Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
was sehr enttäuschend war.
    Immerhin hatte ich genug zu mir genommen, und so fühlte ich mich etwas kräftiger, als wir um drei Uhr morgens ins Hauptquartier zurückkehrten. Wir waren erschöpft, obwohl wir die ganze Zeit über keinen anderen Vampir zu Gesicht bekommen hatten. Doch kaum waren wir hereingekommen, erfuhren wir, dass die Zelle des Schwarzen Kreuzes in Alarmbereitschaft war.
    »Aber wir sind nicht in Abriegelung, oder?«, fragte ich Lucas.
    »Nein, das noch nicht. Doch anscheinend werden wir ausgespäht. « Er umklammerte meine Hand, während wir tiefer in den Tunnel hineingingen. Alle schienen wach zu sein, und die Lichter waren noch immer an. Die wachhabenden Leutnants dieser Nacht tuschelten aufgeregt mit Eliza, die alles andere als erfreut aussah.
    »Was ist los?«, fragte Raquel und nestelte nervös an dem dunklen Lederarmband herum, das sie immer trug. »Ist irgendwas auf unserer Jagd schiefgelaufen?«
    »Fünf langweilige Stunden im Park? Das ist nicht das Problem.« Danas Augen waren schmal, als sie die aufgeregte Menge musterte. Sie hatte sich ihre Armbrust über eine Schulter gehängt und streichelte gedankenverloren Raquels Rücken. »Wüsste zu gerne, was los ist.«
    Eliza hörte unser Flüstern und wandte sich an uns. Der Verkehr über unseren Köpfen ließ die Decke leicht erbeben, und die Lichter schaukelten an ihren Hängevorrichtungen hin und her, sodass sie Elizas gefurchtes Gesicht mal in Schatten tauchten, dann wieder in Licht badeten. »Könnte sein, dass Vampire hier eindringen werden.«
    Raquel strahlte, als wäre das eine gute Nachricht und kein Grund, sich ernstlich Sorgen zu machen. »Ihr glaubt, die versuchen, hier herunterzukommen und uns anzugreifen?«
    »Das würden sie nicht wagen«, antwortete Eliza und warf ihren Zopf mit einer hochmütigen Geste über die Schulter zurück. »Aber irgendjemand scheint uns zu beobachten.«
    Mrs. Bethany , dachte ich mit einem Schaudern. Sie würde Rache für die Zerstörung der Evernight-Akademie nehmen wollen, wenn es irgendwie möglich wäre.
    »Wie kommt ihr darauf?«
    »Wir haben tote Vögel rings um das Gebäude herum gefunden. Jemand scheint sie getötet zu haben. Zuerst haben wir noch Scherze über die Vogelgrippe gemacht, aber heute hat Milos die Kadaver untersucht, und tatsächlich war ihr Blut ausgesogen. Wir haben einen Vampir hier in der Nähe, und wir werden das Dach und die umliegende Gegend genau beobachten, bis wir herausgefunden haben, wer unser Besucher ist. Und dann werden wir selbst einige Fragen stellen.«
    Lucas und ich wechselten einen Blick. Da waren keine Vampire, die das Hauptquartier beobachteten. Ich selbst war für die toten Vögel verantwortlich. Warum nur war ich nicht vorsichtiger gewesen? Ich hätte mir mehr Mühe geben und sie besser verstecken sollen, aber es hatte nicht viele Optionen gegeben.
     
    Von diesem Augenblick an war meine Blutversorgung abgeschnitten – und das bedeutete, dass die Zeit, unsere Flucht zu planen, schneller ablief.

5
    Als ich in dieser Nacht einzuschlafen versuchte, wiederholte ich in Gedanken ein ums andere Mal: Du hast noch fünf Tage. So lange bist du ohne Blut ausgekommen, als du die Evernight-Akademie zum ersten Mal verlassen hast. Das bedeutet, dass du auch dieses Mal so lange durchhalten kannst. Außerdem schickt mich das Schwarze Kreuz auf Patrouille. Ich werde rauskommen, beinahe jeden Tag, und ganz bestimmt werde ich da auch die Möglichkeit haben, was zu essen. Alles wird gut werden.
    Ich hätte nicht weiter danebenliegen können.
     
    Mein Blutdurst war größer geworden. Ich hatte erst einen Monat beim Schwarzen Kreuz verbracht, aber mein Körper veränderte sich unaufhaltsam. Die Vampirin in mir wurde stärker, während der Mensch schwächer wurde.
    Nachdem ich zum ersten Mal Lucas’ Blut getrunken hatte, hatte meine Mutter mich gewarnt: Du hast das Stundenglas gedreht . Damit hatte sie gemeint, dass meine Vampirnatur durch den Geschmack des Blutes eines lebendigen Menschen geweckt worden war. Obwohl ich vorher ein ziemlich normales Teenager-Mädchen gewesen war – allerdings eines, das ein Glas Blut, Rhesusfaktur o positiv, zum Abendessen trank –, so war ich jetzt nicht mehr ganz so normal.
    Mein Gehör war derartig geschärft, dass ich die Leute mehrere Waggonabteile von Raquels und meinem entfernt noch flüstern hören konnte. Meine Haut war so blass geworden, dass einige Mitglieder des Schwarzen Kreuzes deswegen Bemerkungen gemacht hatten. Die meisten

Weitere Kostenlose Bücher