Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
von uns ist?«, höhnte Erich, während es ihm gelang, seine Hände um Lucas’ Kehle zu schließen. »Oder bist du dumm genug, es nicht zu merken, wenn du eine Vampirin flachlegst?«
»Lass Bianca … aus dem Spiel!«, presste Lucas hervor und versuchte, Erich von sich wegzustoßen.
Erich grinste nur. »Ich lasse sie auf keinen Fall aus dem Spiel. Alles, was ich hier oben mit dir veranstalte, wird sie hinterher doppelt zu spüren bekommen. Und bevor ich dann damit fertig bin, wirst du tot sein. Und auf sie wartet etwas Schlimmeres als der Tod. Etwas so viel Schlimmeres.«
In diesem Augenblick rastete Lucas aus, und seine Konzentration auf den Kampf geriet ins Wanken, als ihn blinder Zorn übermannte. »Ich werde nicht zulassen, dass du ihr etwas antust.« Mit einer wilden, unkontrollierten Bewegung stach er nach Erich; dieser wich jedoch mit der unnatürlichen Geschwindigkeit, die typisch für einen Albtraum ist, aus.
Es ist ein Traum , rief ich mir krampfhaft ins Gedächtnis . Du kannst Lucas in seinen Träumen erscheinen. Dring einfach ein und verändere, was geschieht. Erobere diesen Traum für euch beide zurück.
»Lucas?«, rief ich und wagte mich näher an den Kampf heran. Es war nicht so, dass Erich mir nichts würde tun können. »Lucas, ich bin es, Bianca. Sieh mich an. Sieh mich einfach an!«
»Ich denke, er ist gerade beschäftigt«, sagte Charity.
Als ich mich umdrehte, sah ich sie auf einem anderen Turm aus Aktenkisten hocken. Sie trug ein Kleid, das grau wie alte Spinnweben aussah, und ihr Haar war wild zerzaust und ähnelte einem Rattennest. Sie hätte auch einer der Gargoyles sein können – der entsetzlichste von allen. Charity grinste mich an, und ihre Augen leuchteten in der Nacht wie die einer Katze.
Natürlich träumte Lucas auch von ihr. Sie war es gewesen, die ihn getötet hatte. Aber wie viele Monster würde ich aus seinen Träumen verjagen müssen, nur um einige Stunden für uns zu gewinnen?
»Lucas!«, schrie ich. Ich warf mich in den Kampf und schob mich zwischen Lucas und Erich. »Sieh mich an!«
»Bianca?« Lucas sah entsetzt aus. »Was machst du denn hier?«
Erichs Hände packten mich von hinten, und sie waren hart wie Stahl. »Hey, Lucas, willst du zusehen, wie deine Freundin leidet?«
»Nein!« Lucas griff nach mir und versuchte, mich zurückzuzerren. Der Kampf fühlte sich völlig real an.
»Lucas, er kann mich nicht töten«, sagte ich und versuchte, mich aus Erichs Griff zu winden. Seine Finger waren wie Klauen, die sich in mein Fleisch bohrten: Es war schwer, mir immer wieder zu sagen, dass dies alles nicht real war. »Und dir kann er auch nichts tun. Es ist ein Traum. Merkst du das denn nicht?«
Lucas konnte mich nicht hören. Panik hatte von ihm Besitz ergriffen. Seine Angst um mein Leben war weitaus größer, als seine Furcht um sein eigenes Dasein gewesen war. »Bianca, halt durch.«
Lucas versuchte, Erich mit dem Pflock zu treffen, aber sein Gegner schob mich hierhin und dorthin und benutzte meinen Körper, um die Hiebe abzuwehren. »Du wirst schließlich derjenige sein, der sie tötet, Jäger«, spottete Erich. »Du wirst sie am Ende verbrennen, um den Schmerz zu beenden. Du kennst doch die alten Geschichten, die sie euch beim Schwarzen Kreuz erzählen? Über die schlimmsten Qualen, die man einem Vampir zufügen kann? Man muss den Pflock in Weihwasser tauchen und ihn tief in den Körper bohren, sodass das Wasser sich mit dem Blut vermischt. Und dann sind sie für immer paralysiert. Sie können nicht mehr erwachen, sich nicht mehr bewegen. Sie liegen einfach nur da und haben das Gefühl, bis in alle Ewigkeit bei lebendigem Leib zu verbrennen.«
»So etwas habe ich nie getan«, keuchte Lucas. »Nicht einmal bei Abschaum wie dir. Dich werde ich einfach nur töten.«
»Ich dagegen denke, ich werde es mal ausprobieren.« Erich sprach von der Seite aus in mein Gesicht; ich konnte seinen kalten, untoten Atem an meinem Hals spüren. »Ich werde es bei Bianca austesten. Sie wird wie Dornröschen aussehen, aber du wirst wissen, dass sie nicht schläft. Du wirst wissen, dass sie für immer brennt. Niemand sonst wird ihre Schreie hören können, aber ich wette, du wirst von ihnen gequält werden.«
»Du wirst keine Gelegenheit dazu bekommen«, fauchte Lucas, aber ich konnte sehen, wie seine Angst wuchs. Wenn er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, konnte er immer ganz ruhig bleiben, aber wenn es um meines ging, war es um ihn geschehen.
Schließlich machte ich einen
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