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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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unsere Körper beinahe berührten. Anstatt den Hahn anzustellen und meinen Finger unter fließendes Wasser zu halten, hob ich zögernd meine Hand bis kurz vor Balthazars Gesicht.
    Ich überrumpelte ihn, und er schien eine Sekunde zu brauchen, um überhaupt zu begreifen, was ich da tat. Dann umfasste er mein Handgelenk und nahm meinen Finger in den Mund, um mein Blut zu kosten. Er schloss die Augen, und seine Zungenspitze, die über meine Fingerkuppe glitt, veränderte etwas in mir. Mir stockte der Atem.
    Nach nur einem kurzen Augenblick zog Balthazar meine Hand wieder von seinen Lippen. Der Schnitt war nun nur noch eine rosafarbene Linie. »Okay?«, fragte er.
    »Ja.« Ich fühlte mich unglaublich ausgeliefert. Mein Blut hatte Balthazar einen Einblick in mein Seelenleben gegeben; er musste einige meiner augenblicklichen Empfindungen geteilt haben. Ich fragte mich, ob sie für ihn weniger verwirrend waren als für mich. »Was hast du gesehen?«
    Balthazar hielt meine Hand noch immer in seiner; seine breiten Finger umschlossen mein Handgelenk. »Nur ein wenig Neugier, das ist alles. Ich habe nicht annähernd genug Blut getrunken, um dich wirklich zu kennen.« Seine Stimme war seltsam rau. »Wenn du irgendwann richtig dein Blut mit jemandem teilst, wirst du wissen, was für ein Unterschied das ist.«
    Ich erinnerte mich daran, wie ich lediglich eine Ahnung von Balthazars Gefühlen bekommen hatte, als ich in der Herbstball-Nacht seinen Finger abgeleckt hatte. Es gab dabei noch so viel mehr zu erkunden, noch so viel mehr, dass ich mir kaum vorstellen konnte, was die wahren Mysterien des Vampirseins sein mochten.
    Das bedeutet es also, eine Vampirin zu sein.
    Es hatte Momente gegeben, wo ich mich gefragt hatte, ob ich am Ende wirklich eine Vampirin werden musste, selbst wenn es dann das wäre, was ich wirklich wollte. Nun, da ich Lucas verloren hatte, wollte ich nie wieder darüber nachdenken. Ich war es leid, nicht genau zu wissen, was ich war, wie ich mich benehmen musste, was ich denken sollte. Wenn ich für mich selbst eine Erklärung finden würde, was es bedeutete, eine Vampirin zu sein, würden all diese Unsicherheiten vielleicht verschwinden.
    Ich sah zu Balthazar auf und flüsterte: »Trink von mir.«
    Er bewegte sich nicht, aber ich spürte eine Veränderung bei ihm, eine Art von Anspannung, die die Luft zwischen uns elektrisch auflud. »Du meinst jetzt sofort?«
    »Heute Nacht wird hier niemand mehr reinkommen. Wir sind allein. Wir können tun, was immer wir wollen.«
    »Das meine ich nicht.« Als ich die Leidenschaft in Balthazars Augen sah, fühlte ich mich ganz schwach und ängstlich, allerdings auf eine gute Weise, so wie in dem Moment, ehe die Achterbahn hinabsaust. Er strich mir mit zwei Fingern sanft über die Wange. »Bianca, bist du dir sicher?«
    »Habe ich dir doch schon gesagt. Ja.« Doch dann schien mich der Mut zu verlassen, denn ich hatte keine Ahnung, was nun zu tun war.
    »Wollen wir … Willst du …« Sollte ich einfach den Ausschnitt meiner Bluse über die Schulter ziehen und mich von ihm beißen lassen? Oder würde er lieber in meine Hand beißen? Ich wusste es nicht und fühlte mich dumm.
    »Vielleicht willst du dich ja hinlegen. Manchmal wird einem dabei schwindlig.« Balthazar drückte mir die Hand. »Wie wär’s mit dem Sofa?«
    »Okay«, sagte ich und warf meine Haare zurück, als ob das alles keine große Sache wäre. Was albern war, denn es war eine große Sache, und Balthazar und ich wussten das beide. Aber ich konnte nicht anders.
    Meine Beine waren wacklig, als wir Hand in Hand zum Sofa gingen. Balthazar wühlte in einem Schrank in der Ecke herum und holte einige dunkle Handtücher. Auf dem Computer war der Bildschirmschoner aktiviert, sodass es jetzt dunkler im Raum war, aber ich machte kein Licht an. Es würde leichter sein, dachte ich, wenn es ein paar Schatten zwischen uns geben würde.
    »Vielleicht willst du ja … Ich will deine Bluse nicht ruinieren«, sagte Balthazar, und seine Stimme war ganz hart und angespannt. Er knöpfte bereits seine Ärmelaufschläge an den Handgelenken auf.
    »Oh. Ja, gut.« Zum Glück hatte ich ein Hemd unter meiner Spitzenbluse an. Ich drehte mich von Balthazar weg, als ich die Bluse aufmachte und auf einen Stuhl neben uns legte. Auch wenn das Hemd und der Rock züchtiger waren als alles, was ich je am Strand angehabt hatte, fühlte ich mich unglaublich nackt.
    Als ich mich wieder umdrehte, hatte Balthazar sein Oberhemd ausgezogen. Ich hatte

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