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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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durchströmte mich wieder, und ich wollte Lucas an mich ziehen, doch keiner von uns beiden konnte vergessen, dass Dana draußen vor der Tür wartete. Also lehnte Lucas stattdessen seine Stirn gegen meine und streichelte meine Wangen. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Noch einmal küsste er mich. Danach ließ er mich los, stand auf und schrie: »Dana, du bist dran.«
    »Ich will deine Freundin nicht!«, rief sie zurück. »Ich will nur den verdammten Erste-Hilfe-Koffer!« Einige Leute draußen lachten, aber es klang freundlich. Vielleicht hielt mich Eduardo für eine Plage, aber alle anderen beim Schwarzen Kreuz schienen sich für Lucas und mich zu freuen. Ich konnte es noch immer nicht glauben, wie ein Haufen Vampirjäger so - na ja - freundlich wirken konnte.
    Es wird schon werden , sagte ich zu mir selbst. Ich schaffe das . Mittlerweile war ich hungrig, aber mir war klar, wenn mich einer vom Schwarzen Kreuz beim Bluttrinken ertappen würde, würde er mich erst angreifen und später die Fragen stellen. Vielleicht würde ich morgen die Gelegenheit haben, verstohlen etwas zu mir zu nehmen oder wenigstens den Inhalt meiner Thermosflasche in den Ausguss zu schütten. Bis Samstagnacht würde ich schon durchhalten können, wenn es nötig sein sollte.
    Lucas schob sich an Dana vorbei zur schmalen Treppe. Auch wenn sie lächelte, als sie sich an die Arbeit machte, sah sie mich nicht direkt an; stattdessen war sie auf ihre Aufgabe konzentriert und stopfte eilig Verbände und Mullbinden in eine kleine Plastikkiste. »Alles in Ordnung, Bianca?«
    »Ich denke schon«, antwortete ich. »Wie oft macht ihr das? Ich meine, wie häufig brecht ihr auf, um Jagd zu machen?«
    »Du sagst ›aufbrechen‹, als hätten wir ein großes Mutterschiff, zu dem wir wieder zurückkehren, sobald unser Job erledigt ist. Aber wir reisen von Ort zu Ort. Gehen dorthin, wo wir gebraucht werden. Einige von uns haben ein eigenes Zuhause, wohin sie hin und wieder zurückkehren, aber bei den meisten von uns ist das nicht der Fall. Ich zum Beispiel wohne nirgends.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und Lucas auch nicht. Ich schätze, das hat er dir nicht erzählt.«
    »Dafür hatte er auch keine richtige Gelegenheit.«
    »Ich vergesse immer, dass ihr kaum miteinander gesprochen habt, seitdem die Sache letzten Frühling aufgeflogen ist. Das muss hart sein.«
    »Tja, ist es auch.«
    »Er ist ein guter Kerl.« Sie verschloss die Plastikkiste und sah mich mit ernstem Blick an. »Lucas verliert sein Herz nicht so leicht. Ich kenne ihn schon, seitdem wir ungefähr zwölf waren, und du bist das einzige Mädchen, bei dem er sich je so benommen hat. Nur falls du dich das fragst.«
    »Danke.« Auch wenn das eine überraschende Mitteilung war, hatte ich doch größere Sorgen als mein Liebesleben. Ich kam nicht gegen die Erinnerung an das Vampirmädchen mit den kaputten Nägeln und dem unsicheren Lächeln an. Das Schwarze Kreuz mochte keine unmittelbare Bedrohung für mich darstellen, aber die andere Vampirin blieb in Gefahr. Sie war so verloren und einsam gewesen und eine weitere Leidensgenossin, die sich in der Gegenwart von Mrs. Bethany klein gefühlt hatte.
    Würde ich auch eines Tages so enden? Ich zitterte. Niemals. Ich würde immer meine Eltern und meine Freunde haben und vielleicht sogar Lucas.
    Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass das Mädchen, das ich vorhin kennengelernt hatte, in schrecklicher Gefahr schwebte, die von Lucas’ Familie und seinen Freunden ausging. Mir wurde ganz schlecht beim Gedanken daran, wie ungerecht alles war. Aber was konnte Lucas tun? Was konnte ich tun?
    Die Antwort darauf schoss mir in den Kopf, beängstigend und unausweichlich zugleich. Keine Sekunde verging, da hatte ich die Worte auch schon ausgesprochen: »Ich komme mit euch mit.«
    Dana starrte mich an. »Auf eine Vampirjagd? Das ist verrückt.«
    »Du hast ja keine Ahnung …« Ich seufzte. »Aber ich werde mitkommen.«

7
    »Amateure haben bei der Jagd nichts verloren«, sagte Eduardo. Die zwei Narben auf seiner Wange wirkten tiefer als zuvor. Das lag am matten Licht der Campinglaternen an den Wänden.
    Ich überlegte fieberhaft. »Ich besuche jetzt schon mehr als ein Jahr lang eine Schule, in der ich von Vampiren umringt bin.« Das war die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze. Meine Stimme zitterte, aber ich hoffte inständig, dass Eduardo das auf meine Aufregung, nicht jedoch auf Angst schieben würde. Der Mann war ein gnadenloser

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