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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
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Entschlossen stieg sie aus und sofort richteten sich einige Suchscheinwerfer auf sie. In der Ferne hörte sie das leise Klicken von entsichertenWaffen. „Alles in Ordnung! BVb!“, rief Evianna. Sehr langsam zog sie ihren Dienstausweis hervor und hielt ihn in die Höhe.
Von rechts näherte sich ein Wärter und kontrollierte mit vorgehaltener Waffe ihren Ausweis.
„Ich möchte zu Adiutor Keir Roddick“, sagte Evianna.
„Es tut mir leid, du musst hier draußen warten. Besucher sind drinnen nicht zugelassen“, erklärte der Wärter und bedeutete ihr, wieder in den Wagen zu steigen. „Bitte, es ist wichtig.“ Evianna versuchte es mit einem Lächeln.
Der Wärter schüttelte den Kopf. „Vor Sonnenaufgang da ’reinzugehen, ist viel zu gefährlich. Und es verstößt gegen die Vorschrift.“
„Ich bin dienstlich hier“, sagte Evianna sehr überzeugend und nahm eine Haltung an, die unmissverständlich aussagte, dass sie nicht wieder in den Wagen steigen würde. Nachdenklich kratzte sich der Wärter am Kopf. „Dienstlich? Ich glaube kaum, dass es mit einem gewandeltenWerwolf etwas zu besprechen gibt.“
„Entweder bringst du mich jetzt sofort dort hinein, oder ich kriege dich dran, wegen Behinderung laufender Ermittlungen.“
Der Wärter seufzte und nahm ihren Dienstausweis an sich. „Also gut. Aber der bleibt bei mir. Damit wir später das, was von dirübrig ist, identifizieren können.“ Evianna schluckte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, einen gewandelten Werwolf aus der Nähe sehen zu wollen. Doch jetzt zu kneifen, kam nicht in Frage. Evianna folgte dem Wärter durch endlose Sicherheitsvorrichtungen nach drinnen.
Hinter der letzten Tür wurde es laut. Und zwar richtig laut. Von überall her hallte das Jaulen und Heulen von den Wänden wider und der beißende Gestank eines Tierasyls, in dem seit längerer Zeit niemand sauber gemacht hatte, überfiel Eviannas Geruchsnerven. Prompt wurde ihr übel.
Der Wärter bemerkte es und grinste. „Hier bei den Männchen ist der Geruch am Schlimmsten.“
„Sie sind nach Geschlechtern getrennt?“, fragte Evianna überrascht und stellte einmal mehr fest, wie wenig sie eigentlich über Werwölfe wusste.
„Ja. Hier oben sind nur die Männchen. Die etwas weniger gefährlichen Weibchen sind unten untergebracht. Im Keller tobt der Nachwuchs. Solange sie noch nicht geschlechtsreif sind, dürfen sie zusammen im Rudel bleiben.“
Vor einem der Flure machte der Wärter halt. „Da wären wir“, sagte er. „Es ist Zelle siebenunddreißig. Und immer schön auf der blauen Linie bleiben, damit dich keiner von ihnen erwischt.“
Evianna nickte.
„Viel Spaß“, sagte der Wärter und ließ sie allein – in einem Flur voller Zellen, in denen sich eine stattliche Anzahl gewandelter Werwölfe befand.
Evianna verfluchte sich und ihre Einfälle. Was wollte sie sich denn damit beweisen? Den Blick auf die Mitte des Flures gesenkt, folgte sie der blauen Linie. Natürlich hatten die Wölfe sie längst gewittert. Einige sprangen aufgeregt an die vergitterten Türen, sie jaulten, sie knurrten und einige bissen in die Gitterstäbe. Evianna würdigte sie keines Blickes und wanderte unbeirrt weiter, bis sie die Zelle mit der Nummer siebenunddreißig erreicht hatte. Hinter der Tür lauerte ein riesiges goldbraunes Untier und fletschte wütend die messerscharfen Zähne. Das sollte Keir sein? Nie im Leben. Offenbar lag hier eine Verwechselung vor. Evianna wandt sich um, zu dem Exemplar, das sich in der Zelle hinter ihr befand. Dort war ein eisgrauer Wolf damit beschäftigt, den Betonboden hinter der Tür aufzukratzen– glücklicherweise ohne Erfolg. Aber auch er sah nicht aus wie Keir. Was hatte sie denn eigentlich erwartet?, fragte sie sich. Hatte sie tatsächlich geglaubt, ihren Kollegen zwischen all diesen Wesen erkennen zu können? Oder, dass er noch irgendetwas Menschliches an sich hatte?
Evianna betrachtete den goldbraunen Wolf vor sich, der nun wie wild an den massiven Gitterstäben der Tür hochsprang und ein heiseres Knurren hören ließ. Seine Beine waren lang und kräftig und seinen Hals umgab ein langhaariger Behang, der einer Löwenmähne glich.
Da es weit und breit keinen Stuhl gab, ließ Evianna sich mitten im Flur vor Keirs Zellentür nieder und beobachtete ihn.
Rastlos pirschte das Tier durch die Zelle, bäumte sich an einer Wand auf, schlich mit gesenktem Kopf zurück zur Tür und schnüffelte.
„Keir? Bist du das?“, fragte Evianna.
Der Wolf zeigte keinerlei

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