Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
Vom Netzwerk:
spät ist es?“, fragte sie.
„Noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. Du warst verdammt lange weg.“ „Wo sind meine Sachen?“
Shaytan öffnete die oberste Schublade einer antiken Kommode. Dort drinnen lagen ihre ordentlich gefaltete Kleidung und ihre Waffe.
Erleichtert atmete Evianna auf. „Ich würde mich jetzt gern’ anziehen und gehen.“ „Bitte.“ Shaytan trat einen Schritt zur Seite.
Evianna nahm ihre Kleidung aus der Schublade. „Was ist?“, fragte sie. „Willst du mir etwa beim Anziehenzusehen?“
„Entschuldige.“ Er ging zur Tür. „Kann ich vielleicht noch irgendetwas für dich tun?“ „Ja. Du könntest meinen Dienstwagen holen lassen. Er steht… .“
Shaytan unterbrach sie. „Schon erledigt. Er steht unten vor dem Haupttor.“ Evianna nickte überrascht.
Shaytan war im Begriff die Tür hinter sich zu schließen, als Evianna sagte:„Ich habe Satyr gesehen, als er… als er….“
Shaytan ließ den Kopf hängen. „Ich weiß. Das hätte niemals passieren dürfen.“ Evianna starrte auf ihre nackten Füße. „In dem Moment dachte ich wirklich, er macht mich kalt.“
„Das hätte er wohlauch getan, wenn nicht… .“
„Wenn nicht? Was?“
Shaytan schüttelte den Kopf. „Es hätte nie passieren dürfen.“ Dann war er verschwunden.
Erschöpft sank Evianna aufs Bett. Sie sah aus dem Fenster. Im Osten stand der Mond am Himmel. Aus der Tasche ihrer Hose zog sie ein kleines Päckchen mit Pillen hervor und schluckte eine davon herunter. Sie starrte auf die tröstliche Silhouette des Mondes bis das LSD wirkte. Die quälenden Kopfschmerzen ließen langsam nach und Evianna fand endlich die Kraft sich anzuziehen. Währenddessen dachte sie darüber nach, was genau sie so schockiert hatte. War es Satyrs abscheuliches Aussehen? Vielleicht war es das. Aber genau genommen sah Engus auch echt scheiße aus, nur dass er nicht so groß und Furcht einflößend war. Oder war es die Tatsache, dass Gargoyles alles fraßen, was Knochen besaß? Das taten Löwen, Tiger und Haie auch.
Was es auch war, Evianna beschloss, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Immerhin war sie ein Adiutor der BVb. Entschlossen stand sie auf und warf einen Blick aus dem Fenster. Langsam wurde es Zeit, Keir aus dem Zwinger abzuholen. Sie atmete tief durch und ging zur Tür. Erstaunt stellte sie fest, dass jemand so nett gewesen war, die Fackeln in den Gängen zu entzünden, so war es nicht schwer, den Weg durch die Burg nach draußen zu finden.
Froh darüber, dass ihr keiner der Gargoyles begegnet war, zog sie das schwere Eingangsportal hinter sich zu. Der Dienstwagen parkte vor dem Tor, so wie Shaytan gesagt hatte. Der Schlüssel steckte. Bevor Evianna den Motor startete, wanderte ihr Blick unwillkürlich hinauf zu den Zinnen des höchsten Wehrgangs. Ihr stockte der Atem als sie dort oben Satyr entdeckte, der unbeweglich in menschlicher Gestalt vor der Silhouette des Mondes stand. Und obwohl sie in der Dunkelheit keine Details erkennen konnte, spürte sie förmlich, dass er sie beobachtete. Erleichtert stellte sie fest, dass es ihr nichts ausmachte.
Evianna startete den Motor und fuhr los. Wahrscheinlich hatte Satyr sie im Park einfach nur durch seine gewandelte Gestalt erschreckt. Immerhin hatte sie noch nie zuvor einen gewandelten Gargoyle in Aktion erlebt. Und ein versteinertes Abbild auf einem Mauervorsprung war dazu weiß Gott kein Vergleich.
Bei näherer Betrachtung fiel Evianna auf, dass sie auch noch nie einem gewandelten Werwolf besonders nahe gekommen war. Was natürlich auch ratsam war, wenn man den Wunsch verspürte, noch ein wenig weiter zu leben. Und einem gewandelten Werwolf auf der Straße zu begegnen, war in Zeiten wie diesen äußerst unwahrscheinlich. Denn öffentliche Wandlung stand für jede Art von Therianthrop unter Strafe. Dazu kam, dass die Dämonenjäger das staatlich verliehene Recht besaßen, einen gewandelten Therianthropen sofort zu töten. Und das taten sie, denn nichts machte Zagon und seinen Männern mehr Spaß als das Jagen und Töten.
    Als Evianna den Zwinger erreichte, passierte sie die Kontrollen und parkte den Wagen im Innenhof neben denen einiger anderer Wartender. Plötzlich kam ihr ein Gedanke: eine bessere Gelegenheit, einen gewandelten Werwolf gefahrlos aus der Nähe zu sehen als hier, gab es doch gar nicht. Dann würde sich zeigen, ob Keirs gewandelte Gestalt die gleiche Wirkung auf sie hatte wie Satyrs.
Evianna sah zum Himmel. Bis Sonnenaufgang blieb ihr noch etwa eine halbe Stunde.

Weitere Kostenlose Bücher