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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Pflock schwang. Balthazar sah ich ebenfalls. Er rutschte mit schmerzverzerrtem Gesicht ein Stück über den Fußboden, ehe er sich mühsam wieder aufrappelte. Lucas hatte seine Armbrust endlich befreit und feuerte sie ab. Mrs. Bethany wich geschickt aus, und der Pfeil bohrte sich in einen anderen Vampir, der einen markerschütternden Schrei ausstieß, während das Blut aus ihm herausströmte – Vampirblut, das mich anzog und mich immer tiefer in das Nichts gleiten ließ.
    Jenseits der Falle hörte ich Maxies Stimme. »Bianca! Du musst da raus! Komm schon.« Ich konnte ihre Gestalt ganz am Ende des Raumes erahnen; sie riskierte ihre eigene Existenz in dem Versuch, mir zu Hilfe zu kommen. Hinter ihr tauchten noch andere Gesichter auf: Schülerinnen, die in der oberen Etage des Schlaftraktes wohnten und zweifellos vom Lärm aufgescheucht worden waren, außerdem Vic, der anscheinend verzweifelt versuchte, ebenjene Schülerinnen an einen sicheren Ort zu schaffen.
    Ich versuchte, Maxies Rat zu befolgen, aber ich war zu schwach. In diesem Augenblick inmitten des größten Durcheinanders hastete Mrs. Bethany mit ihrer vampirhaften Schnelligkeit zur Tür und griff sich unterwegs die kleinere Falle. Diese klappte sie unmittelbar vor Maxie auf.
    Nein!, dachte ich, aber es war zu spät. Eben noch konnte ich sehen, wie sich die entsetzte Erkenntnis auf Maxies Gesicht abzeichnete, ehe der Strudel sie verschlang und in der Falle einschloss.
    »Hey!«, brüllte Vic. Zum ersten Mal hörte ich wirklichen Zorn in seiner Stimme. »Das ist mein Geist!«
    Mrs. Bethany rammte Vic die Falle ins Gesicht, sodass er mit ausgebreiteten Armen und Beinen zu Boden fiel. Die menschlichen Schüler begannen zu kreischen, während sich Mrs. Bethany durch sie hindurchdrängelte.
    »Sie flieht«, rief Balthazar.
    »Interessiert mich nicht!« Lucas durchbohrte einen weiteren Vampir mit einem Pfeil aus seiner Armbrust; es wurde still im Raum, aber das schien ihm kaum aufzufallen. »Wir müssen Bianca hier rausschaffen!«
    »Sie hat meinen Geist!« Vic stürmte die Treppe hinab; Balthazar folgte ihm auf den Fersen. Meine Eltern und Lucas blieben bei mir.
    »Hinterher«, flüsterte ich. Für mehr reichten meine Kräfte nicht. Maxie verdiente es nicht, auf diese Weise vernichtet zu werden.
    »Die Falle … Dieser Raum … Du lieber Himmel, das alles tötet dich«, sagte Lucas. »Bianca, komm schon. Die Tür ist offen. Du kannst von hier fort.«
    Tatsächlich schien es so. Und doch war es für mich unmöglich, zur Tür zu gelangen.
    »Süße, bitte«, flehte Mom. Dads Augen füllten sich mit Tränen, als er ihr die Hände auf die Schultern legte. »Bianca, du schaffst es.«
    »Deine Brosche!« Lucas nestelte an seiner Tasche herum und zog meine Anstecknadel aus Jetstein hervor. Einen Moment lang spürte ich Hoffnung in mir aufkeimen. Wenn ich wieder einen Körper ausbilden könnte, und sei es auch nur für eine Sekunde, dann könnte ich durch die Tür treten und mich vielleicht wieder erholen. Doch die Brosche fiel einfach durch den blauen Dunst hindurch, der dort waberte, wo meine Hand gewesen war. Ich hatte meine Fähigkeit verloren, etwas zu berühren, und so konnte ich mir auch die Macht des Schmuckstücks nicht mehr zunutze machen.
    Die Blume aus schwarzem Jetstein fiel klappernd auf den Steinboden, dunkel wie Tinte in dieser schillernden Welt, und ich erinnerte mich an die lange zurückliegenden Träume, die mich hierhergeführt hatten. Sie hatten mich davor gewarnt: Wenn ich nach der Liebe greife, werde ich Stürme ernten. Und in keinem meiner Träume hatte ich es geschafft, mich in Sicherheit zu bringen. Mich zu Lucas zu flüchten.
    Lucas schüttelte den Kopf. »Das geschieht nicht wirklich.« Seine Stimme war heiser. »Das kann nicht geschehen. Bianca, komm schon. Komm zu mir zurück.«
    »Bianca?«, fragte eine unvertraute Stimme. Eine weibliche Gestalt, die einen leuchtend blauen Morgenmantel trug, stand im Türrahmen.
    »Skye, was machst du denn hier?«, fragte Lucas. »Hier ist es nicht sicher. Geh nach unten!«
    Skye rührte sich nicht. Sie war bedeutend gelassener, als es die meisten Menschen in einer solchen Situation gewesen wären, aber schließlich war sie auch in einem Spukhaus aufgewachsen und somit Einiges gewöhnt. »Du hast gerade Biancas Namen gesagt. Das ist doch das Mädchen, das du geliebt hast und das gestorben ist … Ist sie ein Geist?«
    »Sie ist ein Geist, und sie ist hier gefangen. Wir müssen sie hier rausschaffen«,

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