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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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warum sie es getan hat.«
    »Bei Charity More kann man lange nach logischen Gründen suchen.« Etwas, das einer scherzhaften Bemerkung so nahe kam, hatte ich noch nie aus Mrs. Bethanys Mund gehört.
    »Zuerst wusste ich nicht, was ich tun sollte. Alles war so … Nun ja, ich nehme an, Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man sich verändert. Balthazar war bei mir und versuchte, seine Schwester in den Griff zu bekommen. Er hat mir geholfen. Ich habe probiert, mit meiner Mutter zu sprechen, aber sie … sie ist beim Schwarzen Kreuz.«
    Mrs. Bethany richtete sich kerzengerade auf, und ihre Augen blitzten. »Wollen Sie sagen, dass sie Sie angegriffen hat?«
    »Ja.«
    »Ihre eigene Mutter.« Zu meiner Überraschung begriff ich, dass Mrs. Bethany ernstlich empört war, und zwar um Lucas’ willen.
    »Unglaublich. Schockierend. Verachtenswert. Dieses Verhalten hätte ich von den meisten Mitgliedern des Schwarzen Kreuzes erwartet, aber man sollte doch meinen, dass wenigstens die Liebe einer Mutter stärker als dieser Hass auf die Vampire wäre.«
    »Anscheinend nicht«, murmelte Lucas.
    Mrs. Bethany stand auf und kam um den Schreibtisch herum zu Lucas, um ihm die Hand auf die Schulter zu legen. Seinen aufgerissenen Augen nach zu urteilen war er genauso überrascht wie ich. »Es ist eine Schande, dass Sie auf solch schmerzhafte Weise lernen müssen, wie schändlich das Schwarze Kreuz handelt. Aber Sie sollen wissen, dass mein Mitgefühl voll und ganz jenen gilt, die unter der Verfolgung durch das Schwarze Kreuz leiden. Ihre Vergangenheit als menschlicher Mann und die Fehler, die Sie damals gemacht haben, spielen nun keine Rolle mehr. Hier in Evernight finden Sie Zuflucht. Wir werden Sie schützen und Sie unterrichten. Sie sind nicht länger allein.«
    Eine halbe Sekunde lang mochte ich Mrs. Bethany.
    Lucas jedoch war schwerer zu gewinnen. »Danke. Und das meine ich jetzt ernst. Aber so einfach geht das nicht. Diese Typen da draußen sind darauf aus, mich so schnell wie möglich zu pfählen.«
    »Sie werden sich an die Regeln halten.« Mrs. Bethanys Lächeln war ein wenig kühler geworden. »Überlassen Sie das mir.«
    »Die menschlichen Schüler …« Seine Stimme klang erstickt. »Ich habe noch nie getötet.«
    »Der Drang ist stark.« Sie sprach, als ob er ihr nur erzählt hatte, was ohnehin zu erwarten gewesen war. »In Ihrem Fall vielleicht stärker als bei den meisten. Ich lese die Zeichen. Aber hier werden viele andere Vampire Ihr Verhalten überwachen und Sie begleiten. Ich wage zu behaupten, dass Sie hier weitaus weniger Gefahr laufen, einen Menschen zu verletzen, als es draußen der Fall wäre. Sie werden rasch herausfinden, wie Sie in der Welt der Vampire zurechtkommen können. Sie werden einer von uns werden.«
    Einen Moment lang schloss Lucas die Augen, und ich war mir nicht sicher, ob aus Erleichterung oder aus Verzweiflung.

6

    Lucas lief zum schmiedeeisernen Pavillon. Er starrte Mrs. Bethany hinterher, die das Schulgebäude betrat, um ihre jährliche Willkommensansprache an die Schülerschaft zu richten. Nun war ich endlich sicher, dass uns niemand mehr beobachten konnte, und traute mich, neben Lucas Gestalt anzunehmen.
    »Hey«, sagte er. Er drehte sich halb zu mir herum und schaffte es, ein Lächeln hervorzuzaubern, um mich zu beruhigen. »Da sind wir wieder am Ort unseres ersten Kusses.«
    »Je mehr sich alles ändert, umso mehr bleibt alles beim Alten.« Eine Windbö zerzauste seine goldblonden Haare und raschelte in den Efeublättern rings um uns herum. Es fiel mir ganz leicht, mir vorzustellen, dass wir wieder an den Anfang zurückgekehrt waren. Das Sonnenlicht schien mich zu durchfluten und wärmte mich von innen heraus. Trotz des Windes hingen meine roten Haare lang und reglos und irgendwie unwirklich herunter.
    »Warum bist du nicht bei den anderen?«
    »Mrs. Bethany hat mich dieses Mal von der Ansprache befreit. Sie sagte, sie würde einen Weg finden, die anderen Vampirschüler und Lehrer aufzufordern, mich, verdammt noch mal, in Frieden zu lassen, ohne den menschlichen Schülern zu viel zu verraten. Auf keinen Fall gehe ich vor ihrer Hände-weg-Ansprache in eine Vampirversammlung – jedenfalls nicht unbewaffnet.«
    »Sie hat es besser aufgenommen, als ich erwartet hätte«, sagte ich. »Ich schätze, Mrs. Bethany ist die Sache mit der Zuflucht hier sehr ernst.«
    Lucas zuckte mit den Schultern. »Sie hat mir zugesagt, mir den Rücken freizuhalten, aber ich bin doch ganz schön froh, dass Ranulf

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