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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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hihi, die Toilette
läuft ihm nicht weg, aber wer weiß, was sonst, höhöhöhöööö ...» Er strahlt, und
vor meinem inneren Auge erscheint ein kleiner, trauriger Engel, der heulend in
Andalusien sitzt.
    Um abzulenken, beginnt der eine
jetzt das Interview: «Welches Buch haben Sie denn geschrieben?» Der
Einfachheit halber und damit es schneller geht, zeige ich wahllos auf eines der
Bücher vom Verlagsstand hinter mir: «Das da!»
    «Was?
Echt? Na, das ist ja interessant. Also da haben wir wirklich mal Glück gehabt.
Solche Autoren stellt man sich sonst ja immer ganz anders vor.»
    Der
Kameramann schleicht und zoomt sich ans Buch heran. Auch mein Interesse an
meinem Buch ist jetzt geweckt. Versuche zu erkennen, was ich denn da so
Bemerkenswertes geschrieben habe. Aber der Kameramann verdeckt bereits das
Cover. Sein Kollege gibt ihm ein Zeichen, stellt sich in Position und beginnt
direkt: «Hallo, wir sind hier nach wie vor auf der Frankfurter Buchmesse und
haben jetzt Christoph Jüptner, den Autor von ...» Er hält mir das Mikrophon
hin. «Oohh, ähh, ich ähh ...» Versuche, hinter seiner Schulter den Buchtitel zu
erkennen. Aber das verdammte Regal ist einfach zu weit weg.
    Er zuckt
nochmal auffordernd mit dem Mikro: «Der Titel Ihres Buches lautet...»
    «Ähem,
ääh, ja, ääh, der Titel, ääh, der Titel ist ungefähr Zander>?»
    «Was?»
    Er gibt
endlich den Blick frei, ich gehe einen Schritt vor. «Ach so, nee, Moment, ah
ja: Genau, stimmt, so heißt ja mein Buch,
verwechsle ich immer.»
    «Sie
verwechseln Ihr Buch mit einem übers Angeln?»
    «Ja, äh.
Ja-ha. Weil ich ja auch ein Buch über das Angeln geschrieben habe. Das ist
erschienen in der Reihe dieser sinnlosen Wörterbücher, die jetzt so viel gekauft
werden. Deutsch - Angler, Angler - Deutsch. Verkauft sich aber nicht so gut,
weil es nur auf einem Witz basiert, nämlich dem, dass Angler ja nicht sprechen,
deshalb steht da immer nur der deutsche Satz und beim Angler dann halt nichts,
weil der Angler ja nicht spricht. Haha. Klingt natürlich lustig, aber der Witz
verbraucht sich wohl doch nach fünf, sechs Seiten.»
    «Gut, worum geht es denn in Ihrem
neuen Buch?»
    «Na ja, es geht ums Anlagesparen
und wie man das eben richtig macht, dieser ganze Bereich da so.»
    «Ach, und was haben Sie da für
Tipps?»
    «Ja, meine Tipps ... Na, das
Übliche eben, wissen Sie, diese üblichen Tipps. Geduld haben, nicht mit der
Herde laufen, schlauer sein als andere und schneller sein natürlich, nur das
Geld sparen, das man auch hat, diese ganzen Tipps eben, wissen Sie ja selbst.»
    Der eine nickt heftig, fast
freudig erregt: «Haben Sie vielleicht auch ein konkretes Beispiel? Also etwas,
was man noch heute oder noch diese Woche machen kann?»

«Noch heute? Konkret? Natürlich
... ein konkreter Tipp ...» Ich trippel von einem Fuß auf den anderen,
verdammt, ich brauche jetzt endlich einen Befreiungsschlag. «Konkret, puuh,
also ganz konkret würde ich raten: Kaufen Sie auf keinen Fall dieses Buch!»
    «Was?»
    «Nicht
kaufen!!! Meine Bücher sind sinnlos, doof und überflüssig. Deshalb bin ich
hier auf dieser Messe, um mich endlich mal für meine doofen Bücher zu
entschuldigen.» Jetzt strahlt der Interviewer richtig. «Na, das ist ja mal was.
Danke, Herr Jüptner. Und Ihr zweites Buch?» Er zeigt ins Regal auf den Titel
«Anlegen wie ein Hedgefonds. Investieren wie die Profis».
    «Auha, ja,
das ist natürlich noch doofer. Aber hallo! Bitte beschimpfen Sie meine Bücher,
wo immer Sie sie sehen. Es tut mir alles so, so leid, was ich da geschrieben
habe.» Die beiden Internet-TV-Blogger wippen vor Freude. «Danke, Herr Jüptner,
das wird ein toller Beitrag.» Sie eilen davon, wahrscheinlich in die nächste
WLAN-Zone. Ich gehe zufrieden zur Toilette. Vielleicht ist das meine Aufgäbe
hier. Mehr als zweiundneunzigtausend deutschsprachige Neuerscheinungen gibt es
in diesem Jahr. Höchste Zeit, dass da mal einer kommt und sich für rund
achtzigtausend dieser Bücher entschuldigt. Da habe ich jetzt allerdings so
richtig was zu tun. Die nächsten anderthalb Stunden verbringe ich damit, mich
vor ausgewählt sinnlosen Büchern zu postieren, als deren Autor auszugeben und
mich dann von irgendwelchen marodierenden Journalisten oder journalistenverwandten
Banden für diese Bücher zu entschuldigen. Mit relativem Erfolg. Zwar habe ich
absolut niemanden gefunden, der bereit war zu glauben, ich sei Bushido, aber
vor

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