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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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vertraut, dass sie ein Teil von mir geworden waren, wie eine Rüstung, ohne dass ich das näher hätte beschreiben können. Dann ging ich nach oben, um meinen Eltern gegenüberzutreten und um ein Gespräch zu bitten, das wir schon vor langer Zeit hätten führen sollen.
    Meine Mutter öffnete mir mit einem Lächeln auf dem Gesicht die Tür. »Da bist du ja. Wir hatten gehofft, dass du heute kommen würdest, nicht wahr, Adrian?«
    Als ich eintrat, murmelte sie: »Dein Vater ist in seltsamer Stimmung. Vielleicht sollten wir beide uns später allein über die Sache mit Balthazar unterhalten. In Ordnung?«
    Ohne etwas dazu zu sagen, baute ich mich mitten im Wohnzimmer auf und fragte: »Warum sind die Geister hinter mir her?«
    Mom und Dad starrten mich an. Lange Zeit sagte niemand ein Wort. Dann setzte Mom an: »Liebling, es könnte doch sein … Diese Schule ist vermutlich ein Ziel, weil …«
    »Die Schule ist nicht das Ziel. Ich bin es. Ich bin die Einzige, die die Geister jedes einzelne Mal gesehen hat, wenn sie auftauchten, und ich bin der Grund für ihr Erscheinen. Sie kommen jedes Mal, wenn ich Blut getrunken habe, und ich glaube kaum, dass das ein Zufall ist.«
    »Du trinkst ständig Blut«, sagte Dad und versuchte mit aller Macht, vernünftig zu klingen. »Du trinkst seit dem Tag deiner Geburt Blut.«
    »Die Dinge liegen jetzt anders. Jede einzelne Gelegenheit unterschied sich von den übrigen, weil ich hungriger war oder das Blut von einem lebendigen Wesen stammte oder …« Nun ja, ich würde vermutlich nicht erklären müssen, inwiefern es bei Balthazar anders gewesen war. »Ich werde immer mehr zur Vampirin. Und die Geister sagen, ich sei in Gefahr.«
    »Wie bitte?« Das brachte Mom völlig durcheinander, das konnte ich sehen, aber das sprach eher dafür, wie viel sie ansonsten verstand und nur nicht sagen wollte. »Die Geister sind diejenigen, die hinter dir her sind und versuchen, dir etwas anzutun.«
    »Ich glaube, das Geistermädchen meinte, dass ich immer näher dran bin, eine Vampirin zu werden. Für die Geister, denke ich, ist das Vampirsein sogar noch schlimmer als der Tod.« Ich verschränkte die Arme. »Das Geistwesen hat auch gesagt, dass ich das Versprechen nicht brechen dürfe. Was auch immer die Geister täten, sei nichts als das, was versprochen worden sei. Wovon redet das Geistermädchen?«
    Meine Eltern wurden ganz still. Sie wechselten Blicke, schuldbewusst und beinahe entsetzt, und in mir wuchs eine Furcht, bei der mir fast schwindlig wurde. Auch wenn ich wusste, dass ich auf jeden Fall die Antwort erfahren musste, wollte ich doch so gerne davonlaufen. Die Wahrheit, das spürte ich, würde wehtun.
    »Ihr habt das die ganze Zeit gewusst, nicht wahr?«, fragte ich. »Das habt ihr doch? Ihr wusstet, dass die Geister hinter mir her waren. Aber ihr habt mir nie gesagt, warum.«
    Dad erwiderte: »Wir wussten es. Und nein: Wir haben dir nichts davon gesagt.«
    Es war, als ob irgendetwas in mir in zwei Teile brach. Meine Eltern - die Personen, die ich am liebsten auf der ganzen Welt hatte, denen ich all meine Geheimnisse anvertraut hatte, bei denen ich mich weitab vom Rest der Welt hatte verstecken wollen - hatten mich angelogen, und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, warum. Eigentlich war der Grund auch völlig egal.
    »Süße …« Mom machte einige Schritte auf mich zu und blieb stehen, sobald sie mir richtig ins Gesicht schauen konnte. »Wir wollten dir keine Angst machen.«
    »Sag mir den Grund dafür.« Meine Stimme zitterte. »Sag mir auf der Stelle den Grund dafür.«
    Sie knetete ihre Hände. »Du weißt doch, dass wir dich eigentlich nie hätten bekommen sollen.«
    »Bitte, nicht schon wieder die alte Leier vom ›Wunderbaby‹.«
    »Wir glaubten, wir würden nie ein Kind bekommen«, wiederholte Dad. »Vampire können keine Kinder haben.«
    Ich war so genervt, dass ich am liebsten mit etwas nach ihm geworfen hätte. »Ich weiß, nur zwei oder drei Mal in einem ganzen Jahrhundert … Habe ich verstanden, okay?«
    Moms Gesicht war sehr ernst. »Vampire können niemals selbst Kinder bekommen, Bianca. Wir haben kein Leben, das wir weitergeben können. Nur … eine Art von Halbleben. Das Leben des Körpers.«
    »Was soll das heißen?« Ich ahnte etwas Grauenerregendes, und ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. »Ihr seid gar nicht meine richtigen Eltern?«
    Dad schüttelte den Kopf. »Süße, natürlich gehörst du zu uns. Du gehörst absolut zu uns. Aber um dich zu

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