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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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›Finger‹.«
    »Er ist immer ein Schlitzohr«, stimmte Vic zu. »Aber zu der Zeit, als ›Sie nannten ihn Knochenbrecher‹ gedreht wurde, spielte er ganz schön üble Kerle. Willst du uns Gesellschaft leisten, Bianca?«
    »Eigentlich«, setzte ich an, »hatte ich gehofft, ihr könntet vielleicht Balthazar bitten, sich euch anzuschließen. Nur für ein paar Stunden oder so.«
    Vic nickte wissend. »Ich verstehe, du brauchst ein bisschen ›Krawatte-überm-Schlüsselloch-Zeit‹ für euch.« Als Ranulf verständnislos guckte, erklärte er: »Bianca und Lucas wollen allein sein.«
    »Ich habe den Symbolgehalt des Schlüssellochs und der Krawatte sofort verstanden«, maulte Ranulf.
    »Oh halt, nein«, wiegelte Vic ab. »Das ist nicht damit gemeint. Zumindest glaube ich das nicht …«
    Diese Unterhaltung lief in die falsche Richtung. »Könntet ihr Balthazar vielleicht einfach fragen? Es würde mir viel bedeuten.«
    Vic grinste. »Ist so gut wie erledigt.«
    Als ich ungefähr zehn Minuten später hinauf zu Lucas’ Zimmer schwebte, fand ich ihn allein dort vor. Vic und Ranulf hatten Balthazar bereits abgeholt. Lucas saß zwischen einem Berg von Schulbüchern, als würde er für alle Prüfungen gleichzeitig pauken wollen. »Wow«, sagte ich, während ich Gestalt annahm. »Hat dich ein Hausaufgaben-Tsunami getroffen, oder was?«
    »Lernen hilft«, sagte Lucas leise. »Wenn ich arbeite, dann kann ich mich zur Abwechslung mal auf etwas anderes konzentrieren, wenigstens eine Weile lang.«
    Plötzlich sah ich die Bücher, Papiere und den Laptop vor ihm mit anderen Augen. Sie erinnerten mich mit einem Mal an die Zeit beim Schwarzen Kreuz, wo Lucas von seinen Jagdwaffen umgeben gewesen war. Seine neu entdeckte Vorliebe für Schularbeiten war nur eine andere Art der Selbstverteidigung – dieses Mal gegen seine eigenen Dämonen.
    Ich hoffte, ein anderes Gegenmittel für ihn zu haben. »Glaubst du, du kannst ein bisschen Zeit erübrigen?«
    Lucas sah zu mir hoch; seine grünen Augen waren so warm und schimmernd, dass ich dahinschmolz. »Für dich? Immer.«
    »Wir sind allein.« Ich ließ meine Hand durch seine Haare gleiten. Er schloss die Augen und genoss ganz offenkundig die Berührung. »Du hast meinen Schmuck, also kann ich eine Zeit lang einen festen Körper haben. Vielleicht sollten wir … es noch einmal miteinander versuchen?«
    Er schwieg einen langen Moment. Seine Hand schloss sich um meine, und ich bemerkte wieder die kribbelnde Empfindung, die sich einstellte, wenn ich jemanden berührte, obwohl mein Körper noch nicht hundertprozentig fest war. Es fühlte sich wunderbar kühl an und schickte die Erregung in Wellen durch meinen Körper. Ich beugte mich zu Lucas, doch als sich unsere Lippen berührten, sagte er: »Das sollten wir nicht tun.«
    »Lucas … Warum denn nicht?« Ich fühlte mich nicht abgewiesen, denn er strahlte ganz unverkennbar Liebe und Verlangen aus. Deshalb verstand ich auch nicht, was uns voneinander fernhalten sollte. »Ich weiß, dass es beim letzten Mal schlimm war, aber wir haben jetzt herausgefunden, was los ist. Was wir tun können und was nicht.« Was mich betraf, waren die Dinge, die uns noch möglich waren, weitaus interessanter als jene, die wir unterlassen mussten.
    »Das Verlangen nach Blut und nach Sex ist untrennbar miteinander verbunden, Bianca. Das war schon immer so zwischen uns.«
    »Aber es ist nicht das Gleiche.« Ich küsste ihn auf die Stirn, auf die Wange, auf den Mundwinkel. Er holte scharf Luft, und ich wusste, dass er das alles ebenso sehr wie ich wollte – vielleicht noch mehr. »Du weißt jetzt, dass es dir Schmerzen bereitet, wenn du mein Blut trinkst. Dass es dich vielleicht sogar zerstören könnte. Deshalb wirst du die Kontrolle nicht verlieren und mich nicht beißen.«
    Lucas drückte meine Hand und suchte meinen Blick. »Ich weiß, dass es mein Ende bedeuten könnte, wenn ich von deinem Blut trinke«, sagte er. »Und das ist der Grund, warum ich Angst davor habe, dass ich dich beiße.«
    Schweigen senkte sich über uns, schwer und bedrückend wie die neue Erkenntnis, der ich mich stellen musste. Ich wusste, dass Lucas seine Situation zu schaffen machte, aber mir war nicht klar gewesen, dass seine Sehnsucht nach Selbstzerstörung so allgegenwärtig und übermächtig war.
    Anscheinend war mir meine Niedergeschlagenheit am Gesicht abzulesen, denn Lucas sagte: »O Gott, Bianca. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid.«
    Nur mühsam gelang es mir hervorzupressen:

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