Everybodys Darling, Everybodys Depp
Gefühl auf (Uhr- oder Tageszeit)?
Wo waren Sie (Umgebung/Situation)?
Wer war an der Situation beteiligt?
Was war der Auslöser für das Gefühl (die Gefühle)?
Welche Gedanken erzeugte der Auslöser?
Welche Emotionen fühlten Sie genau?
Wie haben Sie reagiert?
Auch Monika führt jetzt ein Gefühlstagebuch. Nehmen wir ein beliebiges Beispiel aus ihrem Leben:
Wann? Montagabend, ziemlich spät.
Wo/Situation? Zu Hause, müde, etwas frustriert, auf dem Sofa.
Wer war beteiligt? Meine kleine Schwester Muriel.
Auslöser? Sie rief wieder mit diesem jammernden Tonfall an, den auch Mama früher drauf hatte und den ich noch nie ausstehen konnte. Sie wollte unbedingt, dass ich ihr übers Wochenende mein Auto leihe, damit sie mit ihren Freundinnen eine Spritztour nach Wien machen konnte.
Gedanken? Eigentlich wollte ich ihr mein Auto nicht leihen. Erstens hat sie selbst eines, zweitens kriege ich es immer in fürchterlichem Zustand zurück, und drittens fährt sie wie der Teufel. Ich mache mir Sorgen, dass sie mein Auto zu Schrott fährt. Aber: Was wäre ich doch für eine fürchterliche Schwester, wenn ich ihr wegen meiner kleinlichen Betrachtungsweise den Spaß verderben würde. Ich fürchtete, dass sie gleich wieder zu weinen anfangen würde, und hatte ein total schlechtes Gewissen, so egoistisch zu sein.
Emotionen? Ich war ziemlich wütend. Wütend auf sie, dass sie mich emotional so erpresste mit ihrem Gequengel, aber auch |70| wütend auf mich, weil ich bei der ersten Träne umfiel. Dann fühlte ich mich aber auch schuldig, weil ich wütend war und weil ich so egoistisch war. Resigniert und verzweifelt. Ich weiß einfach nie, wie ich mit so etwas umgehen soll. Nach dem Telefonat hatte ich wieder Kopfschmerzen.
Reaktion? Ich habe ihr mein Auto zähneknirschend versprochen und ihr auch noch versichert, dass es mir nichts ausmacht. Nur, damit sie kein schlechtes Gewissen bekommt.
Wenn Sie sich auf diese Weise einige Tage beobachtet haben, werden Sie bemerken, dass Sie Ihre Gefühle, die Auslöser und die einzelnen Elemente immer schneller und besser wahrnehmen können. Gut so. Je klarer und je eher Sie Ihre Gefühle analysieren, desto besser können Sie entgegensteuern.
Auslöser identifizieren, Verhaltensmuster knacken
Auf diese Weise können Sie nach immer wiederkehrenden Verhaltensmustern fahnden. Ganz sicher gibt es auch bei Ihnen bestimmte Auslöser, die Ihr emotionales Karussell automatisch in Gang setzen. Was verursacht bei Ihnen negative Gedanken und Emotionen? Eine Geste, ein Gesichtsausdruck, eine Situation, ein Tonfall, eine bestimmte Formulierung, eine Emotion beim Gegenüber?
Monika hat herausgefunden, dass es bei ihr unter anderem dieser jämmerliche Tonfall ist, der sie sofort in Mitgefühl schwimmen lässt, ihr schlechtes Gewissen aktiviert und sie ziemlich schnell umfallen lässt. Das hat sie als Kind gelernt: Ihre Mutter hat ihr damit – sicher unbeabsichtigt, aber regelmäßig – Schuldgefühle eingeimpft.
Sollte es Ihnen schwer fallen, Ihre Gefühle und Stimmungen so differenziert wahrzunehmen, können Sie morgens – oder auch |71| tagsüber, wenn Sie ein Viertelstündchen Zeit haben – zusätzlich folgende Wahrnehmungsübung machen:
Gefühle besser wahrnehmen Setzen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen, atmen Sie ein paar Mal tief durch, und konzentrieren Sie sich auf Ihr Innenleben. Spüren Sie in sich hinein: Was fühlen Sie gerade? Seien Sie geduldig, bis Sie etwas wahrnehmen. Es muss nicht gleich eine starke Emotion sein; schwache Gefühle und unterschwellige Stimmungen machen uns ohnehin öfter zu schaffen. Vielleicht taucht so etwas wie Neugier auf oder Langeweile, ein Gefühl der Albernheit, vermischt mit etwas Ärger? Irgendetwas wird mit Sicherheit spürbar sein – wir können nicht nichts fühlen. Nun greifen Sie zu Ihrem Tagebuch und notieren alles, was Sie bei dieser Wahrnehmungsübung gespürt haben. Beschreiben Sie unzensiert die emotionalen Regungen, die körperlichen Empfindungen, aber auch Ihre Gedanken dazu. Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Gefühle auch in anderen Formen zum Ausdruck bringen: Malen Sie, bewegen Sie sich zur Musik, singen Sie oder machen Sie Geräusche. Was immer Ihnen liegt und Ihnen geeignet erscheint.
Diese Übung schult nicht nur Ihr Wahrnehmungs- und Differenzierungsvermögen, sondern sie hilft Ihnen auch, den Tag im Hinblick auf Ihre Stimmungen und Emotionen bewusster zu gestalten. Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Gefühlswelt, damit es Ihnen
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