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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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zusätzlich normale Nahrung.
    »Wirst du mir je erzählen, was dir auf der Seele liegt?«
    »Höchstwahrscheinlich nicht.« Wie sollte ich ihr beibringen, dass ich traurig war, weil ich Lucas verloren hatte? Soweit sie wusste, war ich Lucas bereits seit fast einem Jahr los, nicht erst seit letztem Monat. »Raquel, es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue. Ich … Ich will die Dinge nur nicht laut aussprechen. Ich glaube, ich will mich selbst diese Worte nicht aussprechen hören.«
    »Das ist okay«, sagte sie. »Lass uns einfach rausgehen.«
     
    Wir fünf trafen uns tatsächlich zu einem Picknick auf dem Schulgelände. Nur mir fiel es auf, dass Balthazar und Ranulf sehr langsam kauten. Eine von Vics Batikdecken diente als Tischtuch, und wir plauderten über das Schuljahr und tauschten Klatsch und Tratsch aus. Balthazar saß direkt neben mir, und manchmal berührten sich unsere Arme. Seine Nähe tröstete mich.
    Nur ein einziges Mal geriet das Gespräch in unsichere Gewässer. Vic schüttete sich gerade Kartoffelchips auf seinen Teller, als er sagte: »Hey, hat irgendjemand noch mal was von Courtney gehört?«
    »Alle erzählen, sie sei wieder nach Hause gefahren«, antwortete Balthazar hastig. Er hielt sich an die offizielle Version, mit der in Evernight das Verschwinden eines Vampirs vertuscht wurde. Meistens stimmten die Erklärungen sogar, allerdings nicht in diesem Fall. »Jedes Jahr gehen einige Schüler weg. So was kommt vor.«
    »Es ist nur so seltsam«, sagte Raquel. »Letztes Jahr Erich, dieses Jahr Courtney. Ich meine, ich verstehe ja, wieso jemand die Highschool hinschmeißt, vor allem jetzt, wo wir diesen Ärger mit dem Geist haben. Aber die Schulverwaltung kümmert sich ganz schön wenig darum. Und warum verschwinden immer die gefragtesten Schüler? Wir anderen schaffen es doch auch, es irgendwie durchzustehen.«
    »Courtney war nicht glücklich«, bemerkte Ranulf. »Sie war einsam, das könnt ihr mir glauben.«
    Auch wenn ich noch nie vorher darüber nachgedacht hatte, so hatte Ranulf doch wahrscheinlich recht. Ich wusste, ich durfte niemanden merken lassen, dass mir die Sache mit Courtney irgendwie naheging, und so lehnte ich meinen Kopf an Balthazars Schulter. Er tätschelte meinen Rücken.
    Raquel schien skeptisch zu sein. »Ich verstehe überhaupt nicht, warum ein verflucht beliebtes Mädchen einsamer als der Rest von uns sein sollte.«
    »Jeder ist einsam«, sagte Ranulf, aber er lächelte. »Wir müssen immer daran denken, dass man jeden Tag in der Gegenwart leben muss. Man darf sich nicht wegen der Vergangenheit oder der Zukunft sorgen. Das Glück liegt im Augenblick.«
    Raquel lachte. »Du hast eine Gehirnwäsche von Vic hinter dir.«
    Jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir ebenfalls auf, dass Ranulf in diesen Tagen deutlich entspannter wirkte. Oh, und dann waren da auch diese schwarzen Chucks an seinen Füßen. Anstatt wie ein christlicher Märtyrer, der einem Buch aus dem Mittelalter entsprungen war, kleidete sich Ranulf nun beinahe wie jeder andere moderne Teenager und benahm sich auch so. Er sagte noch immer seltsame Sachen, aber nicht mehr so extrem, dass es den anderen aufgefallen wäre. Und noch viel wichtiger schien die Tatsache, dass er fröhlich wirkte. Ein Jahr lang mit Vic das Zimmer zu teilen hatte mehr bei ihm bewirkt, als es zehn Jahre Unterricht in der Evernight-Akademie geschafft hätten.
    »Du solltest auf den Mann hören, Balty«, sagte Vic und gab Balthazars Fuß einen Schubs mit seinem eigenen. »Carpe diesen diem.«
    »Ich werde es mal versuchen.« Balthazar bemühte sich um einen begeisterten Tonfall, aber er machte seine Sache nicht sehr überzeugend. Er selbst war diesen Monat auch nicht viel besser drauf gewesen als ich; der Zusammenstoß mit Charity hatte ihn, genau wie mich, sehr mitgenommen. Ich fühlte mich wie ein Dummkopf, dass ich ihr vertraut hatte, nur weil sie so unschuldig und hilflos ausgesehen hatte. Wie viel schlimmer musste es da für Balthazar sein? Nicht nur, dass sie ihren Clan ihm vorgezogen hatte, sie hatte sich ihren neuen Freunden auch noch angepasst und war gewalttätig, gnadenlos und grausam geworden. Mit einer einzigen Bewegung eines Messers hatte Charity Courtneys Existenz ausgelöscht - von meiner Beziehung zu Lucas mal ganz zu schweigen.
    Vielleicht hatte Raquel die Traurigkeit in meinen Augen bemerkt, denn sie sagte schnell: »Der Himmel ist ganz klar. Wir sollten uns heute Nacht die Sterne ansehen. Seid ihr alle dabei?«
    »Nicht

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