskeln, da wollte ich ihn sofort auch anfassen. In meiner Nervosität stellte ich mir vor, dass er doppelt so breit wie ich wäre und mich mit seinem Körper ganz und gar bedecken könnte.
    Aber ich berührte ihn nicht. Ich tat überhaupt nichts. Balthazar legte die Handtücher auf die Couch. »Hier. Leg dich doch hin.« Ich tat, was er gesagt hatte, und rutschte so lange mit dem Kopf hin und her, bis mein Hals in einer Position lag, in der die Handtücher alles Blut aufsaugen würden. Alles fühlte sich an, als ob ich mich in Zeitlupe bewegte. Dann legte sich Balthazar neben mich. Mein Herz schlug so schnell, dass ich glaubte, es müsste zerspringen.
    Balthazar strich mir mit einer Hand durchs Haar und lächelte liebevoll. Er klang wieder mehr wie er selbst, als er fragte: »Bist du nervös?«
    »Ein bisschen vielleicht«, gab ich zu.
    »Brauchst du nicht zu sein. Ich pass gut auf dich auf, das verspreche ich dir.«
    »Je länger wir warten, umso nervöser werde ich eigentlich.«
    »Schsch.« Balthazar küsste mich auf die Stirn, dann strich er mit den Lippen meinen Hals hinab. Als sein Mund meine Haut berührte, verspannte ich mich überall. Er streichelte meinen Arm und bewegte sich nicht. Ich merkte, wie er darauf wartete, dass ich wieder lockerer werden und mich daran gewöhnen würde, ihn so nah bei mir zu haben.
    Aber ich würde mich niemals daran gewöhnen. Die Decke über uns schien immer näher zu kommen, und auch alles andere rückte auf uns zu. Ich wusste, dass mich das Beisammensein mit Balthazar nicht zu einer Vampirin machen würde - das würde nur geschehen, wenn ich einem Menschen das Blut aussaugte, bis er starb -, aber ich wusste trotzdem, dass ich eine Linie überschritt.
    Ich zwang meine Muskeln, sich zu entspannen. Balthazar holte tief Luft und biss zu.
    Oh, nicht, es tut weh, es tut weh! Ich umklammerte seine Schultern und bereitete mich darauf vor, ihn wegzustoßen, aber dann tat es doch nicht mehr so weh, und ich spürte vielmehr ein tiefes, tiefes Ziehen. Es war der Strom meines Blutes, das in ihn floss. Obwohl sich mein ganzer Körper nicht bewegte, fühlte es sich so an, als ob ich hin- und herschwankte, hin und her, getröstet, schwindlig und sehnsüchtig.
    Die Welt schien um mich herum zu versinken. Es war, als würde ich ohnmächtig werden, aber wunderbar und gar nicht beängstigend. Balthazars Körper neben meinem war alles, woran ich mich festhalten konnte, das Einzige, was ich noch kannte.
    Seine Zunge fuhr an meinem Hals empor, das Saugen kitzelte, und schließlich löste sich Balthazar. »Trink«, flüsterte er, »trink von mir, Bianca.«
    Ich presste ihn enger an mich, vergrub mein Gesicht an seiner Schulter und spürte den vertrauten Schmerz in meinen Reißzähnen. Balthazar roch so gut, und seine Haut war weich, und obwohl ich gerade noch nicht gewusst hatte, ob ich ihn würde beißen können, war ich mir den Bruchteil einer Sekunde später sicher, dass ich es tun musste. Und ich grub meine Zähne in ihn.
    Das Blut schoss in meinen Mund, brennend heiß, und sofort durchflutete mich alles, was Balthazar fühlte, und alles, was er sah. Er schmeckte nach Sehnsucht, nach Einsamkeit und dem tiefen Verlangen nach Trost. Alles in meinem Innern, das diese Einsamkeit kannte, neigte sich zu ihm, und wir vereinten uns in dieser Empfindung. Die Bilder, die in meinem Geist aufflackerten, zeigten mich selbst - nein, nicht mich, sondern jemand anderen, der mir so ähnlich sah, dass ich selbst mich getäuscht hatte. Sie hatte dunkle Haare und ein langes Kleid mit einem bauschigen Rockteil an, und sie rannte lachend durch den Herbstwald und wirbelte die herabgefallenen Blätter auf.
    Er liebte sie, und er wünschte sich, ich wäre sie. Ich wollte sie sein. Ich wollte jede andere, nur nicht ich selber sein. Und ich schmeckte sein Verlangen, ein rohes, ein körperliches Begehren. In meinem Geist blitzten neblige Bilder und Gefühle auf, die sexuellen Erfahrungen, die er bereits gemacht hatte und ich noch nicht, bis jetzt jedenfalls nicht. Mein Körper reagierte darauf, und ich spürte, wie Balthazar kräftiger in meinen Hals biss, als er meine wachsende Erregung spürte. Und er wollte mehr, wollte mir mehr geben, das Gefühl steigern, immer mehr, immer mehr, bis ich es keine Sekunde länger ertragen konnte …
    Balthazar riss sich von meinem Hals los, eben weit

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