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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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ihren großen Ansprachen, jeder habe dafür zu sorgen, dass die menschlichen Schüler unversehrt bleiben mussten, um die Schule zu schützen, was würde sie sagen? Oh, nein, Mrs. Bethany würde Erichs Auftreten ganz und gar nicht gutheißen.
    »Tu’s nicht«, sagte Erich. »Belass es einfach dabei.«
    »Belass du es dabei. Und hau ab. Los.«
    Erich starrte Raquel ein letztes Mal wütend an, dann drehte er sich um und verschwand allein im Wald.
    »Bianca!« Raquel stolperte durch die letzten tief hängenden Zweige, die uns trennten. Rasch fuhr ich mir mit der Zunge über die Zähne und versuchte, mich zu beruhigen, um wieder menschlich auszusehen und mich auch so zu benehmen. »Himmel noch mal, was ist denn mit diesem Typen los?«
    »Er ist ein Idiot.« Das stimmte, selbst wenn es nicht die ganze Wahrheit war. Raquel schlang die Arme um ihren Körper. »Wie der sich aufgeführt hat… O Mann. Okay, okay.«
    Ich spähte in die Dunkelheit, um mich zu vergewissern, dass Erich sich wirklich verzogen hatte. Seine Schritte waren leiser geworden, und ich konnte seinen hellen Mantel nicht mehr sehen. Er war verschwunden, jedenfalls für den Augenblick, aber ich traute ihm nicht. »Komm schon«, sagte ich. »Wir müssen eine Abkürzung finden.«
    Zu betäubt, um Fragen zu stellen, folgte mir Raquel, als wir zurück zum Fluss liefen. Wir mussten nur eine Viertelmeile zurücklegen, bis wir auf eine kleine Steinbrücke stießen. Sie wurde schon seit langer Zeit nicht mehr regelmäßig benutzt, und einige der Steine waren locker, aber Raquel beklagte sich nicht und stellte auch keine Fragen, als ich sie auf die andere Seite führte. Erich konnte den Fluss überqueren, wenn er das wirklich wollte, aber seine natürliche Abneigung gegenüber fließendem Wasser, gekoppelt mit seiner Angst vor Mrs. Bethany, würde wohl mit ziemlicher Sicherheit dafür sorgen, dass wir in Sicherheit waren. Als wir am anderen Ufer angekommen waren, fragte ich: »Wie geht es dir?«
    »Gut. Mir geht’s gut.«
    »Raquel, sag mir die Wahrheit. Erich hat dich in den Wald hinein verfolgt. Du zitterst ja noch immer.«
    Ihre Haut war klamm, aber Raquel beharrte mit schriller Stimme: »Mir geht es gut.« Einige Sekunden lang starrten wir einander schweigend an, dann fügte sie im Flüsterton hinzu: »Bianca, bitte. Er hat mich nicht angerührt. Also geht es mir gut.«
    Vielleicht würde Raquel eines Tages so weit sein, darüber zu sprechen, aber nicht heute Nacht. Heute Nacht war einzig und allein wichtig, sie hier schnell rauszubringen.
    »Okay«, sagte ich. »Lass uns zurück zur Schule gehen.«
    »Hätte nie gedacht, dass ich mal so froh sein würde, nach Evernight zurückzukehren.« Ihr Lachen klang irgendwie erschüttert. Wir setzten den Weg fort, aber dann blieb sie plötzlich wieder stehen. »Willst du denn nicht… die Polizei rufen oder die Lehrer oder sonst irgendjemanden?«
    »Wir werden mit Mrs. Bethany sprechen, sobald wir wieder zurück sind.«
    »Ich könnte versuchen, sie von hier aus anzurufen. Ich habe mein Handy mit. In der Stadt hat es funktioniert…«
    »Aber wir sind jetzt nicht mehr in der Stadt. Du weißt, dass wir hier keinen Empfang haben.«
    »Wie blöd!« Sie zitterte so heftig, dass ihre Zähne klapperten. »Warum bringen denn diese reichen Bastarde nicht mal ihre Mamis und Papis dazu, für einen ordentlichen Sendemast zu bezahlen?«
    Weil die meisten sich noch nicht einmal an die Überlandleitungen gewöhnt haben , dachte ich. »Komm schon, lass uns gehen.« Sie wollte nicht zulassen, dass ich ihr meinen Arm um die Schultern legte, während wir uns unseren Weg aus dem vereisten Wald heraus suchten. Stattdessen drehte sie ununterbrochen ihr Lederarmband.
     
    In dieser Nacht besuchte ich Mrs. Bethany in ihrem Büro im Kutscherhaus. Wenn man ihre feindselige Haltung mir gegenüber bedachte, dann rechnete ich damit, dass sie meine Worte anzweifeln würde, aber so war es nicht. »Wir werden uns darum kümmern«, sagte sie. »Sie können gehen.«
    Ich zögerte. »Das ist alles?«
    »Glauben Sie vielleicht, dass ich mit Ihnen über seine Bestrafung berate? Sie gar selbst darüber befinden lasse?« Sie hob eine Augenbraue. »Ich weiß schon allein, wie ich an meiner Schule für Disziplin sorge, Miss Olivier. Oder wollen Sie vielleicht einen kleinen Aufsatz schreiben, der Sie an diese Tatsache erinnert?«
    »Ich frage mich doch bloß, was wir den anderen sagen sollen. Sie werden wissen wollen, was Raquel zugestoßen ist.« Ich konnte mir

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