Everybodys Darling, Everybodys Depp
Ihre Pumps von den Füßen schleudern und schleunigst das Weite suchen. Es ist aber gar nicht gut und nützlich, wenn allein die Vorstellung eines Kritikgesprächs bei Ihnen die gleiche massive Angst auslöst, sodass Sie Schweißausbrüche bekommen und gerne in Rekordzeit davonrennen würden.
Es ist, wie es ist: Ärger, Angst & Co. werden Ihnen erhalten bleiben. Die frohe Botschaft aber lautet: Als harmoniebewusster Mensch können Sie ruhig vor sich und anderen zugeben, dass Sie wütend oder ärgerlich sind. Dafür brauchen Sie sich nicht zu geißeln – etwas, das Sie als harmoniesüchtiger Mensch wahrscheinlich sehr gerne tun. Laut ungeschriebener Gesetze dürfen Sie schließlich nicht wütend oder böse auf jemanden sein, nicht |63| wahr? Dürfen Sie doch. Wichtig ist nur, wie Sie für sich mit den belastenden Gefühlen umgehen. Aber wie kann man bloß besser mit dem Gefühlschaos fertig werden? Dafür sollten wir zunächst ein paar Begriffe und Mechanismen sortieren.
Grundgefühle und Stimmungscocktails
Obwohl die Menschheit sich seit Jahrtausenden mit der Erforschung der Gefühlswelt befasst, tut sie sich immer noch etwas schwer, eine genaue Definition von »Gefühl« zu finden. Überwiegend wird darunter ein spezifischer innerer Zustand als Reaktion auf ein Erlebnis oder einen Gedanken verstanden. Gefühle haben also einen bestimmten Auslöser, auch wenn wir den nicht immer bewusst wahrnehmen. Sie haben zudem unterschiedliche Qualitäten und Intensitäten.
Eine weitere Differenzierung ist nützlich: Es gibt zum einen so genannte Grund- oder Primärgefühle, mit denen offenbar alle Menschen von Geburt an ausgestattet sind. Meist werden Glück, Traurigkeit, Liebe, Angst, Wut und Ekel genannt. Zum anderen |64| sind unsere Gefühle in gewisser Weise wie diese verflixten kleinen Atome, die dazu neigen, sich zu neuen und unbekannten, zum Teil gefährlichen, Kombinationen und Molekülen zusammenzutun, wieder auseinander zu fallen und neu zu formieren. Unsere emotionalen Empfindungen bestehen in ähnlicher Art häufig aus einem Konglomerat verschiedenster Grundgefühle, sodass wir ziemlich hilflos mit unserem Gefühlschaos da sitzen und gar nicht recht wissen, was uns das sagen soll. Unsicherheit kann zum Beispiel aus den Zutaten Angst, Neugier, Neid und einer Prise Ärger bestehen. Genau wie sich ein Chemiker vor dem nächsten Schritt aber im Klaren sein sollte, was in einem explosiven Gemisch schon alles drin ist, sollten auch wir die Bestandteile unseres Gefühlschaos’ ansatzweise kennen, um es gezielt zu ordnen.
Neben Grundgefühlen und gemischten Gefühlen gibt es außerdem Stimmungen, die unsere spezifischen Gefühle beeinflussen. Unter einer Stimmung versteht man einen Gemütszustand, der nicht unbedingt einen konkreten Auslöser hat – wie das bei der Emotion der Fall ist. Er wird auch nicht so intensiv wahrgenommen, kann dafür aber einen ganzen Tag oder länger anhalten. Nehmen wir mal an, Sie wären eine echte Furie. Dann könnten Sie nicht den ganzen Tag auf höchstem Niveau zornig herumwüten. Sie könnten aber sehr wohl den ganzen Tag in gereizter und aggressiver Stimmung sein.
Grundstimmungen können bei Menschen sehr verschieden sein. An einem optimistischen Tag haben Sie sozusagen eine Grundstimmung in Dur, sind eher positiv und fröhlich gestimmt. Passiert Ihnen ein kleines Missgeschick oder haben Sie ein unangenehmes Erlebnis, kann Ihnen das die Laune nicht wirklich verderben. Nach dieser kleinen Dissonanz geht die fröhliche Melodie weiter. An einem melancholischen Tag hingegen haben Sie eher eine Grundmelodie in Moll, sind wehmütig und etwas traurig. Wenn Sie etwas Schönes erleben, hebt sich dieser eine Akkord in Dur nicht so sehr von der Grundstimmung in Moll ab. Er wirkt dann nicht so stark wie an einem Tag mit fröhlicher Stimmung.
|65| Normalerweise wechseln sich solche Grundstimmungen von Dur und Moll im Verlauf der Zeit ab. Schwierig wird es erst, wenn Sie über einen längeren Zeitraum überwiegend negative Grundstimmungen haben: Dann können die positiven Erlebnisse nicht mehr richtig durchdringen und wirken. (Das ist übrigens eine perfekte Methode, sich eine hübsche kleine Depression heranzuzüchten. Aber wie Sie bei einem Musikstück die Vorzeichen ändern können, so können Sie auch Ihre Grundstimmung beeinflussen.)
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Das explosive Gefühlsgemisch
Wir haben also Grundgefühle, gemischte Gefühle und Stimmungen. Doch wo kommen die her, was sind ihre
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