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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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haben kein HQ. Wir gehen dorthin, wo wir gebraucht werden, und suchen uns Orte, an denen wir unterschlüpfen können. Hier ist es sicher. Wir sind hier gut geschützt.«
    Auf mich wirkte dieser Ort unglaublich trostlos. War Lucas in Umgebungen aufgewachsen, die allesamt so niederschmetternd wie diese gewesen waren? Die Luft roch verbraucht und ölig.
    Als alle aus dem Bus ausgestiegen waren, kamen ein weiteres Dutzend Leute auf uns zu, unter ihnen ein großer, verwegen aussehender Mann mit zwei Narben, die quer über eine Wange verliefen. Ich erkannte Eduardo, Lucas’ Stiefvater und vermutlich die Person, die er am wenigsten sehen wollte. In seinem düsteren Blick lag alles, was mir am Schwarzen Kreuz Angst machte. »Ich sehe schon, dass das wirklich ein großer Notfall war«, stieß er aus und starrte mich an.
    »Wäre dir eine andere Art von Gefahr lieber gewesen?«, fragte Kate, als wollte sie ihn aufziehen, aber das war nicht der Fall. Ich konnte die wirkliche Botschaft zwischen den Zeilen heraushören: Lass mein Kind in Ruhe.
    Entweder hatte Eduardo den Unterton nicht gehört, oder er war ihm ganz egal: »Die Vampirin ist davongekommen? Schon wieder?«
    Lucas biss bei dem Wort die Zähne zusammen, entgegnete jedoch nur: »Ja. Sie ist schnell.«
    »Hast du ihre Gang gesehen?« Kate schüttelte den Kopf, und ich fragte mich: Welche Gang? Ich wusste, dass das einsame Mädchen, das ich heute Nacht gesehen hatte, keine Freunde hatte und schon gar keine Gang.
    »Du gehst ein ganzes Jahr lang mit Vampiren zur Schule, ohne herausfinden zu können, warum sie Menschen zulassen, dann hast du das Riesenglück, auf dieses Vampirmädchen zu stoßen, und lässt sie wieder entwischen, weil du stattdessen lieber mit deiner Freundin rummachen möchtest.« Im Licht der Laterne sah Eduardo aus, als wäre er stümperhaft aus verwittertem Holz geschnitzt worden. »Dafür haben wir dich nicht ausgebildet, Lucas.«
    »Und wofür habt ihr mich dann ausgebildet? Den Mund zu halten und eure Befehle zu befolgen, koste es, was es wolle?«
    »Disziplin ist unerlässlich. Das hast du noch nie verstanden.«
    »Genauso wichtig ist es, ein Leben zu retten.«
    »Das reicht«, schaltete Kate sich ein und trat zwischen ihren Ehemann und ihren Sohn. »Vielleicht habt ihr beide diese Diskussion noch nicht so satt wie der Rest von uns.«
    Sie machen sich noch immer Sorgen wegen der menschlichen Schüler in Evernight , dachte ich. Wenn ich es herausfinde und Lucas erzähle, dann können wir es Eduardo zeigen . Als ich sah, wie abschätzig er Lucas behandelte, hatte ich sofort das Gefühl, es ihm beweisen zu wollen. Und zwar so richtig.
    »Bianca sieht total erledigt aus«, sagte Dana. »Lucas, du solltest sie vielleicht besser in den Erste-Hilfe-Raum bringen und herausfinden, ob mit ihr alles in Ordnung ist.«
    »Oh, ich fühle mich ganz …« Erst da dämmerte mir, was Dana im Sinn hatte, und ich schwenkte um. »Vielleicht wäre das doch eine gute Idee.«
    Kate sagte nicht Teenager , aber ich wusste, dass sie eben das gedacht hatte. Sie wedelte mit den Händen und bedeutete uns zu verschwinden. Eduardo sah aus, als wollte er protestieren, aber dann schloss er den Mund wieder.
    Hinter uns setzten gemurmelte Gespräche ein, während ich Lucas nachlief, der mich zu einer Seitentür brachte. Mir wurde klar, dass diese zu dem Raum führte, in dem der Parkwächter gesessen hatte, wenn er sich im Parkhaus aufgehalten hatte. »Sprechen sie über uns?«, fragte ich leise.
    »Vermutlich reden sie über diese verdammte Vampirin. Aber sobald sie damit durch sind, werden wir vermutlich Thema sein, ja.«
    »Wer war diese Vampirin?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, dass du uns etwas über sie verraten könntest«, sagte Lucas, während wir die kurze Treppe hinaufstiegen, um in das Kabuff zu gelangen, welches nun als Erste-Hilfe-Raum diente. »Schließlich habt ihr ganz vertraut die Köpfe zusammengesteckt.«
    »Sie hat mich einfach angesprochen. Ich habe noch nie einen Vampir auf der Straße getroffen und war irgendwie neugierig.«
    »Also wirklich, Bianca, du musst vorsichtiger sein.«
    Ehe ich noch etwas entgegnen konnte, schaltete Lucas die kleine, elektrische Laterne im Erste-Hilfe-Raum an. Das Kabuff war kaum größer als die Pritsche, die gegen die Wand geschoben worden war. Ein dunkelgrauer Teppich bedeckte den Boden, und das Zimmer war eng genug, um von der kleinen Lichtquelle sanft ausgeleuchtet zu werden. Die Stimmung war beinahe gemütlich und auf jeden

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