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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Seiten zu den Bösen gehörten. Ich übersprang nicht einmal das, was beinahe zwischen Balthazar und mir geschehen war, weil ich die Geheimnisse so satthatte. Bei diesem Teil des Berichts presste Lucas die Lippen zu einer dünnen Linie aufeinander, aber er hörte mir zu, ohne mich mit einem Wort zu unterbrechen.
    Als ich am Ende angelangt war, lehnte ich meinen Kopf an seine breite Schulter. Er schlang die Arme um mich und sagte nur: »Wir müssen dich hier rausholen.«
    »Fragst du mich, ob ich wieder mit dir weglaufe?«
    »Ja. Aber dieses Mal für immer.«
    »Die Geister werden mich verfolgen.«
    »Es gibt Leute beim Schwarzen Kreuz, die mehr über Geister wissen. Es sollte möglich sein, Hilfe für dich zu bekommen, selbst wenn du mich nicht begleiten willst … Aber ich wünschte, das würdest du.«
    »Ich komme mit.« Ich wusste, dass ich es schaffen würde. Für mich gab es keine Zukunft in der Welt der Vampire. »Ich wünschte nur, ich wüsste, was aus mir werden wird.«
    »Was meinst du?«
    »Ich werde keine richtige Vampirin werden. Niemals.« Ich wandte ihm mein Gesicht zu. »Aber wenn ich keine Vampirin werde, was wird denn sonst aus einer wie mir?«
    Lucas warf mir ein unsicheres Lächeln zu. »Ich weiß es nicht. Aber ich denke, aus dir wird, was immer du möchtest.«
    Wir küssten uns zärtlich, dann sahen wir uns einfach einige Augenblicke lang an. Es hatte Zeiten in der Vergangenheit gegeben, in denen wir kaum in der Lage gewesen waren, die Hände voneinander zu lassen, aber in dieser Nacht war es anders. Ruhiger. Ich glaube, wir wussten beide, wie wichtig dieser Moment war.
    Endlich sagte ich: »Der letzte Freitag im Mai?«
    »Ist das der Abschlusstag der Prüfungen?«
    »Ja. Das bedeutet auch, dass da jede Menge Autos vorfahren werden, um die Schüler nach Hause abzuholen. Ich kann mich ganz leicht unter die Menge mischen. Meine Eltern werden denken, dass ich mit Raquel oder sonst irgendwem heimgefahren wäre. Das verschafft uns einige Tage Zeit, während sie überall herumtelefonieren und mich suchen werden.« Trotz allem, was gewesen war, zweifelte ich keinen Augenblick lang daran, dass sie nach mir suchen würden. »Ich könnte auch heute Nacht mit dir verschwinden - ich wünschte, ich könnte -, aber dann würden sie sofort vermuten, dass etwas nicht stimmt. Wenn wir bis zum letzten Freitag im Mai warten, dann haben wir die besten Chancen auf einen ordentlichen Vorsprung.«
    »Nur noch ein Monat bis dahin.«
    »Bis wir für immer zusammen sind.«
    »Ich meine, noch ein Monat, in dem ich mir überlegen kann, was wir dann tun können«, sagte Lucas. »Aber mir wird schon etwas einfallen. Ich verspreche es dir, Bianca, ich werde für dich sorgen.«
    Ich strich ihm das struppige Haar aus dem Gesicht. »Und ich werde auch für dich sorgen.«
    Weit weg brach etwas mit einem scharfen Geräusch entzwei. Lucas und ich fuhren kerzengerade auf, aber zu meiner Erleichterung schien es nichts Besonderes gewesen zu sein - wahrscheinlich nur ein Ast. Trotzdem hatte uns dieser kurze Augenblick wieder daran erinnert, wie gefährlich es für Lucas war, hier zu sein.
    »Du musst gehen«, sagte ich. »Sofort.«
    »Ich bin schon unterwegs. Ich liebe dich.« Lucas küsste mich so stürmisch, dass meine Lippen mal wieder geschwollen sein würden. Seine Hände umfassten meine Hüften, und ich wünschte, ich hätte ihn in meiner Nähe halten können. Aber als er sich von mir löste, ließ ich ihn gehen. Ohne sich umzudrehen, rannte er davon und verschwand in den Büschen. Ich wusste, warum er die Stärke dazu hatte. Es war leichter, sich zu verabschieden, wenn man wusste, dass es nicht für lange war.
     
    Mai war so ziemlich der beste Monat meines Lebens, jedenfalls anfangs.
    Jeder einzelne Tag war ein Kästchen in meinem Kalender, das ich mit einem roten X auskreuzen konnte, und jeder einzelne von ihnen brachte mich näher zu Lucas und zu meiner Freiheit. Ich hing im Unterricht meinen Tagträumen nach und wurde scharf zurechtgewiesen, nicht nur von Mrs. Bethany, sondern auch von meinen anderen Lehrern. Was kümmerte es mich? Auch wenn ich in all meinen Prüfungen durchfiele, wäre ich schon gar nicht mehr da, um mein schlechtes Zeugnis in Empfang zu nehmen. Es war viel leichter, aus dem Fenster zu starren, mir Geschichten über mich und Lucas auszudenken und mit dem Obsidiananhänger an meinem Hals herumzuspielen, als sich beispielsweise auf Heinrich V. zu konzentrieren.
    Manchmal spürte ich auch Anflüge von

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