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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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na klar.« Ihr Lächeln war so zart wie alles an ihr, vom aprikosenfarbenen Lipgloss über ihr Parfüm bis hin zu den Nagellackflaschen, die sorgsam auf dem Garderobentisch aufgereiht standen.
    »Courtney und ich haben uns letzten Winter in der Schweiz kennengelernt. Vidette war eine Freundin von mir, als ich in Paris lebte. Und Genevieve und ich haben einen Sommer zusammen in der Karibik verbracht - war es in St. Thomas? Vielleicht auch auf Jamaika. Ich kann es mir einfach nicht merken.«
    Meine lausige Heimatstadt erschien mir in diesem Moment noch trostloser als jemals zuvor. »Also dann verkehrt ihr alle… in den gleichen Kreisen?«
    »Mehr oder weniger.« Erst jetzt schien es Patrice aufzufallen, wie unbehaglich ich mich fühlte. »Irgendwann werden das auch deine Kreise sein.«
    »Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher wie du.«
    »Ach, du wirst schon sehen.« Sie war in einer Welt aufgewachsen, in der endlose Sommer in den Tropen für jeden in greifbarer Nähe lagen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich jemals ein Teil davon werden würde. »Kennst du denn irgendjemanden hier? Abgesehen von deinen Eltern natürlich?«
    »Nur die Leute, die ich heute Morgen getroffen habe.« Womit ich Lucas und Patrice meinte und es so auf die stattliche Summe von zwei Personen brachte.
    »Es bleibt noch mehr als genug Zeit, Freunde zu finden.« Patrice sprach mit lebhafter Stimme, während sie sich daranmachte, ihre restlichen Sachen zu verstauen: seidene Halstücher in der Farbe von Elfenbein und Strümpfe in Schattierungen von braun- bis taubengrau. Was glaubte sie wohl, wo sie so elegante Kleidungsstücke würde tragen können? Aber vielleicht war es für Patrice auch undenkbar, ohne sie zu reisen. »Ich habe gehört, dass Evernight ein wunderbarer Ort ist, um Männer kennenzulernen.«
    »Um Männer kennenzulernen?«
    »Hast du schon jemanden?«
    Ich wollte ihr von Lucas erzählen, doch ich konnte es nicht. Was immer zwischen mir und Lucas im Wald geschehen war, hatte etwas zu bedeuten, aber meine Gefühle waren noch zu neu für mich, als dass ich sie schon hätte teilen können. Alles, was ich hervorbrachte, war: »Ich habe jedenfalls keinen Freund in meiner Heimatstadt zurückgelassen.«
    Ich kannte all die Jungs in meiner alten Schule seit unserer Kinderzeit, und ich erinnerte mich an sie, als sie noch mit ihrer Eisenbahn gespielt und mir Knete in die Haare geschmiert hatten. Und das machte es praktisch unmöglich, leidenschaftliche Gefühle für irgendeinen von ihnen zu hegen.
    »Einen Freund.« Ihre Lippen kräuselten sich, als ob ihr das Wort kindisch vorkäme. Aber Patrice machte sich nicht über mich lustig. Ich war nur einfach zu jung und unerfahren, als dass sie mich wirklich hätte ernst nehmen können.
    »Patrice? Ich bin’s, Courtney.« Das Mädchen klopfte an die Tür, während sie sie bereits öffnete, denn sie war sich offenbar sicher, willkommen zu sein. Sie war sogar noch schöner als Patrice, mit blonden Haaren, die ihr beinahe bis auf die Taille fielen, und einem Schmollmund, den ich bislang nur bei den angehenden Filmstars in Fernsehserien zu Gesicht bekommen hatte, die sich Collagenbehandlungen leisten konnten. Der gleiche Schottenrock, der komisch um meine Knie schlotterte, ließ ihre Beine tausendmal länger aussehen. »Oh, euer Zimmer ist viel besser als meins. Ich liebe es!«
    Die Räume sahen sich eigentlich alle ziemlich ähnlich: ein Schlafzimmer, groß genug für zwei Personen, mit weißen, schmiedeeisernen Betten und geschnitzten Holzkommoden zu beiden Seiten. Das Fenster ging zu einem der Bäume hinaus, die in nächster Nähe von Evernight wuchsen, aber mir fiel nichts Bemerkenswertes daran auf.
    Dann jedoch kam mir in den Sinn, dass es wirklich etwas gab: »Wir haben es nicht so weit zu den Badezimmern«, sagte ich.
    Courtney und Patrice starrten mich an, als hätte ich sie beleidigt. Waren sie zu schick, um zuzugeben, dass wir Badezimmer benötigten?
    Verlegen fuhr ich fort: »Ich habe mir… hm… noch nie ein Badezimmer geteilt. Ich meine, natürlich schon mit meinen Eltern, aber nicht mit… Wie ist das eigentlich, teilen wir es uns zu zwölft? Das wird ja der Wahnsinn morgens …«
    Jetzt wären sie an der Reihe gewesen, zuzustimmen und etwas einzuwerfen. Stattdessen jedoch musterte mich Courtney neugierig. Ich nehme an, diese Neugierde war ganz normal, aber ich wünschte, sie würde irgendetwas sagen. Der Blick aus ihren schmalen Augen kam mir beinahe bedrohlich vor, sogar

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