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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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zögerte. »Meine Nachtsicht ist besser geworden.«
    Er musste mir keinerlei Erklärung dafür geben. Ich wusste, dass es damit zusammenhing, dass ich Lucas zweimal gebissen und sein Blut getrunken hatte. Der erste Biss hatte keinerlei Auswirkungen gehabt, doch der zweite hatte ihm einige Vampirkräfte übertragen. Während die anderen des Schwarzen Kreuzes ziellos herumsuchten, konnte Lucas einen Zweig von einem Busch zurückziehen und mir abgebrochene Verästelungen zeigen, die davon herrühren konnten, dass jemand vorbeigerannt war. Er entdeckte einen einzelnen Fußabdruck im schlammigen Boden oder ein gelocktes, goldenes Haar, das ins Unterholz gefallen war.
    Einige seiner Funde verdankte er seiner Vampirfähigkeit, andere jedoch seiner Fertigkeit als Spurenleser. Für mich war es eine ganz neue Erkenntnis; die ganze Zeit über hatte ich gedacht, das Schwarze Kreuz hätte ihm nur zu kämpfen beigebracht, aber sie hatten ihn auch Dinge gelehrt, die ich mir nicht hätte träumen lassen. Diese und die Fähigkeiten eines Vampirs waren eine unschlagbare Mischung.
    An Waffen mangelte es ihm ebenfalls nicht. Als ich etwas an seinem Gürtel glänzen sah, fragte ich: »Was hast du denn da?«
    »Mein bestes Messer«, erwiderte Lucas beinahe liebevoll. Er klappte seine Jeansjacke zur Seite, um mir das Messer zu zeigen, das er um die Hüfte gebunden hatte. Die Klinge war beinahe so breit wie die eines Hackebeils. »Das habe ich, seit ich zwölf bin.«
    »Ist das denn wirklich nötig?«
    Seine dunkelgrünen Augen suchten nun meinen Blick, und ein wachsamer Ausdruck lag in ihnen. »Es ist mir lieber, es bei mir zu haben und es nicht zu brauchen, als es nicht mitgenommen zu haben, wenn wir es dringend benötigen. Das Mädchen mag vielleicht tatsächlich ungefährlich sein, aber du erinnerst dich sicher daran, wie es war, als es Angst bekam.«
    Natürlich erinnerte ich mich daran. Wir Vampire mochten nicht die verrückten Killer sein, für die uns das Schwarze Kreuz hielt, aber jeder von uns konnte zur tödlichen Gefahr werden, wenn er mit dem Rücken zur Wand stand.
    Als wir in eine Straße mit mehr Geschäften einbogen, begann Lucas sich zu entspannen. »Die Chancen stehen schlecht, dass sie ausgerechnet hierher geflohen ist.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte ich. Er starrte mich an, und ich deutete auf das Leuchtschild mit dem Kreuz und dem Schild, das ich gerade entdeckt hatte und das offensichtlich zu einem Krankenhaus gehörte. Das Kreuz brannte in meinen Augen.
    »Krankenhäuser verfügen über Blutbänke.«
    »Natürlich. Das ist ja wie ein Speisewagen … Ich glaube es nicht, dass wir da nicht schon früher dran gedacht haben.« Lucas grinste mich an, als hätte ich soeben ein Wunder vollbracht. »Auf geht’s.«
    Beim Krankenhaus angekommen, glitten die Glastüren automatisch auf, und wir konnten eintreten. Ein Mann vom Nachtdienst beäugte uns misstrauisch - zwei Teenager, die kurz vor Mitternacht hereinspaziert kamen - und bellte: »Was habt ihr Kinder hier verloren?«
    »Es ist Großmutter«, sagte Lucas so ernsthaft und mit so tragischer Miene, dass ich mir auf die Lippen beißen musste, um nicht laut herauszuplatzen. »Ihr … Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Der Mann winkte uns durch, und wir beeilten uns, an ihm vorbeizukommen. Es war ziemlich ruhig; Krankenhäuser schlossen nie, aber um diese Zeit war nicht viel los. Einige Krankenschwestern und Pfleger in OP-Kleidung liefen an uns vorbei, und manche von ihnen warfen uns argwöhnische Blicke zu, aber solange Lucas und ich zu wissen schienen, wohin wir wollten, glaubte niemand, dass wir hier nichts zu suchen hätten.
    »Blutbank«, murmelte Lucas. »Wo würde ein Krankenhaus die Blutbank unterbringen?«
    »Lass uns doch mal beim Fahrstuhl nachsehen. Normalerweise haben sie dort Schilder, welche Abteilungen sich in welcher Etage befinden.« Und tatsächlich informierte uns das laminierte Schild neben dem Aufzugsschacht, dass man im untersten Stock, also im Keller, Blut spenden konnte.
    Das Kellergeschoss sah kaum anders aus als der Haupttrakt, aber es fühlte sich anders an. Das Licht war gedämpfter, vielleicht deshalb, weil einige der Leuchtröhren dabei waren, ihren Geist aufzugeben. Der Geruch von Desinfektionsmitteln hing in der Luft und war stark genug, dass ich die Nase rümpfte. Und hier unten waren sogar noch weniger Geräusche zu hören. Lucas und ich schienen die einzigen beiden Menschen zu sein, die auf den Beinen waren.
    »Im

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