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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Becker
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nachzuvollziehen, was im anderen vorgeht. Sie ergründen dessen Gedanken und Gefühle so, als passierten sie Ihnen. Die dritte Perspektive ist die der
Dissoziation
: Sie beobachten dabei etwas von außen, als unbeteiligte Zuschauerin, die nicht aktiv am Geschehen teilnimmt und so das Ereignis kühl und ruhig wahrnehmen kann.
    Die Blickwinkel sind nicht nur in Bezug auf die Wahrnehmung, sondern auch emotional gravierend unterschiedlich. Die Perspektive der Assoziation fühlt sich so an, als säßen Sie in der Achterbahn: Sie rattern langsam nach oben. Am höchsten Punkt, der ersten Steilkurve, blicken Sie nach unten in den Abgrund, verspüren ein flaues Gefühl im Magen, merken, wie sich ein Kribbeln im Körper ausbreitet, starren wie gebannt auf die Gleise und nehmen nichts mehr wahr außer der zunehmenden Geschwindigkeit. |89| Während Sie nach unten sausen, fragen Sie sich panisch, wie oft so ein Wagon wohl schon aus dem Gleis geflogen ist ... Sie sind vollständig mit Ihren Empfindungen, Ressourcen, Gedanken und Gefühlen in Kontakt und nehmen die Welt nur aus Ihrem Blickwinkel wahr.

    Die Perspektive der Empathie kann ähnlich intensiv sein, wenn Sie sich nicht nur rational, sondern auch emotional in eine andere Person hineinversetzen können. Was Sie als harmoniebedürftiger Mensch normalerweise sehr gut können – und leider auch viel zu oft und zu lange tun, sodass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse gar nicht mehr wahrnehmen. Viele Menschen in heilenden oder therapeutischen Berufen gehen abends mit den Problemen ihrer Patienten nach Hause und sind nicht selten nach ein paar Jahren ausgebrannt.
    Die Perspektive der Dissoziation hingegen ruft ganz andere Wahrnehmungen und Empfindungen wach, und die sind meist nicht so intensiv: Es macht einen immensen Unterschied, ob Sie selbst in der Achterbahn sitzen oder sich, wie in der dritten Perspektive, auf einer Kinoleinwand dabei zuschauen: »Na, das sieht ja interessant aus, so eine Achterbahnfahrt! Und wenn alle Insassen so laut kreischen, ich selbst in dem Film auch, scheint es irgendwie auch beängstigend zu sein. Da, dem einen fliegt auch noch die Brille weg, die hätte er vorher vielleicht abnehmen sollen. |90| Und mir zerzaust es offensichtlich die ganz Frisur; sollte ich in diesem Leben jemals wieder Achterbahn fahren, binde ich mir wohl vorher besser ein Kopftuch um.«
    Aus dem Kinosessel heraus können Sie eine Situation distanziert und analytisch wahrnehmen und sind emotional nicht involviert. Sie sind mit den Gefühlen des Erlebnisses nicht so intensiv in Kontakt, können allerdings auch nicht so direkt auf die ganze Palette Ihrer Stärken und Fähigkeiten zugreifen.
    Wenn Sie einmal bei sich beobachten, aus welcher Perspektive Sie Ihre inneren Filme wahrnehmen, werden Sie vielleicht feststellen, dass Sie, wie viele Menschen, eine nicht besonders kluge Strategie haben: Ihre positiven, angenehmen Erlebnisse – wie traumhafte Stunden mit Ihrem Liebsten am Strand – haben Sie dissoziiert abgespeichert. Das heißt, Sie registrieren die damit verbundenen Gefühle nur als Beobachterin, können aber nicht noch einmal in ihnen schwelgen. Die negativen Begegnungen sind hingegen assoziiert abgelegt: Jedes Mal, wenn Sie sich an die Präsentation erinnern, in der Ihnen vor versammeltem Publikum leider die Rocknaht geplatzt ist, durchleiden Sie die damit verbundenen Gefühle der Peinlichkeit nochmals. So hängt Ihnen das Erlebnis wie ein emotionaler Klotz am Bein.
    Hauptdarsteller oder Zuschauer?
    Eine wirksame und einfache Strategie im zielführenden Umgang mit emotionalen Erlebnissen oder Vorstellungen: Wechseln Sie Ihre innere Perspektive! Spielen Sie Theater: Springen Sie bei angenehmen Vorstellungen aus Ihrem Logenplatz auf die Bühne und agieren Sie mit. Hüpfen Sie bei negativen sofort herunter von der Bühne, lehnen Sie sich in Ihrem Sessel zurück und analysieren Sie von dort aus, was die bedauernswerte Person, der diese peinliche Sache mit dem Rock gerade passiert, künftig besser machen könnte: das Kostüm |91| eine Nummer größer wählen, in einem Bleistiftrock keine großen Schritte machen, auf elastisches Stretchmaterial achten ... Sie müssen nichts weiter tun, als es sich vorstellen. Genial, oder? Und unser Hirn kann noch viel mehr, zum Beispiel auf einen einfachen kleinen Auslöser hin intensive Gefühle und Zustände abrufen.
    So wie negative Gefühle und Gedanken durch einen Auslöser aktiviert werden können, geschieht das auch bei positiven. Der

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