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Evies Garten (German Edition)

Evies Garten (German Edition)

Titel: Evies Garten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.L. Going
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geschenkt hatte? Um zu beweisen, dass er seine Schwester nicht umgebracht hatte.
    Aber wie konnte ein Saatkorn irgendwas beweisen? Vielleicht besaß es ja Zauberkräfte wie in einem Märchen …
    Evie fiel ein, was Mom über Märchen gesagt hatte: »Sie sind nicht immer lieb und nett, Evie. Manchmal gibt es Wölfe, die kleine Kinder fressen, und Böses, das in den Wäldern lauert. Wünsch dir ja nie, dein Leben wäre ein Märchen.«
    Aber jetzt fühlte sich Evie so, als wäre sie schon mittendrin. »Mom«, flüsterte sie, »woran kann ich erkennen, was wahr ist und was nicht?«
    Sie wünschte sich, jemanden zu haben, den sie fragen konnte. Jemanden, der die Dinge ähnlich sah wie sie. Plötzlich hatte sie die Antwort. Es gab tatsächlich jemanden.
    Maggie.
    Evie rannte den Flur entlang bis zu der Stelle, an der die Telefonliste für Notfälle hing und sah die Liste durch. Großmutter, Onkel Pete, Tante Carol … Und da war die Nummer, die sie suchte. In Vaters krakeliger Handschrift stand da: Maggie Clayton, 555–7872.
    Ihre Hand zitterte, als Evie die Nummer wählte, und es klingelte zweimal, bevor jemand abnahm.
    »Claytons Farmzubehör. Was kann ich für Sie tun?«
    »Maggie?«
    »Ja?«
    Evie schluckte einen Kloß herunter. Sie hatte sich gar nicht überlegt, was sie sagen wollte. »Hier ist Evie. Evie Adler.«
    »Evie. Ist alles in Ordnung? Du klingst so aufgeregt.«
    »Nein, es ist alles okay«, sagte Evie. »Ich muss Sie bloß was fragen. Über das Saatkorn.«
    In der Leitung blieb es lange still – so lange, dass Evie sich schon fragte, ob Maggie den Hörer aufgelegt hatte.
    »Hast du es schon eingepflanzt?«, fragte Maggie schließlich.
    »Noch nicht«, sagte Evie, »aber manchmal kommt es mir … komisch vor … und ich wollte es eigentlich im Apfelgarten einpflanzen … aber jemand hat gesagt …«
    Jetzt wünschte Evie sich, nie angerufen zu haben, doch Maggie seufzte nur.
    »Jemand hat gesagt, auf dem Garten liegt ein Fluch, stimmt’s?«
    »Ja«, gab Evie zu.
    Maggies Stimme wurde sanft. »Vielleicht sollten wir darüber reden. Kannst du deinen Vater bitten, dich zu mir zu bringen? Ich kann den Laden jetzt nicht allein lassen, aber wenn du hier bist, finde ich sicher ein paar Minuten.«
    »Vater wird tagsüber nicht alles stehen und liegen lassen«, gab Evie zu bedenken, doch Maggie sagte nur: »Hast du ihn schon gefragt?«
    »Nein.«
    »Na, warum fragst du ihn dann nicht wenigstens und hörst, was er sagt?«
    »Okay«, gab sich Evie geschlagen und hoffte nur, dass Maggie recht behielt.
    »Ich warte hier auf dich.«
    Die Leitung wurde mit einem leisen Klicken unterbrochen. Evie hielt sich immer noch den Hörer ans Ohr und stand eine Weile still da. Sie war zwar sicher, dass Vater Nein sagen würde, doch schließlich legte sie den Hörer auf und holte ihren Mantel. Dann blieb sie einen Augenblick auf der Veranda stehen und betrachtete die Apfelbaumreihen.
    Alex hatte recht. Sie sahen genauso aus wie Bäume, auf denen ein Fluch lag.
    Sie schluckte schwer und ging auf den Garten zu. Sie folgte dem Geräusch der Kettensäge, bis sie Vater entdeckte, der einen Ast nach dem anderen abschnitt, als würde er mit einem riesigen Kraken kämpfen. Sie wartete eine ganze Weile, doch als er sich nicht umdrehte, ging sie zu ihm und berührte ihn leicht an der Schulter.
    Vater zuckte zusammen und stellte sofort die Säge ab.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht noch einmal anschleichen«, knurrte er.
    Fast wäre Evie weggerannt. Doch dann dachte sie an das Saatkorn und baute sich vor ihm auf.
    »Nein, hast du nicht«, rief sie. »Du hast gesagt, ich könnte über alles mit dir reden, aber das war gelogen.«
    Vater machte den Mund auf, doch Evie platzte einfach heraus: »Du hast mich angelogen! Du hast mir nicht gesagt, dass wir neben einen Friedhof ziehen, du hast nichts davon erzählt, dass Mom Rodney gekannt hat, du lügst, wenn du sagst, ich würde an erster Stelle kommen. Alles, was du willst, ist arbeiten – sogar an meinem Geburtstag. Du wärst glücklicher, wenn ich gar nicht da wäre.«
    Vater legte die Kettensäge hin und packte die wütende Evie an beiden Schultern. »Sag so etwas nie wieder!«, befahl er. »Es ist nicht wahr. Ich habe nicht gelogen, was den Friedhof angeht oder die Tatsache, dass deine Mutter Rodney gekannt hat. Ich hab dir nur nicht alles gesagt.«
    Evies Augen füllten sich mit Tränen, die sie zurückdrängte. »Und wo ist da der Unterschied?«
    »Der Unterschied

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