Evies Garten (German Edition)
ist … nun ja …« Vater schüttelte den Kopf. Er schwieg eine ganze Weile. Schließlich sagte er: »Es gibt wohl keinen großen Unterschied.« Er ließ ihre Schultern los. »Ich wollte nicht so ausrasten. Sag mir einfach … sag mir, was du brauchst.«
»Ich will in die Stadt fahren.«
»Jetzt gleich?«
»Ja. Heute ist mein Geburtstag, und du hast trotzdem den ganzen Tag gearbeitet. Ich will Maggie besuchen.«
Vater warf einen Blick auf die Bäume, und Evie wusste schon, was er sagen würde. »Es gibt hier draußen mehr Arbeit, als ich alleine schaffen kann. Wenn wir im nächsten Herbst Äpfel ernten wollen, kann ich es mir einfach nicht leisten, blauzumachen.«
Sie dachte an all die Tage in der letzten Zeit, an denen sie das gemacht hatte, was er wollte, aber dieses Mal würde sie kein Nein hinnehmen.
»Es ist aber wichtig«, beharrte Evie. Dann sah sie ihn mit demselben Blick an, den Mom immer hatte, wenn sie sich etwas wirklich gewünscht hatte – sie legte den Kopf schräg und zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch.
Vater machte den Mund auf, doch dann wandte er sich ab, und für einen Moment traten glitzernde Tränen in seine Augen. Aber dann räusperte er sich nur und trat gegen einen Stapel Äste.
»Also gut«, sagte er schließlich. »Das ist wohl nicht zu viel verlangt.«
Das Ende der Geschichte
Auf der Fahrt in die Stadt war Evie so nervös, dass sie kaum still sitzen konnte.
Was wusste Maggie über das Saatkorn?
Sie war sicher, dass Maggie ihr etwas verschwiegen hatte. Es war, als sollte sie ein Puzzle legen und das letzte Puzzleteil wartete in Maggies Laden auf sie. Sobald Vaters Auto anhielt, hüpfte sie heraus, weil sie vor Vater im Laden sein wollte. »Nicht so schnell«, sagte er und holte sie mit langen Schritten ein, doch als sie den Laden betraten, stand Maggie hinter der Kassentheke und beriet einen Kunden. Evie trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Als Maggie die beiden entdeckte, nickte sie ihnen zu.
»Simon«, sagte sie zu dem Mann vor der Theke, »das sind Frank Adler und seine Tochter Evie. Sie haben Rodneys Haus gekauft, und Frank will die Apfelplantage wieder zum Leben erwecken. Es wäre doch schön, wenn hier wieder Äpfel wachsen, nicht wahr?«
Der Mann an der Theke runzelte die Stirn. »Sie sollten die Finger von diesen Bäumen lassen, Adler«, brummte er. »Sonst machen Sie alles nur noch schlimmer. Hier wächst nichts mehr – noch nicht mal Unkraut auf dem Rasen – weil die Bäume die Kraft aus allen Pflanzen saugen. Wenn man mich fragt, machen sie nichts als Ärger. Wir hätten sie schon vor Jahren niederbrennen sollen, egal ob es Rodney gepasst hätte oder nicht.«
Evie spürte, wie ihr Vater neben ihr erstarrte, doch Maggie reagierte schnell und klatschte das Wechselgeld für den Kunden laut auf die Theke.
»Wer hat dich um deine Meinung gebeten?«, fragte sie, ehe Vater etwas sagen konnte. »Es ist nicht gerade nachbarschaftlich, loszuschimpfen, ohne wenigstens Hallo zu sagen.«
Der Mann schnaubte nur verächtlich. »Ich habe nicht vor, nachbarschaftlich zu sein«, gab er zurück und stopfte sich die Münzen in die Hosentasche. Dann drehte er sich um und rempelte Vater beim Vorbeigehen so an, dass Evie dachte, dass er Streit anfangen wollte. Doch Vater sah ihm hinterher, bis er zur Tür hinausgegangen war.
Maggie schüttelte den Kopf. »Macht euch nichts draus«, sagte sie, als die Eingangstür zuschlug. »Die Leute sind einfältig und abergläubisch, aber sie werden bald damit aufhören.«
So? , fragte sich Evie. Und wenn sie recht haben?
Vater runzelte die Stirn und senkte den Blick. »Ich will mir mal die Sägeblätter hinten im Laden ansehen«, sagte er und wich Maggies Blick aus. Evie schaute ihm hinterher, während er einen der Gänge entlangging.
Sobald er verschwunden war, beugte sie sich vor. »Maggie«, flüsterte sie, »hat Rodney je was über das Saatkorn gesagt? Ich meine, bevor er Ihnen das Kästchen gegeben hat?«
Maggie holte tief Luft, als wollte sie abwägen, wie viel sie verraten sollte. Schließlich nickte sie. »Ja«, sagte sie. »Aber seine Geschichten ergaben keinen Sinn, deswegen habe ich sie nie geglaubt.« Sie beugte sich zu Evie. »Ich muss unbedingt etwas wissen … Warum hast du gesagt, dass das Saatkorn dir komisch vorkommt?«
Evie zögerte. Sie fragte sich, ob Maggie ihre Gefühle ebenso verständnislos abtun würde wie Vater.
»Ich habe einen Windhauch gespürt«, erklärte sie dann, »so wie der
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